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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bestätigte der irische Druide.
    »Das ist nicht wahr!« rief ich und steckte dafür einen weiteren blutigen Schlag mit den Bärenklauen an Loholts Silberarmstumpf ein.
    »Ich könnte diesen Zauber aufheben«, fuhr Taliesin ruhig fort, »aber das muß geschehen, während Lord Derfel noch lebt, denn er war der Initiator dieses Zaubers und wenn ich ihn jetzt aufhebe, während die Sonne untergeht, geschieht es nicht so, wie es sein soll. Ich muß es in der Morgendämmerung tun, Lord König, denn dieser Zauber muß
    aufgehoben werden, wenn die Sonne aufgeht, oder Eure Königin wird auf ewig kinderlos bleiben.«
    Wieder blickte Mordred zu Fergal hinüber, und die Knöchelchen im Barte des Druiden klapperten, als dieser zustimmend nickte. »Er spricht die Wahrheit, Lord König.«
    »Er lügt!« protestierte ich.
    Mordred stieß sein Schwert in die Scheide zurück. »Warum bietet Ihr mir diesen Dienst an, Taliesin?« wollte er wissen.
    Taliesin zuckte die Achseln. »Arthur ist alt, Lord König. Seine Macht schwindet. Druiden und Barden müssen sich ihre Gönner dort suchen, wo die Macht im Aufsteigen begriffen ist.«
    »Fergal ist mein Druide«, sagte Mordred. Ich hatte ihn für einen Christen gehalten, war aber keineswegs überrascht, jetzt zu hören, daß
    er sich wieder zum Heidentum bekannte. Mordred war nie ein guter Christ gewesen, obwohl das, wie ich argwöhnte, die läßlichste seiner Sünden war.
    »Es wird mir eine Ehre sein, mehr von meinem Bruder zu lernen«, sagte Taliesin, während er sich vor Fergal verneigte. »Und ich schwöre, daß ich seiner Führung folgen werde. Ich verlange nichts, Lord König, als die Chance, meine geringen Kräfte nutzen zu dürfen, um Euren Ruhm zu mehren.«
    Er war gewandt. Er sprach mit Honig auf der Zunge. Ich hatte ihm kein Gold für irgendeinen Zauber gegeben, aber jeder hier glaubte ihm, und niemand vorbehaltloser als Mordred und Argante. So kam es, daß
    Taliesin, die »leuchtende Stirn«, mir eine zusätzliche Nacht auf Erden kaufte. Loholt war enttäuscht, aber Mordred versprach ihm bei Morgengrauen nicht nur meine Hand, sondern auch meine Seele, und verschaffte ihm damit vorerst Genugtuung.
    Man zwang mich, zu unserer Hütte zurückzukriechen. Wieder steckte ich unterwegs Schläge und Fußtritte ein, aber ich war am Leben. Amhar löste die Bartleine von meinem Hals und beförderte mich mit einem Tritt in die Hütte. »Bei Morgengrauen sehen wir uns wieder, Derfel!« verkündete er.
    Mit der Sonne in meinen Augen und einer Klinge an meiner Kehle.

    An jenem Abend sang Taliesin für Mordreds Männer. Sie hatten sich in der halbfertigen Kirche versammelt, die Sansum auf Caer Cadarn zu bauen begonnen hatte, die aber jetzt mit ihren zerbrochenen Wänden als unüberdachte Halle diente. Dort bezauberte Taliesin sie mit seiner Musik. Niemals zuvor und niemals danach habe ich ihn schöner singen hören. Anfangs mußte er wie jeder Barde, der Krieger unterhalten will, gegen das Stimmengewirr ankämpfen, allmählich brachte er sie jedoch mit seiner Kunst zum Schweigen. Er begleitete sich selbst auf der Harfe und entschied sich für Klagegesänge, doch Klagegesänge von so großer Schönheit, daß Mordreds Speerkämpfer in ehrfürchtigem Schweigen lauschten. Als Taliesin bis in die Nacht hinein sang, hörten sogar die Hunde auf zu kläffen und lagen still. Sobald er zwischen zwei Liedern zu lange innehielt, verlangten die Speerkämpfer nach mehr, und er sang weiter, ließ seine Stimme zum Ende der Melodie ersterben und dann wieder mit neuen Versen aufsteigen, immer jedoch tröstend, beruhigend. Mordreds Leute tranken und lauschten, bis das Trinken und die Lieder sie zum Weinen brachten, und immer noch sang Taliesin weiter für sie. Sansum und ich lauschten auch, und auch wir weinten über die ätherische Melancholie der Klagegesänge, doch als sich die Nacht längte, begann Taliesin Wiegenlieder zu singen, süße Wiegenlieder, zarte Wiegenlieder, Wiegenlieder, die betrunkene Männer einschlafen ließen, und während er sang, wurde die Luft kälter, und ich sah, daß sich ein Nebel über Caer Cadarn legte.
    Der Nebel wurde dichter, und immer noch sang Taliesin. Und wenn die Welt die Regierungszeit von tausend Königen überdauern sollte –
    ich möchte bezweifeln, daß die Menschen je wieder Lieder hören, die so wunderbar gesungen werden. Und ständig verdichtete sich dabei der Nebel auf der Hügelkuppe, so daß die Feuer in seinem Dunst immer matter leuchteten und die Lieder die

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