Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Zuschauer seufzten. Sie hatten den Kampf aufmerksam verfolgt und waren begierig auf das erste Blut. Liofa zog die Klinge quer über meinen Unterarm und versuchte, durch das Leder bis auf den Knochen zu sägen, aber ich riß
den Arm zur Seite, stieß mit Hywelbane zu und trieb ihn zurück. Er wartete darauf, daß ich den Angriff erwiderte, doch diesmal war ich es, der mit Tricks arbeitete. Statt ihn zu attackieren, ließ ich mein Schwert ein paar Zoll sinken und atmete schwer. Ich schüttelte den Kopf, um die schweißnassen Haare aus der Stirn zu bekommen. Es war heiß neben dem großen Feuer. Liofa beobachtete mich aufmerksam. Er sah, daß ich außer Atem war, er sah mein Schwert herabsinken, aber er hatte nicht achtundvierzig Männer getötet, indem er Risiken einging. Um meine Reaktion zu testen, führte er einen kurzen Schlag gegen mich, der eine Parade erforderte, sich aber nicht wie eine Axt in mein Fleisch zu bohren drohte. Ich parierte zu spät, absichtlich zu spät, und ließ es zu, daß die Spitze von Liofas Schwert meinen Oberarm berührte, während Hywelbane klirrend auf den dickeren Teil seiner Klinge traf. Ich knurrte, täuschte einen Schlag vor und zog meine Klinge zurück, während er mühelos zur Seite wich.
Wieder wartete ich auf ihn. Er stieß zu, ich schlug sein Schwert beiseite, doch dieses Mal machte ich keinen Versuch, seinen Ausfall mit einem eigenen Angriff zu erwidern. Die Zuschauer waren verstummt, schienen zu spüren, daß der Kampf dem Ende zuging. Liofa wagte einen weiteren Stoß, und abermals parierte ich. Er bevorzugte den Ausfall, denn damit konnte er töten, ohne seine kostbare Klinge zu gefährden. Mir war klar, wenn ich diese schnellen Stöße oft genug parierte, würde er mich statt dessen auf die altmodische Art töten. Er versuchte noch zwei weitere Ausfälle. Den ersten schlug ich bewußt ungeschickt beiseite, vor dem zweiten wich ich zurück und wischte mir dann mit dem linken Ärmel die Augen, als brenne mir darin der Schweiß. Dann schlug er zu. Zum erstenmal stieß er einen lauten Schrei aus, als er zu einem mächtigen Hieb von hoch oben ausholte, der schräg nach unten auf meinen Hals zielte. Ich parierte mühelos, stolperte aber, während ich seinen Schlag über dem Kopf mit Hywelbanes Klinge abfing; dann ließ ich sie ein wenig sinken, und er tat, was ich von ihm erwartet hatte.
Er führte mit aller Kraft einen Rückhandschlag. Er tat es schnell und präzise, aber ich kannte seine Geschwindigkeit inzwischen und brachte Hywelbane bereits zu einem Gegenschlag hoch, der nicht weniger Tempo besaß. Ich hatte das Heft fest in beide Hände genommen und legte meine ganze Kraft in diesen scharfen Aufwärtshieb, der nicht auf Liofa zielte, sondern auf sein Schwert.
Die beiden Schwerter trafen senkrecht aufeinander.
Nur gab es dieses Mal kein Klirren, sondern ein Knacken. Denn Liofas Klinge war zerbrochen. Die unteren beiden Drittel brachen sauber ab und fielen auf die Binsen, während er nur noch den Stumpf in der Hand hielt. Er war entsetzt. Dann schien er einen Herzschlag lang versucht, mich mit dem Rest seines Schwertes anzugreifen, aber ich trieb ihn mit zwei schnellen Hieben zurück. Jetzt erkannte er, daß ich alles andere als müde war. Und sah ein, daß er ein toter Mann war. Dennoch versuchte er Hywelbane mit seiner zerbrochenen Waffe abzuwehren, aber mein Schwert schlug den hilflosen Metallstumpf mühelos beiseite. Dann stach ich zu. Und hielt die Klinge unmittelbar über dem Silbertorques an seiner Kehle an. »Lord König?« rief ich, ohne den Blick von Liofas Augen zu wenden. Tiefe Stille lag über der Halle. Die Sachsen hatten gesehen, wie ihr Champion geschlagen wurde, und das schien ihnen die Sprache verschlagen zu haben. »Lord König!« rief ich abermals.
»Lord Derfel?« antwortete Aelle.
»Ihr habt mich gebeten, gegen König Cerdics Champion zu kämpfen, Ihr habt mich nicht gebeten, ihn zu töten. Ich bitte Euch um sein Leben.«
Aelle zögerte. »Sein Leben gehört Euch, Derfel.«
»Ergebt Ihr Euch?« fragte ich Liofa. Er antwortete nicht sofort. Sein Stolz verlangte noch immer nach dem Sieg, doch während er zögerte, ließ ich Hywelbanes Spitze von seiner Kehle zu seiner rechten Wange wandern. »Nun?« drängte ich ihn.
»Ich ergebe mich«, sagte er und warf den Stumpf seines Schwertes zu Boden.
Ich stieß mit Hywelbane gerade eben fest genug zu, um ihm Haut und Fleisch vom Wangenknochen zu schneiden. »Eine Narbe, Liofa«, sagte ich, »damit Ihr
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