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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wir waren reich, wir hatten Freunde, wir hatten eine Familie, und wir waren glücklich.
    Kurz gesagt, wir waren zufrieden, aber das Schicksal war schon immer der Feind der Zufriedenheit, und das Schicksal ist, wie Merlin mir immer wieder gesagt hatte, unerbittlich.

    Als ich von Mordreds Problem hörte, war ich mit Guinevere in den Hügeln nördlich von Isca auf der Jagd. Es war Winter, die Bäume waren kahl, und Guineveres berühmte Jagdhunde hatten soeben einen großen Rothirsch gestellt, als mich ein Bote aus Dumnonia fand. Der Mann überreichte mir einen Brief und sah mit aufgerissenen Augen zu, wie Guinevere mitten zwischen die knurrenden Hunde stieg, um das Tier mit einem einzigen Gnadenstoß ihres kurzen Jagdspeers von seinem Elend zu erlösen. Mit ihren Peitschen vertrieben die Jäger die Hunde von dem Kadaver; dann zogen sie ihre Messer, um den Hirsch aufzubrechen. Ich entrollte das Pergament, las die kurz gefaßte Nachricht und sah den Boten fragend an. »Habt Ihr das hier Arthur gezeigt?«
    »Nein, Lord«, antwortete der Mann. »Das Schreiben war an Euch adressiert.«
    »Bringt es ihm jetzt«, befahl ich und reichte ihm das Pergament zurück.
    Blutbesudelt und glücklich trat Guinevere aus dem Gemetzel heraus.
    »Ihr seht aus, als hättet Ihr schlechte Nachrichten erhalten, Derfel.«
    »Ganz im Gegenteil«, antwortete ich. »Gute. Mordred ist verwundet worden.«
    »Gut!« jubelte Guinevere. »Hoffentlich sehr schwer!«
    »Es scheint so. Ein Axthieb ins Bein.«
    »Schade, daß er nicht ins Herz gegangen ist. Wo ist er?«
    »Immer noch in Armorica«, sagte ich. Die Nachricht war von Sansum diktiert worden und meldete, daß Mordred von einem Heer unter Clovis, dem Großkönig der Franken, überfallen und geschlagen worden sei und daß unser König im Verlauf dieser Schlacht schwer am Bein verletzt worden sei. Er sei entkommen und werde nun von Clovis in einer der alten Gipfelfestungen des alten Benoic belagert. Ich vermutete, daß
    Mordred in dem Territorium überwintern wollte, das er von den Franken erobert hatte und das ihm, wie er sich anscheinend dachte, zu einem zweiten Königreich hinter dem Meer verhelfen würde, aber Clovis hatte sein Frankenheer in einem unerwarteten Winterfeldzug westwärts geführt. Mordred war geschlagen worden und saß, obwohl er noch lebte, verwundet in der Falle.
    »Wie zuverlässig ist die Nachricht?« erkundigte sich Guinevere.
    »Sehr zuverlässig«, antwortete ich. »König Budic hat Argante einen Boten geschickt.«
    »Gut«, sagte Guinevere. »Gut! Hoffen wir, daß die Franken ihn umbringen.« Damit kehrte sie zu dem wachsenden Haufen dampfender Eingeweide zurück, um für einen ihrer geliebten Hunde eine Belohnung zu holen. »Sie werden ihn töten, nicht wahr?« fragte sie mich.
    »Die Franken sind nicht gerade für ihre Barmherzigkeit bekannt«, gab ich zurück.
    »Hoffentlich tanzen sie auf seinen Knochen«, sagte sie. »Sich selbst einen zweiten Uther zu nennen!«
    »Eine Zeitlang hat er gut gekämpft, Lady.«
    »Ob man gut kämpft, spielt keine Rolle, Derfel. Ob man die letzte Schlacht gewinnt, darauf kommt es an.« Sie warf ihren Hunden die Eingeweide des Hirsches vor, wischte ihr Messer an ihrem Koller ab und schob es in die Scheide zurück. »Aber was will Argante jetzt von Euch?« fragte sie mich. »Daß Ihr ihn rettet?« Genau das forderte nicht nur Argante, sondern auch Sansum, und das war der Grund, warum er mir geschrieben hatte. Mit seinem Brief befahl er mir, mit all meinen Männern an die Südküste zu marschieren, Schiffe zu suchen und Mordred zu Hilfe zu eilen. Als ich Guinevere das erklärte, warf sie mir einen spöttischen Blick zu. »Und Ihr wollt behaupten, daß der Eid, den Ihr dem kleinen Bastard geschworen habt, Euch zwingt, den beiden zu gehorchen?«
    »Argante habe ich nichts geschworen«, antwortete ich, »und Sansum schon gar nicht.« Der Mäuselord konnte mir befehlen, soviel er wollte, ich brauchte ihm nicht zu gehorchen und hatte auch keine Lust, Mordred zu retten. Außerdem bezweifelte ich, daß im Winter ein Heer nach Armorica verschifft werden konnte. Und selbst wenn meine Speerkämpfer die rauhe Überfahrt überlebten, würde ihre Zahl zu gering sein, um die Franken zu bekämpfen. Die einzige Hilfe, die Mordred wohl zu erwarten hatte, würde vom alten König Budic von Broceliande kommen, der mit Arthurs älterer Schwester Anna vermählt war; aber selbst wenn Budic vielleicht froh gewesen wäre, wenn Mordred die Franken in dem Land, das

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