Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
vielleicht?« erkundigte sich Cerdic bissig. »Wenn ein Britannier zu uns kommt, muß er dem Schwert anheimfallen.« Mit diesen Worten wandte er sich an die ganze Halle. »So wurde es zwischen uns abgemacht!« erklärte Cerdic, während seine Männer begeistert brüllten und mit den Speerschäften auf ihre Schilde schlugen.
»Dieses Ding da«, sagte Cerdic und wedelte mit der Hand in meine Richtung, »ist ein Sachse, der für Arthur kämpft! Er ist Ungeziefer, und Ihr wißt, was man mit Ungeziefer macht!« Die Krieger riefen nach meinem Tod, und ihre Hunde fielen heulend und bellend in den Lärm ein. Lancelot beobachtete mich mit steinerner Miene, während Amhar und Loholt es offenbar gar nicht abwarten konnten, bis ich dem Schwert überantwortet wurde. Loholt hegte einen besonderen Haß auf mich, denn ich hatte seinen Arm festgehalten, während sein Vater ihm die rechte Hand abschlug.
Aelle wartete, bis sich der Tumult gelegt hatte. »In meiner Halle«, sagte er und betonte das Possessivpronomen, um zu zeigen, daß er hier regiere und nicht Cerdic, »stirbt ein Krieger mit dem Schwert in der Hand. Gibt es hier einen Mann, der Derfel töten will, während er sein Schwert trägt?« Suchend sah er sich in der Halle um. Als sich niemand meldete, blickte Aelle auf seinen königlichen Nachbarn hinab. »Ich werde keinerlei Vereinbarung mit Euch brechen, Cerdic. Unsere Speere werden miteinander marschieren, und nichts, was mein Sohn sagt, wird unseren Sieg verhindern.«
Cerdic zog eine Fleischfaser zwischen den Zähnen hervor. »Sein Schädel«, sagte er und zeigte auf mich, »wird ein schönes Feldzeichen für die Schlacht abgeben. Ich will, daß er stirbt.«
»Dann müßt Ihr ihn töten«, sagte Aelle verächtlich. Die beiden mochten Verbündete sein, aber viel hatten sie nicht füreinander übrig. Aelle verachtete den jüngeren Cerdic als Emporkömmling, während Cerdic fand, der Ältere lasse an Härte zu wünschen übrig. Cerdic begrüßte die Herausforderung mit einem schiefen Lächeln.
»Nicht ich«, gab er gelassen zurück, »sondern mein Champion.« Er blickte in die Halle hinab, entdeckte den Mann, den er meinte, und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Liofa! Hier gibt es Ungeziefer! Töte es!«
Wieder jubelten die Krieger. Sie genossen die Vorfreude auf den Kampf, und bevor der Abend vorüber war, würde das Ale, das sie tranken, zweifellos mehr als nur ein paar tödliche Raufereien auslösen; aber ein Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Champion eines Königs und dem Sohn eines Königs war als Unterhaltung weit interessanter als jede alkoholselige Schlägerei und weit besser als die Melodien der beiden Harfenistinnen, die vom Rand der Halle aus zusahen.
Ich wandte mich zurück, um meinen Gegner anzusehen, der sich, wie ich hoffte, als halb betrunken und daher leichte Beute für Hywelbane erweisen würde, aber der Mann, der durch die Feiernden stieg, war ganz und gar nicht das, was ich erwartet hatte. Ich hatte gedacht, es würde ein großer, mächtiger Mann sein, ähnlich wie Aelle, doch dieser Champion war ein schlanker, wendiger Krieger mit ruhigem, eher freundlichem Gesicht, das keine einzige Narbe aufwies. Während er seinen Mantel abwarf, schenkte er mir einen gelassenen Blick; dann zog er ein langes Schwert mit schmaler Klinge aus der Lederscheide. Er trug nur wenig Schmuck, nichts als einen schlichten Silbertorques, und seine Kleidung hatte nichts von jenem Prunk an sich, den die meisten Champions bevorzugen. Alles an ihm sprach von Erfahrung und Selbstsicherheit, während sein narbenloses Gesicht entweder auf ein unglaubliches Glück oder eine außerordentliche Geschicklichkeit schließen ließ. Und er wirkte erschreckend nüchtern, als er auf den freien Raum vor der Hohen Tafel trat und sich vor den Königen verneigte.
Aelle zog eine besorgte Miene. »Der Preis für ein Gespräch mit mir«, erklärte er mir, »ist ein Kampf mit Liofa. Das, oder Ihr könnt Euch jetzt gleich verabschieden und unbeschadet nach Hause ziehen.« Die Krieger quittierten diesen Vorschlag mit Hohngelächter.
»Ich möchte mit Euch sprechen, Lord König«, sagte ich. Aelle nickte und setzte sich. Er wirkte noch immer unglücklich, woraus ich schloß, daß Liofa einen einschüchternden Ruf als Schwertkämpfer besaß. Er mußte gut sein, sonst wäre er nicht Cerdics Champion, doch irgend etwas in Aelles Miene sagte mir, daß Liofa mehr war als nur einfach gut.
Aber auch ich hatte einen Ruf, und das schien Bors zu
Weitere Kostenlose Bücher