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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gestorben, und der Bischof hat durch seinen Tod eine der bevorzugten Zielscheiben für seine Verachtung verloren. Mich zu quälen macht ihm nur wenig Spaß, denn ich ertrage seine Bosheiten geduldig, und außerdem genieße ich den Schutz Igraines und ihres Gemahls.
    Schließlich ging Sansum wieder hinaus. Igraine schnitt hinter seinem Rücken eine Grimasse. »Sagt mir, Derfel«, begann sie, als der Heilige außer Hörweite war, »was soll ich für die Entbindung tun?«
    »Warum in aller Welt fragt Ihr das mich?« gab ich verwundert zurück.
    »Ich habe keine Ahnung von Entbindungen – Gott sei Dank! Ich habe noch nie gesehen, wie ein Kind geboren wird, und will es auch in Zukunft nicht sehen.«
    »Aber Ihr habt Kenntnis von den alten Dingen«, drängte sie mich.
    »Das habe ich gemeint.«
    »Die Frauen in Eurem Caer wissen darüber viel mehr als ich«, antwortete ich, »aber jedesmal, wenn Ceinwyn entbunden hat, haben wir dafür gesorgt, daß Eisen im Bett war, Frauenurin auf der Schwelle, Beifuß im Feuer und natürlich ein jungfräuliches Mädchen zur Hand, das das Neugeborene aus dem Entbindungsstroh hebt. Aber vor allem«, fuhr ich streng fort, »darf sich kein Mann im Raum aufhalten. Nichts bringt so großes Unheil wie ein Mann, der bei einer Geburt anwesend ist.« Um das Unheil abzuwenden, das sogar dadurch entstehen konnte, daß eine derartige Situation auch nur erwähnt wurde, berührte ich hastig den vorstehenden Nagel an meinem Schreibtisch. Wir Christen glauben natürlich nicht, daß das Berühren von Eisen irgendwelchen Einfluß –
    zum Guten oder Schlechten – auf unser Schicksal hat, aber der Nagelkopf an meinem Schreibtisch glänzt doch sehr von meinen Berührungen. »Stimmt das übrigens mit den Sachsen?« wollte ich wissen.
    Igraine nickte. »Sie kommen näher, Derfel.«
    Wieder rieb ich den Nagelkopf. »Dann ermahnt Euren Gemahl, daß er die Speere schärfen soll.«
    »Dazu braucht er keine Ermahnung«, sagte sie grimmig. Ich frage mich, ob der Krieg jemals enden wird. Denn solange ich lebe, haben die Britannier gegen die Sachsen gekämpft, und obwohl wir einen großen Sieg über sie errangen, haben wir in den Jahren nach diesem Sieg noch Land verloren, und mit dem Land gingen auch die Geschichten verloren, die mit den Hügeln und Tälern verbunden waren. Denn die Geschichte ist nicht nur eine Erzählung, die Menschen erdacht haben, sondern etwas, was stark mit dem Land verbunden ist. Wir benennen einen Berg nach einem Helden, der dort gefallen ist, einen Fluß nach einer Prinzessin, die an seinen Ufern entlanggeflohen ist, und wenn die alten Namen verschwinden, verschwinden die Geschichten mit ihnen, und die neuen Namen rufen keine Erinnerung an die Vergangenheit mehr wach. Die Sais nehmen uns unser Land und unsere Geschichte. Sie verbreiten sich wie eine Seuche, und wir haben keinen Arthur mehr, der uns beschützt. Arthur, Geißel der Sachsen, Lord von Britannien und der Mann, dessen Liebe ihm selbst größeren Schmerz zugefügt hat als jede Wunde von Schwert oder Speer. Wie sehr vermisse ich doch meinen Arthur!

    Anläßlich der Wintersonnenwende beteten wir zu den Göttern, sie möchten die Erde nicht der großen Dunkelheit überlassen. Während der sehr strengen Wintermonate erschienen uns diese Gebete häufig wie ein verzweifeltes Flehen, und das traf niemals so sehr zu wie in dem Jahr, bevor uns die Sachsen angriffen, denn da lag unsere Welt wie tot unter einem Panzer aus Eis und verharschtem Schnee. Für jene von uns, die Jünger des Mithras waren, besaß die Wintersonnenwende eine weitere Bedeutung, denn zu dieser Zeit wurde unser Gott geboren; deswegen besuchte ich mit Issa nach unserem Sonnenwendfestmahl in Dun Caric die Höhlen, in denen wir unsere feierlichsten Zeremonien abhielten, um ihn dort in den Mithraskult einzuweihen. Er meisterte die Prüfungen erfolgreich und wurde im Kreis der Elitekrieger, welche die Mysterien des Gottes bewahren, herzlich willkommen geheißen. Anschließend gab es ein Festmahl. In jenem Jahr tötete ich den Stier, schnitt ihm zunächst die Kniesehnen durch, damit er sich nicht mehr bewegen konnte, und schwang dann in der niedrigen Höhle die Axt, um ihm die Wirbelsäule zu durchtrennen. Wie ich mich erinnere, hatte der Stier eine Schrumpfleber, was als schlechtes Zeichen galt, aber in jenem eisigen Winter gab es nirgendwo gute Zeichen.
    Trotz der bitteren Kälte nahmen vierzig Mann an den Riten teil. Arthur kam nicht, obwohl er ein langjähriges Mitglied

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