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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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versucht war, das Siegel zu erbrechen und das Dokument zu lesen; aber ich widerstand dieser Versuchung. »Wißt Ihr, was es enthält?« fragte ich den Bischof.
    »Leider nein, Lord«, antwortete Emrys, ohne mich anzusehen, so daß
    ich argwöhnte, der alte Mann habe das Siegel sehr wohl erbrochen und kenne den Inhalt, wolle mir diese läßliche Sünde aber nicht eingestehen.
    »Sicher nichts Besonderes«, fuhr der Bischof fort, »aber er bestand darauf, daß sie das Schreiben noch vor der Wintersonnenwende erhält. Das heißt also, bevor er zurückkehrt.«
    »Warum ist er nach Demetia geritten?« wollte Ceinwyn wissen.
    »Um sich zu vergewissern, daß die Schwarzschilde im Frühjahr kämpfen werden, nehme ich an«, antwortete der Bischof, doch wie ich entdeckte, lag ein gewisses Zögern in seiner Stimme. Deswegen vermutete ich, daß dieser Brief den eigentlichen Grund für Arthurs Besuch bei Oengus mac Airem enthielt, Emrys ihn aber nicht verraten wollte, weil er damit zugeben mußte, das Siegel erbrochen zu haben. Am Tag darauf ritt ich nach Ynys Wydryn. Es war nicht weit, aber die Reise kostete mich den größten Teil des Vormittags, denn immer wieder mußte ich absitzen und Pferd und Muli durch Schneewehen führen. Das Muli war mit einem Dutzend jener Wolfsfelle beladen, die Cuneglas uns mitgebracht hatte und die sich als willkommenes Geschenk erwiesen, denn die Holzwände von Guineveres Gefängnisraum waren von Rissen durchzogen, durch die eiskalt der Winterwind blies. Bei meiner Ankunft kauerte sie vor einem Feuer, das in der Mitte des Raumes brannte. Als ich ihr gemeldet wurde, richtete sie sich auf und schickte ihre Dienerinnen in die Küche. »Ich wäre geneigt, selbst zur Küchenmagd zu werden«, sagte sie. »In der Küche ist es wenigstens warm, aber leider wimmelt es dort von psalmodierenden Christinnen. Kein Ei können die aufschlagen, ohne ihren jämmerlichen Gott zu preisen.« Sie erschauerte vor Kälte und zog sich den Umhang enger um die Schultern. »Die Römer«, sagte sie, »wußten, wie man sich warm hält, wir aber scheinen diese Kunst verlernt zu haben.«
    »Die hier schickt Euch Ceinwyn, Lady.« Damit warf ich die Wolfsfelle zu Boden.
    »Ihr werdet ihr meinen Dank ausrichten«, antwortete Guinevere. Dann ging sie hinüber und stieß trotz der Kälte die Läden eines Fensters auf, so daß das Tageslicht in den Raum fallen konnte. Das Feuer duckte sich unter dem Ansturm der kalten Luft und schickte wirbelnde Funken zu den rußgeschwärzten Dachbalken hinauf. Guinevere trug ein Übergewand aus dicker brauner Wolle. Sie war blaß, aber das hochmütige Gesicht mit den grünen Augen hatte kein bißchen von seiner Macht und seinem Stolz verloren. »Ich hatte gehofft, Euch eher wiederzusehen«, tadelte sie mich.
    »Es war eine schwere Zeit, Lady«, entschuldigte ich meine lange Abwesenheit.
    »Ich will wissen, was auf Mai Dun geschehen ist, Derfel«, sagte sie.
    »Das werde ich Euch berichten, Lady, aber zuerst muß ich Euch das hier übergeben.« Ich zog Arthurs Pergament aus der Tasche an meinem Gürtel und reichte es ihr. Sie riß das Band ab, löste das Wachssiegel mit einem Fingernagel und entfaltete das Dokument. Dann las sie es im Schein des Lichtes, das vom Schnee vor dem Fenster zurückgeworfen wurde. Ich sah, wie ihre Züge sich spannten, sonst aber zeigte sie keinerlei Reaktion. Sie schien das Schreiben zweimal zu lesen; dann faltete sie es und warf es auf eine Holztruhe. »Also erzählt mir von Mai Dun«, forderte sie mich auf.
    »Was habt Ihr inzwischen erfahren?«
    »Nur das, was Morgan mir mitzuteilen geruht, und was diese alte Hexe mir mitzuteilen geruht, ist eine Version der Wahrheit ihres jämmerlichen Gottes.« Dies sagte sie so laut, daß niemand, der uns belauschte, es zu überhören vermochte.
    »Ich bezweifle, daß Morgans Gott von dem, was geschah, enttäuscht war«, sagte ich, und dann berichtete ich ihr, was an jenem Abend vor Samhain geschehen war. Als ich endete, verhielt sie sich stumm und starrte zum Fenster auf das schneebedeckte Geländer hinaus, wo ein Dutzend abgehärtete Pilger vor dem heiligen Dornbusch knieten, indes ich von einem Holzstoß an der Wand die Flammen speiste.
    »Also hat Nimue Gwydre auf den Hügel mitgenommen?« fragte Guinevere.
    »Sie hat die Schwarzschilde ausgeschickt, um ihn zu holen. Das heißt, ehrlich gesagt, um ihn zu entführen. Das war nicht weiter schwierig. In der Stadt wimmelte es von Fremden, und alle möglichen Speerkämpfer kamen und

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