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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Amphitheater mit seinen hohen Bankreihen rings um die geharkte Sandarena ungefähr denselben Zweck erfüllte. »Habt Ihr die Zukunft gesehen?« brachte ich mühsam heraus.
    »Einiges davon«, antwortete er, »aber in meinem Traum letzte Nacht bin ich Merlin begegnet.«
    Die Erwähnung dieses Namens verscheuchte die letzten Rest von Übelkeit. »Ihr habt mit Merlin gesprochen?« fragte ich ihn.
    »Er hat mit mir gesprochen«, berichtigte Taliesin, »aber er konnte mich nicht hören.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Mehr, als ich Euch mitteilen kann, Lord, und nichts, was Ihr gern hören würdet.«
    »Was?« stieß ich nach.
    Er packte den Achtersteven, weil das Boot eine steile Woge hinabschoß. Vom Bug her kam Sprühwasser zu uns herüber und näßte die Bündel mit unseren Rüstungen. Taliesin vergewisserte sich, daß
    seine Harfe sicher unter seinem Gewand steckte; dann berührte er den Silberreif, der seinen tonsurierten Kopf schmückte, und vergewisserte sich, daß er noch an Ort und Stelle saß. »Ich glaube, Lord, daß Ihr in Gefahr geraten werdet«, sagte er ruhig.
    »Ist das Merlins Botschaft«, fragte ich ihn und berührte das Eisen in Hywelbanes Griff, »oder eine von Euren Visionen?«
    »Nur eine Vision«, räumte er ein, »und wie ich Euch schon einmal erklärt habe, Lord, ist es besser, die Gegenwart klar und deutlich zu sehen, als in Zukunftsvisionen eine bestimmte Form hineindeuten zu wollen.« Er hielt inne, offensichtlich, um seine nächsten Worte sorgfältig zu formulieren. »Ihr habt, glaube ich, keine definitive Nachricht von Mordreds Tod erhalten, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Wenn meine Vision richtig war«, sagte er, »dann ist Euer König keineswegs krank, sondern hat sich gut erholt. Ich kann mich täuschen; ich bete sogar darum, daß ich mich täusche. Aber habt Ihr irgendwelche Zeichen bekommen?«
    »Was Mordreds Tod betrifft?« fragte ich ihn.
    »Was Eure eigene Zukunft betrifft, Lord«, gab er zurück. Ich überlegte einen Moment. Es hatte das kleine Omen des Lachsfischernetzes gegeben, doch das schrieb ich eher meinen abergläubischen Ängsten zu als den Göttern. Beunruhigender fand ich, daß der kleine, blaugrüne Achat aus dem Ring, den Aelle Ceinwyn geschenkt hatte, herausgefallen und einer meiner alten Mäntel gestohlen worden war; beide Ereignisse konnte man als böse Vorzeichen deuten, sie konnten aber auch reiner Zufall sein. Es war schwer zu sagen, und keiner dieser Verluste erschien mir bedeutungsvoll genug, um ihn Taliesin gegenüber zu erwähnen. »In letzter Zeit hat mich nichts beunruhigt«, antwortete ich ihm also.
    »Gut«, sagte er und paßte seinen Körper dem Schaukeln des Bootes an. Sein langes schwarzes Haar wehte in dem Wind, der unser Segel blähte und seine zerschlissenen Säume flattern ließ. Außerdem packte der Wind die weißen Kämme der Wogen und trieb die Gischt in unser Boot, obwohl nach meiner Meinung mehr Wasser durch die klaffenden Ritzen zwischen den Planken ins Boot geriet als über die Dollbords. Meine Speerkämpfer schöpften eifrig Wasser. »Ich glaube, daß Mordred noch lebt«, fuhr Taliesin fort, ohne die hektische Aktivität in der Bootsmitte zu beachten, »und daß die Nachricht von seinem bevorstehenden Tod eine List ist. Aber beschwören könnte ich das nicht. Manchmal halten wir unsere Ängste für Prophezeiungen. Doch Merlin habe ich mir nicht eingebildet, Lord, und ebensowenig seine Worte in meinem Traum.«
    Wieder berührte ich Hywelbanes Heft. Ich hatte immer gedacht, daß

jede Erwähnung von Merlins Namen beruhigend wirken würde, aber Taliesins gelassene Worte jagten mir kalte Schauer über den Rücken.
    »Ich habe geträumt, Merlin befinde sich in einem dichten Wald«, fuhr Taliesin mit seiner klaren Stimme fort, »und könnte nicht wieder herausfinden; ja, sobald sich vor ihm ein Weg auftat, stöhnte ein Baum und bewegte sich, als sei er ein riesiges Untier, das ihm den Weg versperrte. Merlin ist in Schwierigkeiten, sagt mir der Traum. Ich habe im Traum mit ihm gesprochen, aber er konnte mich nicht hören. Das sagt mir, glaube ich, daß er nicht zu erreichen ist. Wenn wir Männer ausschicken, um ihn zu suchen, würden sie unverrichteter Dinge umkehren müssen oder sogar sterben. Aber er ruft um Hilfe, soviel weiß
    ich, denn sonst hätte er mir diesen Traum nicht geschickt.«
    »Wo ist dieser Wald?« fragte ich ihn.
    Der Barde richtete den Blick seiner dunklen, tiefliegenden Augen auf mich. »Möglich, daß es gar keinen Wald gibt, Lord.

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