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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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heißt, daß er seine Männer mit Booten verschiffen müßte. Und daß er das tun wird, bezweifle ich.«
    »Warum?«
    »Weil Mordred der rechtmäßige König ist, Bischof, und weil Arthur ihm dieses Recht nicht streitig machen wird, so sehr er ihn auch hassen mag. Er wird den Eid, den er Uther geschworen hat, niemals brechen.«
    »Wird er nicht wenigstens versuchen, Euch zu retten?«
    »Wie denn?« fragte ich ihn. »Im selben Moment, in dem diese Männer Arthur sehen, werden sie uns beiden die Kehle durchschneiden.«
    »Gott steh uns bei!« betete Sansum. »Jesus, Maria und alle Heiligen, beschützet uns!«
    »Ich würde lieber zu Mithras beten«, sagte ich.
    »Heide!« zischte Sansum, versuchte aber nicht, mich bei meinem Gebet zu stören.
    Der Tag schleppte sich dahin. Es war ein Frühlingstag von wunderbarer Schönheit, für mich aber so bitter wie Galle. Ich wußte, daß auch mein Kopf auf dem Haufen oben auf der Kuppe von Caer Cadarn landen würde, doch das war nicht der Hauptgrund meines Elends, denn der entsprang dem Bewußtsein, daß ich meine Leute im Stich gelassen hatte. Ich hatte meine Speerkämpfer in eine Falle geführt, ich hatte zugesehen, wie sie starben, ich hatte versagt. Wenn sie mich in der Anderwelt mit Vorwürfen empfingen, so hatte ich es nicht anders verdient; aber ich wußte, daß sie mich mit Jubel willkommen heißen würden, und das verschlimmerte mein schlechtes Gewissen nur noch. Trotzdem war mir die Aussicht auf die Anderwelt ein Trost. Ich hatte Freunde dort, und zwei Töchter, und wenn die Folter vorüber und meine Seele frei war, um sich zu ihrem Schattenkörper zu gesellen, würde ich das Glück der Wiedervereinigung erleben. Sansum vermochte, wie ich sah, in seiner Religion keinerlei Trost zu finden. Den ganzen Tag jammerte er, stöhnte, weinte und klagte, erreichte mit seinem Lärm jedoch überhaupt nichts. Wir konnten nichts tun, als eine weitere Nacht und einen weiteren langen, hungrigen Tag hindurch warten. Mordred kehrte am Spätnachmittag des zweiten Tages zurück. Er kam aus Südosten geritten und führte eine lange Kolonne marschierender Speerkämpfer an, die Amhars Kriegern Grüße zuriefen. Eine Gruppe Reiter begleitete den König, zu der auch Loholt, der Einhändige, gehörte, und ich muß gestehen, daß dieser Anblick Angst in mir auslöste. Einige von Mordreds Männern trugen Bündel, in denen ich abgeschlagene Köpfe vermutete, und das traf zu, obwohl es weniger Köpfe waren, als ich befürchtet hatte. Zwanzig bis dreißig vielleicht wurden auf den fliegensummenden Haufen geschüttet, und nicht einer davon war schwarz. Ich vermutete, daß Mordred eine von Sagramors Patrouillen überrascht und niedergemetzelt hatte, das Hauptziel seines Beutezugs hatte er jedoch verfehlt. Sagramor war frei, und das war mir ein Trost. Sagramor war ein wundervoller Freund und ein fürchterlicher Feind. Arthur wäre ein guter Feind gewesen, denn er war stets zur Vergebung bereit, Sagramor dagegen war unerbittlich. Der Numidier würde einen Feind bis ans Ende der Welt verfolgen.
    Dennoch war Sagramors Entkommen für mich an jenem Abend von geringem Nutzen. Als Mordred von meiner Gefangennahme hörte, jubelte er vor Freude und wollte sofort Gwydres dungverdrecktes Banner sehen. Beim Anblick des Bären und des Drachen lachte er laut auf; dann befahl er, das Banner flach aufs Gras zu breiten, damit er mit seinen Männern draufpissen konnte. Loholt riskierte bei der Nachricht von meiner Gefangennahme sogar ein paar Tanzschrittchen, denn genau hier, auf dieser Hügelkuppe, war ihm die Hand abgeschlagen worden. Seine Verstümmelung war die Strafe dafür gewesen, daß er es gewagt hatte, sich gegen den Vater aufzulehnen, und nun konnte er sich am Freund seines Vaters rächen.
    Mordred verlangte mich zu sehen, also kam Amhar, um mich zu holen, und brachte auch gleich die Leine mit, die aus meinem Bart geflochten worden war. Begleitet wurde er von einem riesigen Mann, schieläugig und zahnlos, der sich durch die Hüttentür duckte, mich bei den Haaren packte, auf alle viere zwang und dann brutal durch die niedrige Öffnung stieß. Amhar legte mir die Bartleine um den Hals und zwang mich, als ich aufstehen wollte, wieder auf alle viere zurück.
    »Kriech!« befahl er. Der zahnlose Rohling drückte mir den Kopf in den Dreck, Amhar zerrte an der Leine, und so wurde ich gezwungen, durch die höhnenden Reihen von Männern, Frauen und Kindern zur Hügelkuppe hinüberzukriechen. Jeder einzelne bespuckte

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