Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Emrys zuckte die Achseln. »Als Tewdric auf den Thron verzichtete, gab er seine ganze Macht ab. Er kann nichts tun, um seinen Sohn zu einer Sinnesänderung zu bewegen.«
    »Will nichts tun«, grollte ich und kehrte ans Feuer zurück.
    »Vermutlich will er nicht«, stimmte Emrys mir zu. Er seufzte. »Ich mag Tewdric, aber im Augenblick beschäftigen ihn andere Probleme.«
    »Welche Probleme?« fragte ich heftig.
    »Er würde gern wissen, ob wir im Himmel genauso essen wie Sterbliche, oder ob uns das Bedürfnis nach irdischer Nahrung erspart bleibt«, antwortete Emrys bedrückt. »Manche glauben, daß Engel überhaupt nichts essen, ja, daß sie aller primitiven weltlichen Bedürfnisse enthoben sind. Und diese Lebensweise versucht der alte König zu imitieren. Er ißt sehr wenig, hat sogar damit geprahlt, daß es ihm einmal gelungen sei, seinen Darm drei Wochen lang nicht zu entleeren, und er sich danach weitaus heiliger gefühlt habe.« Ceinwyn lächelte, schwieg aber, während ich den Bischof ungläubig anstarrte. Emrys leerte sein Methorn. »Tewdric behauptet«, fuhr er ein wenig zweifelnd fort, »er werde sich in den Stand der Gnade hungern. Ich selbst bin, wie ich zugeben muß, nicht überzeugt davon, aber er ist offenbar ein sehr frommer Mann. Könnten wir doch alle so gesegnet sein.«
    »Und was sagt Agricola dazu?« fragte ich ihn.
    »Der hat damit geprahlt, wie oft er seinen Darm entleert. Vergebung, Lady.«
    »Das muß ein freudiges Wiedersehen für die beiden gewesen sein«, sagte Ceinwyn ironisch.
    »Es war nicht direkt nützlich«, gab Emrys zu. »Ich hatte gehofft, Tewdric dazu zu überreden, bei seinem Sohn einen Sinneswandel herbeizuführen, aber leider« – er zuckte die Achseln – »können wir jetzt nur noch beten.«
    »Und unsere Speere schärfen«, sagte ich matt.
    »Das auch«, stimmte mir der Bischof zu. Abermals nieste er und schlug das Kreuz, um das Unglück, das das Niesen brachte, schnell abzuwenden.
    »Wird Meurig zulassen, daß die Speerkämpfer aus Powys sein Land durchqueren?« wollte ich wissen.
    »Cuneglas hat ihm erklärt, wenn er ihm die Erlaubnis verweigere, werde er dennoch hindurchmarschieren.«
    Ich stöhnte. Das letzte, was wir jetzt brauchten, war ein Kampf zwischen zwei britannischen Königreichen. Derartige Kriege hatten Britannien jahrelang geschwächt und letztlich dazu geführt, daß die Sachsen ein Tal nach dem anderen, eine Stadt nach der anderen eroberten, obwohl es in letzter Zeit die Sachsen gewesen waren, die einander bekämpften, während wir uns ihre Feindseligkeit zunutze gemacht hatten, um ihnen Niederlagen aufzuzwingen. Doch Cerdic und Aelle hatten die Lektion gelernt, die Arthur den Britanniern eingehämmert hatte – die Lektion, daß Sieg nur aus der Einigkeit entspringe. Und so waren es jetzt die Sachsen, die vereint, und die Briten, die geteilt waren.
    »Ich glaube, Meurig wird Cuneglas durchziehen lassen«, sagte Emrys,
    »denn er will im Grunde mit niemandem Krieg. Er will nur Frieden.«
    »Wir alle wollen Frieden«, antwortete ich, »aber wenn Dumnonia fällt, wird Gwent das nächste Land sein, das den Sachsenklingen zum Opfer fällt.«
    »Meurig behauptet, dem sei nicht so«, entgegnete der Bischof.
    »Deswegen bietet er jedem dumnonischen Christen Asyl, der dem Krieg aus dem Weg gehen will.«
    Das war eine schlechte Nachricht, denn es bedeutete, daß sich jeder, der nicht den Mut hatte, gegen Aelle und Cerdic anzutreten, nur zum christlichen Glauben zu bekennen brauchte, um in Meurigs Königreich Zuflucht zu finden. »Glaubt er denn tatsächlich daran, daß ihn sein Gott beschützen wird?« fragte ich Emrys.
    »Er muß, Lord, denn wozu soll Gott sonst nütze sein? Aber es ist natürlich möglich, daß Gott ganz anders darüber denkt. Es ist so furchtbar schwer, seinen Willen zu erkennen.« Inzwischen hatte sich der Bischof soweit aufgewärmt, daß er seinen dicken Bärenpelz von den Schultern schüttelte. Darunter trug er ein Lammfellwams. Er schob eine Hand in das Wams, und ich vermutete schon, er wolle eine Laus herauskratzen, doch statt dessen zog er ein gefaltetes Pergament heraus, das mit einem Band verschlossen und mit einem geschmolzenen Wachstropfen versiegelt war. »Das hier hat Arthur mir aus Demetia gesandt«, erklärte er, während er mir das Pergament reichte. »Er bat mich, daß ich Euch auftrage, es der Prinzessin Guinevere zu überbringen.«
    »Selbstverständlich.« Damit nahm ich das Pergament entgegen. Ich muß gestehen, daß ich

Weitere Kostenlose Bücher