Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
beunruhigen, der eindringlich in Lancelots Ohr flüsterte. Sobald sein Cousin geendet hatte, winkte Lancelot dem Dolmetscher, der wiederum mit Cerdic sprach. Der König lauschte; dann warf er mir einen finsteren Blick zu.
»Woher wissen wir«, fragte er laut, »daß dieser Euer Sohn, Aelle, keinen Zauber von Merlin an sich trägt?«
Die Sachsen hatten Merlin schon immer gefürchtet, daher begannen sie bei dieser Frage zornig zu grollen.
Aelle runzelte die Stirn. »Tragt Ihr einen, Derfel?«
»Nein, Lord König.«
Cerdic war nicht überzeugt. »Diese Männer würden Merlins Magie erkennen«, behauptete er und zeigte auf Lancelot und Bors. Er sprach mit dem Dolmetscher, der seine Befehle an Bors weitergab. Bors zuckte die Achseln, erhob sich, ging um den Tisch und stieg vom Podium herab. Als er sich mir näherte, zögerte er, ich aber breitete die Arme aus, als wolle ich ihm zeigen, daß ich keine Gefahr für ihn sei. Bors untersuchte meine Handgelenke, vermutlich nach Strängen von verknotetem Gras oder einem anderen Amulett und löste anschließend die Verschnürungen an meinem Lederwams. »Hütet Euch vor ihm, Derfel«, sagte er leise auf britannisch, und so erkannte ich zu meinem Erstaunen, daß Bors doch nicht zu meinen Feinden zählte. Er hatte Lancelot und Cerdic nur überzeugt, daß ich durchsucht werden müsse, um mir seine Warnung zuflüstern zu können. »Er ist flink wie ein Wiesel«, fuhr Bors fort, »und kämpft mit beiden Händen. Und seid besonders vorsichtig, wenn dieser Bastard auszurutschen scheint.« Er sah die kleine Goldbrosche, die einst ein Geschenk von Ceinwyn gewesen war. »Ist das Magie?« fragte er mich.
»Nein.«
»Ich werde sie dennoch für Euch aufbewahren«, erklärte er, löste die Brosche und zeigte sie der ganzen Halle. Die Krieger brüllten vor Zorn darüber, daß ich vielleicht einen verborgenen Talisman an mir getragen hatte. »Und gebt mir Euren Schild«, sagte Bors, denn Liofa hatte auch keinen.
Ich zog den linken Arm aus den Lederschlingen und überreichte Bors den Schild. Er nahm ihn, lehnte ihn ans Podium und legte Ceinwyns Brosche auf den oberen Rand des Schildes. Er warf mir einen Blick zu, um sich zu vergewissern, daß ich gesehen hatte, wohin er sie legte, und ich nickte.
Cerdics Champion ließ sein Schwert durch die rauchgeschwängerte Luft sausen. »Ich habe im Zweikampf achtundvierzig Männer getötet«, sagte er mit fast gelangweilter Stimme zu mir, »und jene, die mir in der Schlacht zum Opfer gefallen sind, kann ich nicht mehr zählen.« Er hielt inne und berührte sein Gesicht. »Bei all diesen Kämpfen habe ich keine einzige Narbe davongetragen. Wenn Ihr einen schnellen Tod sterben wollt, solltet Ihr Euch mir jetzt gleich ergeben.«
»Ihr solltet mir Euer Schwert übergeben«, erwiderte ich. »Das würde Euch eine kräftige Tracht Prügel ersparen.«
Dieser Austausch von Beleidigungen war eine reine Formalität. Als Antwort auf meine Aufforderung zuckte Liofa nur die Achseln und wandte sich an die Könige. Abermals verneigte er sich, und ich tat dasselbe. Zehn Schritt voneinander entfernt, standen wir in der Mitte des freien Platzes zwischen dem Podium und dem ersten der drei großen Feuer; die übrige Halle war auf beiden Seiten mit hektisch erregten Männern gefüllt. Ich hörte das Klingen von Münzen, als überall Wetten abgeschlossen wurden.
Zum Zeichen seiner Erlaubnis, daß der Kampf beginnen könne, nickte Aelle uns beiden zu. Ich zog Hywelbane, hob das Heft an meine Lippen und küßte die kleinen Schweineknöchelchen, die ich selbst dort eingelassen hatte. Die beiden Splitter waren meine eigentlichen Talismane und weit wirksamer als die Brosche, denn sie waren einst Teil von Merlins Magie gewesen. Diese Knochensplitter verliehen mir zwar keinen magischen Schutz, aber ich küßte das Heft dennoch ein zweites Mal. Dann wandte ich mich Liofa zu.
Unsere Schwerter sind schwere, unhandliche Waffen, die in der Schlacht ihre Schärfe nicht bewahren und daher bald kaum noch mehr sind als große Eisenknüppel, die zu schwingen ein beträchtliches Maß
an Kraft kostet. Ein Schwertkämpfer hat nichts Elegantes, erfordert aber große Gewandtheit. Diese Gewandtheit liegt in der Täuschung, liegt in der Kunst, den Gegner glauben zu machen, daß ein Schlag von links folgen werde, um dann, wenn er diese Seite schützt, von rechts zuzuschlagen, obwohl die meisten Schwertkämpfe nicht durch derartige Kunstgriffe gewonnen werden, sondern durch brutale Kraft.
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