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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und daraus eine Sklavenleine zu flechten. Als sie fertig waren, lachten sie über mich; dann riß mich Amhar auf die Füße, indem er an der Bartleine zog. »Das gleiche haben wir mit Issa gemacht«, höhnte er.
    »Lügner!« gab ich schwächlich zurück.
    »Und seine Frau hat dabei zusehen müssen«, ergänzte Amhar mit bösem Lächeln. »Dann mußte er zusehen, wie wir uns seine Frau vornahmen. Inzwischen sind sie beide tot.«
    Ich spie ihm ins Gesicht, er aber lachte mich nur aus. Ich hatte ihn einen Lügner genannt, aber ich glaubte ihm. Mordred, dachte ich, hat seine Rückkehr nach Britannien bis ins kleinste Detail geplant. Er hatte das Gerücht von seinem bevorstehenden Tod verbreitet, Argante hatte die ganze Zeit über das gehortete Gold an Clovis geschickt, und Clovis, auf diese Weise gekauft, hatte Mordred laufenlassen. Dann war Mordred nach Dumnonia gesegelt und nunmehr damit beschäftigt, seine Feinde umzubringen. Issa war tot, und ich war fest überzeugt, daß die meisten seiner Speerkämpfer sowie die Speerkämpfer, die ich in Dumnonia zurückgelassen hatte, mit ihm gestorben waren. Ich war ein Gefangener. Nur Sagramor war noch übrig.
    Sie knüpften meine Bartleine an den Schwanz von Amhars Pferd, und dann ging es südwärts. Amhars vierzig Speerkämpfer bildeten eine höhnische Eskorte für mich und lachten jedesmal, wenn ich stolperte. Gwydres Banner zogen sie durch den Dung vom Schwanz eines anderen Pferdes.
    Sie brachten mich nach Caer Cadarn und warfen mich dort in eine Hütte. Es war nicht die Hütte, in die wir Guinevere so viele Jahre zuvor eingesperrt hatten, sondern eine viel kleinere mit einer niedrigen Tür, durch die ich, von den Stiefeln und Speerstäben meiner Häscher unterstützt, auf allen vieren kriechen mußte. Als ich mich im Schatten der Hütte aufrappelte, entdeckte ich dort einen weiteren Gefangenen, einen Mann, der von Durnovaria hergebracht worden und dessen Gesicht vom Weinen gerötet war. Sekundenlang erkannte er mich nicht ohne Bart; dann keuchte er erschrocken auf. »Derfel!«
    »Bischof«, gab ich müde zurück, denn es war Sansum, und wir waren beide Mordreds Gefangene.
    »Es ist ein Irrtum«, behauptete Sansum. »Ich dürfte nicht hier sein!«
    »Dann sagt es denen«, gab ich zurück und deutete mit dem Kopf zu den Wachen vor der Hütte, »nicht mir.«
    »Ich habe nichts getan. Ich habe nur Argante gedient! Und nun seht, welchen Lohn ich dafür erhalten habe!«
    »Seid still!« befahl ich.
    »Oh, du süßer Jesus!« Er fiel auf die Knie, breitete die Arme aus und blickte zu den Spinnweben im Stroh empor. »Schick mir einen deiner Engel! Hol mich zu dir an deinen süßen Busen!«
    »Werdet Ihr jetzt still sein?« fuhr ich ihn an, er aber fuhr fort, zu beten und zu weinen, während ich bedrückt auf Caer Cadarns nasse Kuppe hinausblickte, wo ein Haufen abgeschlagener Köpfe aufgetürmt wurde. Ich sah die Köpfe meiner Männer, zusammen mit Dutzenden von anderen, die aus ganz Dumnonia zusammengeholt worden waren. Oben auf den Haufen wurde ein mit blauem Tuch verhangener Sessel gestellt: Mordreds Thron. Frauen und Kinder, die Familien von Mordreds Speerkämpfern, starrten auf den grausigen Haufen, und einige von ihnen kamen herbei, um durch die niedrige Tür unserer Hütte zu spähen und mir ins bartlose Gesicht zu lachen.
    »Wo ist Mordred?« fragte ich Sansum.
    »Woher soll ich das wissen?« gab er, seine Gebete unterbrechend, zurück.
    »Was wißt Ihr denn dann?« fragte ich ihn. Er schlurfte auf die Bank zurück. Inzwischen hatte er mir den kleinen Dienst geleistet, mir das Seil abzunehmen, mit dem meine Hände gefesselt waren, doch diese Freiheit brachte mir kaum einen Trost, denn ich sah, daß sechs Speerkämpfer die Hütte bewachten, und ich zweifelte nicht daran, daß
    es noch weitere davon gab, die ich nicht zu sehen vermochte. Ein Mann hockte, den Speer in der Hand, vor dem offenen Eingang und flehte mich an, ich möge nur versuchen, durch die niedrige Tür herauszukriechen, damit er mich aufspießen könne. Ich sah keine Möglichkeit, diese Männer zu überwältigen. »Was wißt Ihr?« fragte ich Sansum abermals.
    »Der König ist vor zwei Tagen abends zurückgekehrt«, antwortete er.
    »Mit Hunderten von Männern.«
    »Wie viele?«
    Er zuckte die Achseln. »Dreihundert? Vierhundert? Es waren so viele, daß ich sie nicht zählen konnte. Issa haben sie in Durnovaria getötet.«
    Ich schloß die Augen und sprach ein Gebet für den armen Issa und seine Familie.

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