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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ein sehr nervöser junger Mann, dem seine exponierte Position an Britanniens Grenze nicht besonders gefiel, der aber trotzdem gewissenhaft seine Pflicht erfüllte, und seine Männer waren, wie ich bemerkte, sehr diszipliniert.
    »Ihr seid Britannier«, hielt ich Carig vor, »und Aelle ist Sachse. Reicht das nicht für einen Streit?«
    Carig zuckte die Achseln. »Dumnonia ist schwach, Lord, das wissen die Sachsen. Gwent ist stark. Euch werden sie angreifen, nicht uns.«
    Seine Worte klangen erschreckend selbstzufrieden.
    »Aber wenn sie Dumnonia besiegt haben«, fuhr ich fort, während ich das Eisen am Heft meines Schwertes berührte, um das Übel abzuwehren, das sich in meinen Worten andeutete, »wie lange wird es dann noch dauern, bis sie nordwärts nach Gwent hineinmarschieren?«
    »Jesus Christus wird uns beschützen«, behauptete Carig fromm und schlug das Kreuz. An der Wand seiner Hütte hing ein Kruzifix, und einer seiner Männer leckte sich die Finger, um damit die Füße des leidenden Christus zu berühren. Abergläubisch spie ich ins Feuer. Am folgenden Morgen ritt ich gen Osten. Im Laufe der Nacht waren Wolken aufgezogen, und die Morgendämmerung begrüßte mich mit einem feinen, kalten Regen, der mir ins Gesicht schlug. Die aufgebrochene und von Unkraut überwucherte Römerstraße führte durch einen feuchtkalten Wald, und je weiter ich ritt, desto düsterer wurde meine Stimmung. Alles, was ich in Carigs Grenzfestung gehört hatte, ließ darauf schließen, daß Gwent nicht für Arthur kämpfen würde. Meurig, der junge König von Gwent, war von jeher ein recht unwilliger Krieger gewesen. Tewdric, sein Vater, hatte gewußt, daß sich die Britannier gegen den gemeinsamen Feind vereinigen mußten, aber Tewdric hatte auf den Thron verzichtet; er lebte als Mönch am Fluß
    Wye, und sein Sohn war kein Kriegsherr. Ohne Gwents gut ausgebildete Truppen war Dumnonia dem Untergang geweiht, es sei denn, eine nackte, leuchtende Nymphe sagte ein wunderbares Eingreifen der Götter voraus. Oder Aelle glaubte mir Arthurs Lügen. Aber würde Aelle mich überhaupt empfangen? Würde er mir überhaupt glauben, daß ich sein Sohn war? Bei den wenigen Gelegenheiten, da wir uns getroffen hatten, war der Sachsenkönig relativ freundlich zu mir gewesen, aber das bedeutet nicht viel, denn ich war immer noch sein Feind, und je länger ich unter diesen riesigen, nassen Bäumen durch den bitteren Regen ritt, desto größer wurde meine Verzweiflung. Ich war sicher, daß Arthur mich in den Tod geschickt hatte, und was noch schlimmer war, daß er es mit der Gefühllosigkeit eines Glücksspielers getan hatte, der am Verlieren ist und alles auf einen letzten Wurf auf dem Wurfbrett setzt. Mitte des Vormittags endete der Wald, und ich ritt auf eine breite Lichtung hinaus, durch die ein Bach plätscherte. Die Straße führte quer durch das schmale Gewässer, doch neben der Furt stand auf einer hüfthohen Erhebung eine abgestorbene Tanne, die mit Weihgaben behängt war. Da diese Magie mir völlig fremd war, hatte ich keine Ahnung, ob der geschmückte Baum die Straße bewachte, den Bach beschwichtigte oder nichts als das Spielwerk von Kindern war. Ich ließ
    mich vom Rücken meines Pferdes gleiten, und dann entdeckte ich, daß
    es sich bei den Gegenständen, die an den spröden Zweigen hingen, um Knochen aus der Wirbelsäule eines Menschen handelte. Kein Kinderspiel, dachte ich, aber was dann? Um das Böse abzuwenden, spie ich vorsichtshalber neben den Hügel und berührte das Eisen an Hywelbanes Heft. Dann führte ich mein Pferd durch die Furt. Dreißig Schritte hinter dem Bach begann wieder der dichte Wald, aber ich hatte diese Entfernung noch nicht mal zur Hälfte zurückgelegt, als aus den Schatten unter den Ästen eine Axt auf mich zugewirbelt kam und sich im Flug um sich selbst drehte, so daß das graue Tageslicht von der sausenden Klinge reflektiert wurde. Es war ein schlechter Wurf, der gute vier Schritte weit an mir vorbeiging. Niemand rief mich an, aber es kamen auch keine weiteren Waffen aus dem Wald.
    »Ich bin Sachse!« rief ich auf sächsisch. Noch immer meldete sich niemand, aber ich hörte Stimmengemurmel und das Knacken von Zweigen. »Ich bin Sachse!« rief ich abermals und fragte mich, ob die verborgenen Beobachter möglicherweise gar keine Sachsen waren, sondern ausgestoßene Britannier, denn ich befand mich noch immer auf dem Ödland, wo sich herrenlose Männer aller Stämme und Länder vor dem Gesetz versteckten.
    Gerade

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