Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
müßt Ihr Euch schon holen, Amhar.«
»Wenn es sein muß«, gab er zurück und schien kein bißchen beunruhigt von dieser Aussicht. Aber warum hätte er auch beunruhigt sein sollen? Seine Truppe war weit in der Überzahl, und mindestens die Hälfte meiner Männer hatten weder Schild noch Speer. Ich wandte mich an meine Männer. »Wer von euch sich ergeben will, soll aus dem Ring treten«, sagte ich zu ihnen. »Was mich betrifft, so werde ich jedoch kämpfen.« Zwei meiner unbewaffneten Männer traten zögernd einen Schritt vor, aber als Eachern sie wütend anfauchte, erstarrten sie. Ich winkte sie davon. »Geht nur«, sagte ich traurig. »Ich möchte die Schwerterbrücke nicht mit unwilligen Kameraden betreten.«
Die beiden Männer gingen davon, doch Amhar nickte seinen Reitern zu, woraufhin diese die beiden sofort umringten, die Schwerter hoben und dem alten Blut auf Dun Carics Gipfel neues hinzufügten. »Du Bastard!«
sagte ich und stürzte mich auf Amhar; aber der riß nur an seinen Zügeln und spornte sein Pferd aus meiner Reichweite. Und während er mir auswich, ritten seine Männer auf meine Speerkämpfer zu. Es gab neues Gemetzel, und ich konnte nichts tun, um es zu verhindern. Eachern tötete einen von Amhars Männern, doch während sein Speer noch im Bauch des Mannes steckte, machte ein anderer Reiter Eachern von hinten nieder. Meine anderen Männer fanden einen ebenso schnellen Tod. Insofern waren Amhars Speerkämpfer wenigstens barmherzig. Sie ließen die Seelen meiner Männer nicht lange verharren, sondern schlugen und stießen mit ungezügelter Wucht zu. Ich selbst sah nur sehr wenig davon, denn während ich Amhar nachsetzte, ritt einer seiner Männer hinter mir her und versetzte mir einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf. Ich fiel; in meinem Kopf wirbelte ein schwarzer, von Licht durchzuckter Nebel. Ich weiß noch, daß ich in die Knie brach; dann traf ein zweiter Schlag meinen Helm, und ich dachte, jetzt müsse ich sterben. Aber da Amhar mich lebend wollte, fand ich mich, als ich wieder zu mir kam, auf einem von Dun Carics Dunghaufen, die Hände mit einem Strick gefesselt und ohne Hywelbanes Scheide, die an Amhars Schwertgurt hing. Die Rüstung war mir genommen, ein dünner Goldtorques von meinem Hals gestohlen worden, doch Ceinwyns Brosche, die sicher unter meinem Koller steckte, hatten Amhar und seine Männer nicht gefunden. Inzwischen waren sie damit beschäftigt, meinen Speerkämpfern mit ihren Schwertern den Kopf abzuschlagen. »Bastard!« spie ich Amhar wütend entgegen, aber der grinste nur und widmete sich wieder seiner grausigen Arbeit. Eacherns Hals durchschlug er mit Hywelbane; dann packte er den Kopf bei den Haaren und warf ihn auf den Haufen der Köpfe, die auf einem Mantel gesammelt wurden. »Ein gutes Schwert«, lobte er mich, während er Hywelbane in der Hand wog.
»Dann nehmt es, um mich in die Anderwelt zu schicken!«
»Wenn ich Euch so viel Barmherzigkeit zuteil werden lasse, würde mir das mein Bruder niemals verzeihen«, sagte er. Er säuberte Hywelbanes Klinge mit seinem zerfetzten Mantel und steckte es in die Scheide. Auf seinen Wink hin traten drei seiner Männer vor, worauf er ein kleines Messer aus seinem Gurt zog. »Bei Mynydd Baddon«, sagte er, zu mir gewandt, »habt Ihr mich Bastardköter und einen wurmzerfressenen Welpen genannt. Glaubt Ihr, ich sei ein Mann, der Beleidigungen so schnell vergißt?«
»Die Wahrheit kann man nie vergessen«, gab ich zurück, obwohl ich Mühe hatte, Trotz in meine Stimme zu legen, denn meine Seele zitterte vor Entsetzen.
»Euer Tod wird wahrhaft unvergeßlich sein«, sagte Amhar, »doch für den Augenblick müßt Ihr Euch damit zufriedengeben, daß sich ein Feldscher um Euch kümmert.« Er nickte seinen Männern zu. Ich wehrte mich gegen sie, doch mit gefesselten Händen und immer noch dröhnendem Kopf vermochte ich ihnen kaum Widerstand zu leisten. Zwei Mann hielten mich auf dem Dunghaufen fest, der dritte packte mich bei den Haaren, während mir Amhar, der mir das rechte Knie auf die Brust setzte, den Bart abschnitt. Er tat es rücksichtslos, schlitzte mir bei jedem Schnitt die Haut auf und warf die Haarsträhnen einem seiner grinsenden Männer zu, der die Stränge teilte und zu einem kurzen Seil flocht. Sobald das Seil fertig war, wurde es zu einer Schlinge geknüpft, die mir über den Kopf gestreift wurde. Es war die tiefste Beleidigung für einen gefangenen Krieger, eine unendliche Demütigung, ihm den Bart abzuschneiden
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