Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
daß die Königin dunkel von seinem verkrüppelten Fuß zu sprechen begann, an die bösen Vorzeichen seiner Geburt erinnerte und finster nach Siluria hinüberblickte, wo meine Tochter, ihre Rivalin, Zeugnis davon ablegte, daß sie fähig war, neue Prinzen zur Welt zu bringen. Immer verzweifelter wurde die Königin, sie griff sogar in ihre Schatzkisten, um jeden Schwindler mit Gold zu entlohnen, der ihr einen dicken Bauch verhieß; doch alle Hexen Britanniens konnten ihr nicht zur Empfängnis verhelfen, und wenn die Gerüchte zutrafen, die Hälfte aller Speerkämpfer ihrer Palastwache ebensowenig. Die ganze Zeit über wartete Gwydre in Siluria. Argante wußte, daß Gwydre, falls Mordred starb, in Dumnonia regieren würde, es sei denn, sie brachte einen eigenen Erben zur Welt.
Ich tat mein Bestes, um Dumnonia in jenen frühen Jahren von Mordreds Regierungszeit den Frieden zu erhalten, und eine Zeitlang wurden meine Bemühungen dadurch erleichtert, daß der König abwesend war. Ich ernannte Magistraten und sorgte dafür, daß Arthurs Gerechtigkeit weiterlebte. Arthur war immer für gute Gesetze gewesen –
sie hielten das Land zusammen, wie die Weidenbretter eines Schildes vom Lederüberzug zusammengehalten würden, pflegte er zu sagen –
und hatte sich enorme Mühe gegeben, Magistraten zu ernennen, auf deren Unparteilichkeit er sich verlassen konnte. Das waren zum größten Teil Grundbesitzer, Kaufleute und Priester, und nahezu alle waren reich genug, um den gefährlichen Lockungen des Goldes zu widerstehen. Wenn die Menschen das Recht kaufen können, hatte Arthur immer gesagt, dann wird das Recht wertlos, und so waren seine Magistraten berühmt für ihre Ehrlichkeit; aber es dauerte nicht lange, bis die Menschen in Dumnonia entdeckten, daß man die Magistraten umgehen konnte. Indem sie Sansum oder Argante Geld gaben, erreichten sie, daß
Mordred von Armorica aus den Befehl erteilte, eine Entscheidung zu ändern, und so sah ich mich Jahr für Jahr mit einer steigenden Flut kleiner Ungerechtigkeiten konfrontiert. Die ehrlichen Magistraten traten lieber zurück, als zuzusehen, wie ihre Rechtsprechung immer wieder rückgängig gemacht wurde, während Männer, die ihre Probleme auch einem Gericht hätten vorlegen können, sie lieber mit dem Speer austrugen. Dieser Mißbrauch der Rechtsprechung war ein sehr langsamer Prozeß, den ich aber dennoch nicht aufhalten konnte. Ich hatte Mordreds Launenhaftigkeit Zügel anlegen sollen, aber Argante und Sansum glichen scharfen Sporen, und diese Sporen waren stärker als die Zügel.
Im großen und ganzen war es dennoch eine glückliche Zeit. Nur wenige Menschen wurden vierzig Jahre alt, doch Ceinwyn und ich gehörten dazu, und die Götter hatten uns beide mit guter Gesundheit gesegnet. Morwennas Vermählung war für uns eine große Freude, die Geburt Arthurbachs eine noch größere, und ein Jahr später vermählte sich unsere Tochter Seren mit Ederyn, dem Edling von Elmet. Es war eine Vermählung aus dynastischen Gründen, denn Seren war eine Cousine von Perddel, dem König von Powys, und die Ehe wurde nicht aus Liebe geschlossen, sondern um das Bündnis zwischen Elmet und Powys zu festigen. Zwar war Ceinwyn gegen diese Vermählung, denn sie sah keine Anzeichen von Zuneigung zwischen Seren und Ederyn, aber Seren hatte es sich in den Kopf gesetzt, Königin zu werden, also heiratete sie ihren Edling und lebte nun weit weg von uns. Die arme Seren! Sie wurde niemals Königin, denn sie starb bei der Geburt ihres ersten Kindes, einer Tochter, die nur einen halben Tag länger lebte als ihre Mutter. So ging die zweite meiner drei Töchter in die Anderwelt ein.
Wir weinten um Seren, obwohl diese Tränen nicht so bitter waren wie jene, die wir bei Dians Tod vergossen hatten, denn Dian war so furchtbar jung gestorben; doch einen Monat nach Serens Tod brachte Morwenna ihr zweites Kind zur Welt, eine Tochter, die sie und Gwydre Seren nannten. Die beiden Enkelkinder brachten ein immer helleres Licht in unser Leben. Nach Dumnonia kamen sie nicht, denn dort war Argantes Eifersucht eine ständige Gefahr für sie, aber Ceinwyn und ich gingen immer wieder nach Siluria. Ja, unsere Besuche wurden so häufig, daß Guinevere in ihrem Palast Gemächer für uns einrichtete, und nach einer Weile verbrachten wir in Isca mehr Zeit als in Dun Caric. Mein Kopf und mein Bart wurden allmählich grau, und ich begnügte mich damit, Issa mit Argante streiten zu lassen, während ich mit meinen Enkeln spielte.
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