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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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schwarzen Bäumen tropfte Wasser auf ein Land, das in der alles durchdringenden Nässe zu verrotten schien. Die Wintersonnenwende kam näher, aber die Sonne ließ sich nicht blicken. Die Welt ging unter in schwarzer, nasser Verzweiflung. Ich wartete auf Arthurs Rückkehr, aber er rief mich nicht zu sich. Er ging mit seiner jungen Gemahlin nach Durnovaria, wo er die Wintersonnenwende feierte. Schon möglich, daß er wissen wollte, was Guinevere von seiner neuen Vermählung hielt, aber er fragte mich nicht danach.
    Wir gaben das große Festessen für die Wintersonnenwende in Dun Carics Halle, und es gab nicht einen unter den Anwesenden, der nicht fürchtete, daß es unser letztes sein würde. Wir opferten der Mitwintersonne unsere Gaben, wußten aber, wenn sie wieder emporstieg, würde sie dem Land nicht Leben bringen, sondern Tod. Sie

    würde Sachsenspeere bringen, Sachsenäxte und Sachsenschwerter. Wir beteten, wir tafelten, und wir fürchteten, daß wir dem Untergang geweiht waren. Und noch immer regnete es endlos weiter.

ZWEITER TEIL
    Mynydd Baddon

    » W er?« fragte Igraine, sobald sie das erste Blatt des jüngsten Stapels Pergamente gelesen hatte. Sie hat in den letzten Monaten ein wenig Sächsisch gelernt und ist sehr stolz auf diesen Erfolg, obwohl es, ehrlich gesagt, eine barbarische Sprache ist und weit weniger elegant als die britannische.
    »Wer?« wiederholte ich ihre Frage.
    »Wer war diese Frau, die Britannien in den Untergang geführt hat? Es war Nimue, nicht wahr?«
    »Wenn Ihr mir Zeit laßt, die Geschichte niederzuschreiben, Lady, werdet Ihr es erfahren.«
    »Ich wußte, daß Ihr das sagen würdet. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt gefragt habe.« Sie saß auf der breiten Fensterbank, die eine Hand auf ihrem gewölbten Leib, den Kopf wie lauschend auf die Seite gelegt. Nach einer Weile erschien ein spitzbübisches Lächeln auf ihrem Gesicht. »Das Baby strampelt«, sagte sie. »Wollt Ihr mal fühlen?«
    Ich schüttelte mich. »Nein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich hab mich noch nie für Babys interessiert.«
    Sie schnitt mir eine Grimasse. »Das meine werdet Ihr lieben, Derfel.«
    »Werde ich das?«
    »Es wird ein bezaubernder Knabe werden.«
    »Woher wißt Ihr, daß es ein Knabe wird?« fragte ich.
    »Weil kein Mädchen so kräftig treten kann, daher. Seht nur!« Damit spannte meine Königin ihr blaues Gewand fest über ihren Bauch und lachte laut auf, als sich die glatte Wölbung bewegte.
    »Erzählt mir von Argante«, verlangte sie, während sie den Stoff wieder losließ.
    »Klein, dunkel, mager, hübsch.«
    Ob dieser unzulänglichen Beschreibung verzog Igraine das Gesicht.
    »War sie klug?«
    Ich überlegte. »Sie war schlau, ja, also war ihr eine gewisse Klugheit eigen, die aber nicht durch Bildung gefördert wurde.«
    Meine Königin tat diese Feststellung mit einem verächtlichen Achselzucken ab. »Ist Bildung so wichtig?«
    »Ich finde, ja. Ich habe stets bedauert, daß ich nicht Latein gelernt habe.«
    »Warum?« erkundigte sich Igraine.
    »Weil ein so großer Teil aller Erfahrungen der Menschheit in dieser Sprache aufgeschrieben wurde, Lady, und eins der wichtigsten Argumente für die Bildung ist, daß sie uns Zugang zu allen Dingen verschafft, die andere Völker gewußt, gefürchtet, erträumt und erreicht haben. Wenn man Probleme hat, ist es eine große Hilfe zu erfahren, daß
    jemand anders schon einmal vor den gleichen Problemen gestanden hat. Es erklärt vieles.«
    »Zum Beispiel?« wollte Igraine wissen.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich erinnere mich an etwas, was Guinevere einmal zu mir sagte. Ich wußte zunächst nicht, was es bedeutete, weil sie es auf Latein gesagt hatte, aber sie übersetzte es mir, und ich erkannte, daß es eine perfekte Erklärung für Arthur war. Ich habe es nie wieder vergessen.«
    »Nun? Nur weiter!«
    » Odi et amo «, zitierte ich langsam die fremden Wörter, » excrucior .«
    »Und das heißt?«
    »Ich hasse und ich liebe, es schmerzt. Irgendein Dichter hat das geschrieben, wer, habe ich vergessen, aber Guinevere hatte das Gedicht gelesen, und als wir uns eines Tages über Arthur unterhielten, zitierte sie diese Zeile. Denn, wißt Ihr, sie verstand ihn vollkommen.«
    »Hat Argante ihn verstanden?«
    »Aber nein!«
    »Konnte sie lesen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich erinnere mich nicht. Vermutlich nicht.«
    »Wie sah sie aus?«
    »Sie hatte eine sehr weiße Haut«, antwortete ich, »denn sie weigerte sich, an die Sonne zu gehen. Argante liebte die

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