Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
der Wind einen Vorhang aus flammendem Rauch vor die Lücke wehte. Galahad war der nächste. Cuneglas’ Reittier scheute zurück. Ich galoppierte dicht hinter Culhwch, während die Hitze und der Lärm des Feuers die bebende Luft erfüllten. Ein wenig hoffte ich fast, glaube ich, daß mein Pferd den Sprung verweigern würde, da es aber nicht stehenblieb, schloß ich einfach die Augen, als mich Flammen und Rauch einhüllten. Ich spürte, wie das Pferd abhob, hörte es wiehern; dann setzten wir innerhalb des äußeren Flammenrings auf, und ich verspürte eine so ungeheure Erleichterung, daß ich am liebsten triumphierend aufgeschrien hätte.
Da ritzte ein Speer meinen Mantel unmittelbar hinter der Schulter. Ich war so intensiv darauf fixiert gewesen, das Feuer zu überstehen, daß ich vergessen hatte, was uns innerhalb des Flammenrings erwartete. Ein Schwarzschild hatte mich angegriffen und verfehlt, jetzt aber kümmerte er sich nicht weiter um seinen Speer, sondern versuchte mich aus dem Sattel zu zerren. Da er mir zu nahe gekommen war, um die Spitze meines eigenen Speers einzusetzen, schlug ich ihm einfach die Stange über den Schädel und spornte mein Pferd weiter. Der Mann packte meinen Speer. Ich ließ ihn los, zog Hywelbane und schlug einmal zu. Wie ich sah, drehte sich Arthur auf Llamrei im Kreis und teilte rechts und links Schwerthiebe aus. Ich machte es ihm nach. Galahad trat einen Mann ins Gesicht, traf einen anderen mit dem Speer und ritt davon. Culhwch hatte einen Schwarzschild bei der Helmzier gepackt und zerrte den Mann auf die Flammen zu. Der Mann versuchte verzweifelt, seinen Kinnriemen zu lösen; dann schrie er laut auf, als Culhwch ihn ins Feuer warf, bevor er selbst weiterritt.
Jetzt war auch Issa durch die Lücke gekommen, genau wie Cuneglas und seine sechs Gefolgsleute. Die überlebenden Schwarzschilde waren in Richtung auf das Zentrum des Flammenlabyrinths geflohen und wir trabten zwischen zwei züngelnden Feuerwänden hinter ihnen her. Das geborgte Schwert in Arthurs Hand schimmerte rot vom Flammenschein. Er spornte Llamrei, die zum Leichtgalopp ansetzte, und die Schwarzschilde, die wußten, daß wir sie erwischen würden, liefen zur Seite und warfen zum Zeichen, daß sie nicht mehr kämpfen wollten, die Speere von sich.
Wir mußten halb um den Kreis herumreiten, um den Eingang zur inneren Spirale zu finden. Der Raum zwischen dem inneren und dem äußeren Feuerring betrug kaum mehr als dreißig Schritt, war also gerade eben breit genug, daß wir reiten konnten, ohne bei lebendigem Leib gebraten zu werden; der Raum zwischen den Windungen der inneren Spirale war jedoch weniger als zehn Schritte breit, und hier tosten die größten und wildesten Feuer, so daß wir alle am Eingang zögerten. Was im Kreis in der Mitte geschah, vermochten wir noch immer nicht zu sehen. Wußte Merlin, daß wir da waren? Wußten es die Götter? Ich blickte auf, erwartete fast einen rächenden Speer, der aus dem Himmel auf uns herabgeschleudert wurde, sah aber nur den wallenden Rauchvorhang, der den vom Feuer gequälten, mit Lichtkaskaden bedeckten Himmel verbarg. Also ritten wir in die letzte Spirale hinein. Wir ritten schnell und konzentriert, galoppierten in einer immer engeren Kurve zwischen der brüllenden Wut der lodernden Flammen. Unsere Nase füllte sich mit Rauch, während glühende Asche uns das Gesicht versengte, doch Runde um Runde gelangten wir näher ans Zentrum des Mysteriums heran.
Der Lärm der Feuer überdeckte das Geräusch unserer Ankunft. Ich glaube, Merlin und Nimue hatten keine Ahnung, daß ihrem Ritual gleich ein Ende bereitet werden würde, denn sie konnten uns nicht sehen. Statt dessen sahen uns die Wachen im Mittelpunkt des Kreises, stießen Warnrufe aus und liefen herbei, um uns aufzuhalten, doch dann brach Arthur, in Rauch gehüllt wie ein Dämon, aus den Feuern hervor. Selbst seine Kleider zogen Rauchstreifen hinter sich her, als er einen Schlachtruf ausstieß und Llamrei gegen den hastig und nur halb geformten Schildwall der Schwarzschilde anrennen ließ. Allein durch sein Tempo und sein Gewicht durchbrach er den provisorischen Schildwall, und wir folgten ihm mit geschwungenem Schwert, während die Handvoll getreuer Schwarzschilde in alle Winde auseinanderstob. Gwydre war dort. Und Gwydre lebte.
Er befand sich in den Händen zweier Schwarzschilde, die den Jungen sofort freiließen, als sie Arthur zu Gesicht bekamen. Während Gwydre schluchzend zu seinem Vater eilte, kreischte Nimue uns
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