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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gingen im Palast.« Ich hielt inne. »Aber ich glaube nicht, daß er sich in echter Gefahr befand.«
    »Natürlich befand er sich in Gefahr!« fuhr sie mich zornig an. Ich erschrak über ihre Heftigkeit. »Es war das andere Kind, das dort getötet werden sollte«, protestierte ich, »Mordreds Sohn. Er war entkleidet und bereit für das Messer. Gwydre nicht.«
    »Und wenn der Tod jenes anderen Kindes nichts bewirkt hätte, was wäre dann geschehen?« fragte mich Guinevere. »Glaubt Ihr denn, Merlin hätte Gwydre nicht bei den Füßen aufgehängt?«
    »Das würde Merlin Arthurs Sohn niemals antun«, behauptete ich, obwohl ich gestehen muß, daß keine Überzeugungskraft in meinen Worten lag.
    »Aber Nimue!« sagte Guinevere. »Um die Götter zurückzuholen, würde Nimue jedes Kind in Britannien abschlachten, und Merlin würde sich wenigstens versucht fühlen. So dicht davor« – sie hielt Daumen und Zeigefinger nur um die Breite einer Münze voneinander entfernt –, »und nur noch Gwydres Leben zwischen Merlin und der Rückkehr der Götter? O ja, ich bin überzeugt, daß er in Versuchung gewesen wäre.«
    Sie ging zum Feuer und öffnete ihr Gewand, damit die Wärme hineindringen konnte. Darunter trug sie ein schwarzes Untergewand, doch nirgends war ein Schmuckstück zu sehen. Nicht einmal ein Ring an ihren Händen. »Merlin«, sagte sie leise, »hätte vielleicht ein schlechtes Gewissen gehabt, weil er Gwydre töten mußte, aber nicht Nimue. Die sieht keinen Unterschied zwischen dieser Welt und der Anderwelt. Was spielt es also für eine Rolle, ob ein Kind lebt oder stirbt? Aber das Kind, das eine Rolle spielt, Derfel, ist der Sohn des Herrschers. Um zu erhalten, was man am meisten liebt, muß man etwas aufgeben, was unendlich kostbar ist, und in Dumnonia ist nicht irgendein Bastardsohn von Mordred kostbar. Hier herrscht Arthur, nicht Mordred. Nimue wollte Gwydre töten. Das wußte Merlin, er hoffte nur, daß die geringeren Opfer genügen würden. Aber Nimue ist das gleichgültig. Eines Tages, Derfel, wird sie die Kleinodien wieder zusammenholen, und an dem Tag wird Gwydres Blut in den Kessel fließen.«
    »Nicht, solange Arthur lebt.«
    »Und auch nicht, solange ich lebe«, verkündete sie hitzig, um dann, als ihr ihre Hilflosigkeit bewußt wurde, resignierend die Achseln zu zucken. Sie wandte sich zum Fenster zurück und ließ das braune Wollgewand fallen. »Ich war keine gute Mutter«, erklärte sie unvermittelt. Da ich nicht wußte, was ich dazu sagen sollte, sagte ich gar nichts. Ich hatte Guinevere nie nahegestanden, ja, sie behandelte mich mit derselben rauhen Mischung aus Zuneigung und höhnischer Verachtung, die sie vielleicht einem dummen, aber willigen Hund gegenüber an den Tag gelegt hätte; jetzt aber – vermutlich da sie keinen anderen Menschen hatte, dem sie ihre Gedanken mitteilen konnte –
    vertraute sie sich mir an. »Ich bin nicht einmal gern Mutter«, gab sie zu.
    »Diese Weiber dagegen« – sie zeigte auf Morgans weißgekleidete Frauen, die zwischen den Gebäuden des Schreins durch den tiefen Schnee eilten – »beten zwar alle die Mutterschaft an, sind dabei aber so trocken wie Stroh. Sie weinen um ihre Maria und erzählen mir, daß nur eine Mutter wahre Trauer kennen kann, aber wer will so etwas kennenlernen?« Sie spie diese Frage heraus. »Das alles ist eine solche Verschwendung des Lebens!« Inzwischen war sie bitterböse geworden.
    »Kühe sind gute Mütter, und Schafe sind im Stillen ihrer Lämmer absolut vollkommen, also was ist schon Verdienstvolles daran an der Mutterschaft? Jedes dumme Mädchen kann Mutter werden! Das ist alles, wozu die meisten von ihnen taugen! Die Mutterschaft ist kein Verdienst, sondern eine Unvermeidbarkeit!« Ich sah, daß sie trotz ihres Zornes weinte. »Aber für Arthur sollte ich nur das eine sein: eine Milch gebende Kuh!«
    »Nein, Lady«, widersprach ich.
    Aufgebracht, die Augen glänzend von Tränen, fuhr sie zu mir herum.
    »Wißt Ihr mehr darüber als ich, Derfel?«
    »Er war stolz auf Euch, Lady«, sagte ich ungeschickt. »Er hat sich an Eurer Schönheit erfreut.«
    »Wenn das alles ist, was er wollte, hätte er eine Statue von mir anfertigen lassen können! Eine Statue mit Milchdrüsen, an die er seine Säuglinge legen konnte!«
    »Er hat Euch geliebt«, protestierte ich.
    Sie starrte mich an, und ich dachte schon, sie würde einen Wutanfall bekommen, doch dann lächelte sie nur matt. »Er hat mich angebetet, Derfel«, sagte sie müde, »aber das

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