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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sagte er kurz. Er starrte zum Tor hinüber; ja, immer wenn er nach Dun Caric kam, setzte er sich an diesen westlichen Abhang, niemals auf den östlichen oder den südlichen, von dem aus man Caer Cadarn sehen konnte, sondern immer nur an den Abhang mit dem Blick über das weite Tal. Ich wußte, was er dachte, und er wußte, daß ich es wußte, aber er wollte ihren Namen nicht aussprechen, denn er wollte mir gegenüber nicht eingestehen, daß er an jedem Morgen mit dem Gedanken an sie erwachte und jeden Abend um Träume von ihr betete. Dann spürte er plötzlich meinen Blick und sah auf die Felder unten hinab, wo Issa junge Knaben zu Kriegern heranzog. Die Herbstluft hallte wider vom Geklapper aufeinanderprallender Speerschäfte und Issas rauher Stimme, mit der er seine Schüler aufforderte, die Klingen tief und die Schilde hoch zu halten. »Wie sind sie?« erkundigte sich Arthur und nickte dabei zu den Rekruten hinüber.
    »Wie wir vor zwanzig Jahren«, antwortete ich. »Und damals haben die Älteren uns erklärt, wir würden niemals Krieger werden. Und in zwanzig Jahren werden genau diese Knaben ihren Söhnen dasselbe sagen. Sie werden bestimmt gut. Eine einzige Schlacht wird sie reifen lassen, und dann werden sie genauso brauchbar sein wie jeder andere Krieger in Britannien.«
    »Eine Schlacht«, wiederholte Arthur grimmig. »Vielleicht haben wir nur eine einzige Schlacht. Wenn die Sachsen kommen, Derfel, werden sie uns zahlenmäßig weit überlegen sein. Selbst wenn Powys und Gwent all ihre Männer schicken, werden sie uns überlegen sein.« Damit sprach er eine bittere Wahrheit aus. »Merlin sagt, wir sollen uns keine Sorgen machen«, fuhr Arthur ironisch fort. »Sein Vorhaben in Mai Dun werde den Krieg überflüssig machen. Wart Ihr schon einmal dort?«
    »Noch nicht.«
    »Hunderte von Narren schleppen Brennholz auf den Gipfel. Wahnsinn!« Er spie aus. »Ich setze mein Vertrauen nicht in Kleinodien, Derfel, sondern in Schildwälle und scharf geschliffene Speere. Und eine Hoffnung habe ich noch.« Er hielt inne.
    »Und die wäre?«
    Er wandte sich zu mir um. »Wenn wir unsere Feinde noch ein einziges Mal entzweien könnten«, sagte er, »hätten wir immer noch eine Chance. Wenn Cerdic allein kommt, können wir ihn besiegen, solange Powys und Gwent uns helfen, aber Cerdic und Aelle gemeinsam kann ich unmöglich bezwingen. Das könnte ich vielleicht, wenn ich fünf Jahre hätte, um unser Heer wieder aufzubauen, aber bis zum nächsten Frühling ist mir das unmöglich. Unsere einzige Hoffnung, Derfel, ist es, daß sich unsere Feinde entzweien.« Das war unsere alte Art, Krieg zu führen: den einen Sachsenkönig zu bestechen, damit er gegen den anderen kämpfte. Aber nach allem, was Arthur mir berichtet hatte, waren die Sachsen sehr darauf bedacht, daß so etwas in diesem Winter nicht geschah. »Ich werde Aelle dauernden Frieden zusichern«, fuhr Arthur fort. »Er kann alles Land, das er bis jetzt besitzt, behalten, und dazu alles Land, das er Cerdic abnehmen kann, und er und seine Nachkommen dürfen für immer über dieses Gebiet herrschen. Versteht Ihr mich? Ich überlasse ihm das Land auf ewig, wenn er sich nur in dem bevorstehenden Krieg auf unsere Seite stellt.«
    Eine Zeitlang sagte ich nichts. Der alte Arthur, der Arthur, der vor jener Nacht im Isistempel mein Freund gewesen war, hätte diese Worte niemals gesprochen, denn sie waren nicht ernst gemeint. Niemand würde britannisches Land an die Sais abtreten. Also log Arthur in der Hoffnung, daß Aelle ihm diese Lüge glauben würde, und dann würde Arthur nach ein paar Jahren sein Versprechen brechen und Aelle angreifen. Das wußte ich, aber ich wagte es nicht, ihm diese Lüge vorzuhalten, denn dann konnte ich nicht mehr so tun, als glaubte ich sie selbst. Statt dessen erinnerte ich Arthur an einen alten Eid, der neben einem weit entfernten Baum unter einem Stein vergraben worden war.
    »Ihr habt geschworen, Aelle zu töten«, hielt ich ihm vor. »Habt Ihr jenen Eid vergessen?«
    »Eide kümmern mich jetzt nicht mehr«, entgegnete er kalt, doch dann brach sich sein Ärger Bahn. »Warum sollten sie denn auch? Hat irgend jemand einen Eid gehalten, den er mir geschworen hat?«
    »Ich schon, Lord.«
    »Dann seid mir gehorsam, Derfel«, sagte er kurz angebunden, »und geht zu Aelle.«
    Ich hatte mit diesem Auftrag gerechnet. Anfangs ließ ich mir Zeit mit der Antwort und beobachtete statt dessen, wie Issa seine Knaben zu einem schiefen und krummen Schildwall

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