Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
sammeln?«
Ich verzog das Gesicht. »Der könnte befehlen, was immer er will«, entgegnete ich, »Ihr würdet Eure Seele dennoch für Gold verkaufen, Bischof. Und das solltet Ihr auch tun, denn es könnte sich als recht guter Handel erweisen.«
Er schenkte mir einen mißtrauischen Blick. »Als guter Handel?
Wieso?«
»Weil das hieße, Dreck gegen Geld einzutauschen, natürlich«, gab ich zurück. Ich brachte es nicht fertig, Zuneigung zu Sansum zu heucheln, genausowenig wie er mir gegenüber. Der Mäuselord beschuldigte mich ständig, die Abgaben der Leute im Austausch gegen Gefälligkeiten zu reduzieren, und führte als Beweis für seine Anschuldigungen die Tatsache an, daß in jedem Jahr weniger Geld in die Schatzkammern floß, doch das war keineswegs meine Schuld. Sansum hatte Mordred überredet, einen Erlaß zu unterzeichnen, durch den alle Christen von Steuern befreit wurden, und ich muß sagen, die Kirche hätte sich keine bessere Möglichkeit zur Missionierung ausdenken können, obwohl Mordred seinen Erlaß sofort widerrief, als ihm bewußt wurde, wie viele Seelen und wie wenig Gold er damit rettete. Dann jedoch redete Sansum dem König ein, die Kirche und nur die Kirche dürfe für das Eintreiben der Steuern von Christen zuständig sein. Dadurch steigerte sich der Ertrag für ein einziges Jahr, fiel dann aber sofort wieder geringer aus, weil die Christen merkten, um wieviel billiger es war, Sansum zu bestechen, als ihren König zu bezahlen. Dann brachte Sansum den Vorschlag ein, die Steuern für alle Heiden zu verdoppeln, doch diese Maßnahme brachten Argante und Fergal zu Fall. Statt dessen schlug nun Argante vor, die Steuern für die Sachsen zu verdoppeln, aber Sagramor weigerte sich, die Steigerung einzutreiben; das werde nur den Aufstand in jenen Teilen Lloegyrs provozieren, die wir besiedelt hatten, behauptete er. So war es kein Wunder, daß ich es haßte, an den Sitzungen des Kronrats teilzunehmen, und nach ein, zwei Jahren fruchtlosen Gezerres ging ich erst gar nicht mehr hin. Issa fuhr fort, die Steuern einzutreiben, doch nur die ehrlichen Männer bezahlten. Von denen schien es allerdings jedes Jahr weniger zu geben, so daß Mordred ständig klagte, über keinerlei Geld zu verfügen, während Sansum und Argante allmählich reich wurden.
Argante wurde zwar reich, blieb aber kinderlos. Manchmal besuchte sie Broceliande, und sehr selten kehrte Mordred nach Dumnonia zurück, doch niemals wurde Argantes Bauch nach diesen Besuchen runder. Sie betete, sie opferte, und sie besuchte heilige Quellen, um schwanger zu werden, aber sie blieb unfruchtbar. Ich erinnere mich an den Geruch bei Ratssitzungen, wenn sie auf dem Bauch einen Umschlag mit den Fäkalien eines neugeborenen Kindes trug: angeblich ein sicheres Mittel gegen Unfruchtbarkeit, aber auch das half nicht mehr als das Gebräu aus Zaunrübenwurzeln und Alraune, das sie tagtäglich zu trinken pflegte. Schließlich redete Sansum ihr ein, daß nur das Christentum ein Wunder für sie bewirken könne; also warf Argante zwei Jahre nach Mordreds Abreise nach Broceliande ihren Druiden Fergal zum Palast hinaus und ließ sich im Fluß Ffraw, der nördlich um Durnovaria herumfließt, öffentlich taufen. Sechs Monate lang nahm sie an den täglichen Andachten in der riesigen Kirche teil, die Sansum in der Stadtmitte hatte erbauen lassen, doch auch nach sechs Monaten war ihr Bauch noch immer so flach wie zu der Zeit, bevor sie in den Fluß gewatet war. Also wurde Fergal in den Palast zurückbefohlen und brachte eine neue Mixtur aus Fledermausdung und Wieselblut mit, die Argante fruchtbar machen sollte.
Gwydre und Morwenna waren inzwischen vermählt und hatten ihr erstes Kind bekommen, einen Knaben, den sie Arthur nannten und der von Anfang an nur Arthurbach gerufen wurde, Arthur, der Kleine. Das Kind wurde von Bischof Emrys getauft, eine Zeremonie, die Argante als Provokation empfand. Sie wußte, daß weder Arthur noch Guinevere etwas für das Christentum übrig hatten und daß ihr Enkel nur getauft wurde, weil sie sich bei den Christen von Dumnonia beliebt machen wollten, deren Unterstützung sie brauchten, falls Gwydre auf den Thron kommen sollte. Außerdem war Arthurbachs Existenz allein schon ein Vorwurf für Mordred. Ein König sollte fruchtbar sein, das war seine Pflicht, und Mordred kam dieser Pflicht nicht nach. Daß er in ganz Dumnonia und Armorica kreuz und quer Bastarde zeugte, spielte keine Rolle, er schaffte es nicht, Argante zu schwängern, so
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