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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nach Osten – denn diese Route hätte mich gefährlich nahe an Cerdics Land herangeführt –, sondern zunächst nördlich nach Gwent und dann erst ostwärts, so daß ich die sächsische Grenze dort erreichte, wo Aelle regierte. Anderthalb Tage lang zog ich durchs Ackerland von Gwent, an Villen und Gehöften vorbei, aus deren Dächern durch Löcher Rauch emporstieg. Die Felder waren von den Hufen der Rinder, die für das Winterschlachtfest in Hürden gesperrt waren, zu Schlamm zertreten worden. Das Muhen der Tiere begleitete meine Reise wie eine melancholische Melodie. In der Luft lag ein erster Hauch von Winter, und am Morgen hing die angeschwollene Sonne tief und bleich in den Nebelbänken. Stare schwärmten über den kahlen Feldern.
    Während ich nach Osten ritt, veränderte sich die Landschaft. Da Gwent christlich war, kam ich zunächst an großen, kunstvoll erbauten Kirchen vorbei, am zweiten Tag jedoch waren die Kirchen schon sehr viel kleiner und die Gehöfte weniger stattlich, bis ich schließlich die mittlere Region erreichte, das Ödland, wo weder Sachsen noch Britannier regierten, wo aber beide ihre Schlachtfelder hatten. Auf den Feldern, die früher ganze Familien ernährt hatten, wuchsen nun Eichenschößlinge, Weißdorn, Birken und Eschen, die Villen waren Ruinen ohne Dach und die Hallen vom Feuer zerstörte Gerippe. Dennoch lebten hier noch Menschen, und als ich einmal in einem nahen Wald jemanden laufen hörte, zog ich Hywelbane, weil ich mich vor den herrenlosen Männern fürchtete, die in diesen wilden Tälern Zuflucht gesucht hatten, aber niemand näherte sich mir – bis mir am selben Abend eine Grupppe von Speerkämpfern den Weg verstellte. Es waren Männer aus Gwent, die, wie alle Soldaten von König Meurig, Reste römischer Uniformen trugen, Brustpanzer aus Bronze, Helme mit einem Busch aus rotgefärbten Roßhaaren und rostrote Mäntel. Ihr Anführer, ein Christ namens Carig, lud mich in ihre Festung ein, die in einer Lichtung auf einer hohen, bewaldeten Erhebung stand. Carigis Aufgabe war es, die Grenze zu bewachen, deswegen erkundigte er sich barsch, was ich hier zu suchen habe; doch als ich ihm meinen Namen nannte und erklärte, ich sei für Arthur unterwegs, fragte er mich nicht weiter aus.
    Carigs Festung bestand aus einer schlichten Holzpalisade und ein paar Hütten voll vom dichten Rauch ihrer offenen Feuer. Ich wärmte mich daran, während Carigs zwölf Männer an einem Spieß, den sie aus einem eroberten Sachsenspeer gefertigt hatten, eine Wildkeule brieten. Ungefähr einen Tagesmarsch von der Festung entfernt gab es ein Dutzend weiterer Befestigungsanlagen, allesamt nach Osten gerichtet, um das Land vor Aelles Plünderern zu schützen. Dumnonia hatte ganz ähnliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen, bei uns stand jedoch ein ganzes Heer dicht an der Grenze. Die Kosten für ein solches Heer waren exorbitant – sehr zum Ärger jener, die mit ihren Abgaben von Korn, Leder, Salz und Fellen für die Truppen bezahlen mußten. Arthur war stets bemüht gewesen, gerechte Steuern zu erheben und die Menschen möglichst wenig zu belasten, jetzt aber, nach dem Aufstand, erlegte er allen reichen Männern, die sich Lancelot angeschlossen hatten, rigoros empfindliche Geldstrafen auf. Diese Strafen trafen einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Christen, so daß Meurig, der christliche König von Gwent, bei Arthur Protest eingelegt hatte, den Arthur prompt ignorierte. Carig, ein treuer Anhänger König Meurigs, behandelte mich mit einer gewissen Zurückhaltung, gab sich jedoch größte Mühe, mich vor dem zu warnen, was mich hinter der Grenze erwartete. »Wißt Ihr, Lord«, sagte er, »daß die Sais sich weigern, irgend jemanden über die Grenze zu lassen?«
    »Das hörte ich, ja.«
    »Vor einer Woche sind zwei Händler hinübergegangen. Sie hatten Töpferwaren und Schafsvliese mitgebracht. Ich habe sie gewarnt, aber«
    – er hielt inne und zuckte die Achseln – »die Sachsen behielten Töpfe und Wolle und schickten nur zwei Totenschädel zurück.«
    »Wenn mein Schädel zurückkommt, schickt ihn an Arthur«, sagte ich. Nachdenklich beobachtete ich, wie das Fett des Wildbrets ins Feuer tropfte und aufflammte. »Kommen auch Reisende aus Lloegyr?«
    »Seit Wochen nicht mehr«, antwortete Carig. »Aber im nächsten Jahr wird man bestimmt viele sächsische Speerkämpfer in Dumnonia sehen.«
    »In Gwent nicht?« fragte ich ihn.
    »Aelle liegt nicht im Streit mit uns«, erklärte Carig entschieden. Er war

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