Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Dann füllten wir das Grab, und ich sprach ein Gebet zu Mithras, während die Sachsen zu ihrem Donnergott beteten. Am Abend brannten die ersten Totenfeuer. Ich half, die Leichen meiner Männer auf die Scheiterhaufen zu legen, und überließ es dann ihren Kameraden, ihre Seelen in die Anderwelt hinüberzusingen, während ich mir mein Pferd holte und durch die langen, sanften Schatten gen Norden ritt. Ich ritt zu dem Dorf, in dem unsere Frauen Unterschlupf gefunden hatten, und je weiter ich in die nördlichen Hügel kam, desto weiter blieb der Lärm der Walstatt hinter mir zurück, das Geräusch von knisternden Flammen, weinenden Frauen, gesungenen Elegien und wild brüllenden Betrunkenen.
Ceinwyn brachte ich die Nachricht von Cuneglas’ Tod. Sie starrte mich an, als ich ihr davon berichtete, und zeigte sekundenlang keinerlei Reaktion, doch dann stiegen ihr die Tränen in die Augen, und sie zog sich ihren Umhang über den Kopf. »Der arme Perddel«, sagte sie und meinte damit Cuneglas’ Sohn, der jetzt König von Powys war. Nachdem ich ihr erzählt hatte, wie ihr Bruder gestorben war, zog sie sich in die Hütte zurück, in der sie mit unseren Töchtern wohnte. Sie hätte gern meine Kopfwunde verbunden, die viel schlimmer aussah, als sie war, aber das ging nicht, weil sie mit ihren Töchtern um Cuneglas trauern mußte, das heißt, daß sie sich drei Tage und Nächte lang einschließen mußten, ohne die Sonne zu sehen und ohne einen Mann zu sehen oder zu berühren.
Inzwischen war es dunkel geworden. Ich hätte dort im Dorf bleiben können, da ich jedoch keine Ruhe fand, ritt ich im Schein des abnehmenden Mondes wieder nach Süden zurück. Zunächst wandte ich mich nach Aquae Sulis, weil ich Arthur in der Stadt zu finden hoffte, fand aber lediglich die von Fackeln beleuchteten Reste eines Blutbads. Die Männer unserer Landwehr waren über den unzulänglichen Stadtwall eingedrungen und hatten alles abgeschlachtet, was sie drinnen vorfanden, aber sobald Tewdrics Truppen die Stadt besetzten, hatte es mit dem Grauen ein Ende. Die Christen reinigten den Tempel der Minerva, entfernten die Eingeweide von drei geopferten Stieren, die von den Sachsen blutend auf den Fliesen liegen gelassen worden waren, und sobald der Schrein wieder hergestellt war, hielten sie einen Danksagungsritus ab. Als ich ihren Gesang hörte, zog ich los, um Gesänge meiner eigenen Art zu suchen, doch meine Männer waren in Cerdics niedergemachtem Lager geblieben, und in ganz Aquae Sulis gab es nur Fremde. Da ich weder Arthur noch irgendeinen anderen Freund finden konnte außer Culhwch, der sturzbetrunken war, ritt ich in der sanften Dunkelheit ostwärts am Fluß entlang. Es stank nach Blut, und die Luft war voller Geister, doch in meinem verzweifelten Wunsch nach Gesellschaft wagte ich es, den Gespenstern zu trotzen. An einem Feuer fand ich eine Gruppe von Sagramors Männern vor, die Lieder sangen, aber sie wußten nicht, wo ihr Befehlshaber war, und so ritt ich, vom Anblick zahlreicher Männer angelockt, die um ein Feuer tanzten, weiter nach Osten.
Die Tänzer waren Schwarzschilde, und sie hoben die Füße bei ihren Schritten sehr hoch, weil sie über den abgeschlagenen Köpfen ihrer Feinde tanzten. Ich hätte einen Bogen um die springenden Schwarzschilde gemacht, wenn mir nicht zwei weißgekleidete Gestalten aufgefallen wären, die mitten im Kreis der Tanzenden ruhig und gelassen am Feuer saßen. Einer von den beiden war Merlin. Ich schlang die Zügel meines Pferdes um den Stumpf eines Dornbuschs und schritt quer durch den Tänzerkreis. Merlin und sein Begleiter verzehrten eine Mahlzeit aus Brot, Käse und Ale, und als Merlin mich entdeckte, erkannte er mich anfangs nicht. »Weg mit Euch«, fuhr er mich an, »oder ich verwandle Euch in eine Kröte. Ach so, du bist es, Derfel!« Das klang enttäuscht. »Ich wußte ja, sobald ich was zu essen finde, wird so ein hungriger Bauch ankommen und erwarten, daß ich es mit ihm teile. Ich nehme doch an, daß du hungrig bist.«
»Das bin ich, Lord.«
Er winkte mir, mich neben ihn zu setzen. »Ich vermute, daß dies ein sächsischer Käse ist«, erklärte er zweifelnd, »und außerdem war er, als ich ihn fand, stark blutbesudelt, aber ich habe ihn gründlich gewaschen. Na ja, ich habe das Blut weggewischt, und er hat sich erstaunlicherweise als durchaus eßbar erwiesen. Es wird wohl gerade noch für dich reichen.« In Wirklichkeit hätte es für ein Dutzend Männer gereicht.
»Das hier ist Taliesin«, stellte
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