Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Nacht. Und sie hatte tiefschwarzes Haar, so glänzend wie das Gefieder eines Raben.«
    »Klein und mager war sie, sagtet Ihr?« fragte Igraine.
    »Sehr mager, und sehr klein«, gab ich zurück, »aber das, woran ich mich am besten erinnere, ist die Tatsache, daß Argante nur sehr selten lächelte. Sie beobachtete alles, ihr entging nichts, und es lag ständig ein berechnender Ausdruck auf ihrem Gesicht. Die Leute hielten dies für Klugheit, aber mit Klugheit hatte es nichts zu tun, ganz und gar nicht. Sie war lediglich die jüngste von sieben oder acht Töchtern und fürchtete deswegen stets, übergangen zu werden. Also war sie ständig um ihren Anteil besorgt und ständig der Meinung, daß sie um ihn betrogen wurde.«
    Igraine schnitt eine Grimasse. »Das klingt ja gräßlich!«
    »Sie war habgierig, verbittert und sehr jung«, sagte ich, »aber sie war auch schön. Sie wirkte so zerbrechlich, daß es rührend war.« Ich hielt inne und seufzte. »Armer Arthur! Er hatte kein Glück bei der Wahl seiner Frauen. Bis auf Ailleann, natürlich, aber die hat er sich nicht selbst ausgesucht. Sie wurde ihm als Sklavin zugeteilt.«
    »Was ist aus Ailleann geworden?«
    »Sie ist im Sachsenkrieg gestorben.«
    »Wurde sie getötet?« Igraine erschauerte.
    »Sie starb an der Pest«, berichtigte ich. »Es war ein ganz normaler Tod.«
    Jesus Christus.
    Der Name wirkt seltsam auf dieser Seite, aber ich werde ihn dort stehen lassen. Gerade als ich mit Igraine von Ailleann sprach, kam Bischof Sansum zu uns in den Raum. Der Heilige kann nicht lesen, und weil er es auf das schärfste mißbilligen würde, daß ich Arthurs Geschichte aufschreibe, tun Igraine und ich so, als übersetze ich ein Evangelium ins Sächsische. Ich sage, daß er nicht lesen kann, aber er ist dennoch fähig, ein paar bestimmte Wörter zu erkennen, und Jesus Christus gehört dazu. Deswegen habe ich es geschrieben. Er sah es, knurrte aber argwöhnisch. Er wirkt sehr alt in letzter Zeit. Er hat fast alle Haare verloren, nur zwei weiße Büschel sind noch vorhanden, die wie die Ohren von Lughtigern, dem Mäuselord, aussehen. Wenn er Wasser läßt, hat er Schmerzen, will seinen Körper aber nicht den weisen Frauen zum Heilen überlassen, denn er behauptet, die seien allesamt Heidinnen. Gott, behauptet der Heilige, werde ihn heilen, obwohl ich manchmal –
    Gott möge mir vergeben – darum bete, daß der Heilige dem Tode nahe ist, denn wenn er stirbt, bekommt unser kleines Kloster einen neuen Bischof. »Geht es meiner Lady gut?« erkundigte er sich bei Igraine, nachdem er das Pergament ausgiebig gemustert hatte.
    »Ja, Bischof. Vielen Dank.«
    Sansum stöberte im Raum herum, suchte nach etwas, was er tadeln konnte, obwohl ich nicht sagen kann, was er zu finden hoffte. Der Raum ist sehr einfach: eine Schlafstelle, ein Tisch zum Schreiben, ein Hocker und ein Feuer. Es hätte ihm gefallen, wenn ich ein Feuer entzündet hätte, damit er mich dafür tadeln könnte, aber heute ist ein sehr milder Wintertag und ich spare so viel wie möglich von dem kargen Brennstoff, den mir der Heilige zugesteht. Er wischte ein Staubkörnchen weg, beschloß jedoch, nichts dazu zu sagen, und musterte statt dessen Igraine. »Eure Zeit muß kurz bevorstehen, Lady?«
    »Nur noch zwei Monate, sagte man mir, Bischof«, antwortete Igraine und schlug das Kreuz über ihrem blauen Gewand.
    »Es ist Euch natürlich bewußt, daß unsere Gebete für Eure Ladyschaft zum Himmel emporsteigen werden«, sagte Sansum, ohne ein einziges Wort davon ernst zu meinen.
    »Betet lieber auch noch darum, daß die Sachsen nicht nahe sind«, entgegnete Igraine.
    »Sind sie das?« fragte Sansum beunruhigt.
    »Wie mein Gemahl hörte, bereiten sie sich zum Sturm auf Ratae vor.«
    »Ratae ist weit«, stellte der Bischof wegwerfend fest.
    »Anderthalb Tage?« fragte Igraine. »Und wenn Ratae fällt, welche Festung liegt dann zwischen uns und den Sachsen?«
    »Gott wird uns beschützen«, behauptete der Bischof und griff damit unbewußt den längst vergangenen Glauben des frommen Königs Meurig von Gwent auf. »Genau wie Gott Eure Ladyschaft in Eurer schweren Stunde beschützen wird.« Danach blieb er noch ein paar Minuten, hatte im Grunde aber nichts mehr mit uns zu besprechen. In letzter Zeit langweilt sich der Heilige. Ihm fehlt ein wenig Unheil, das er stiften könnte. Bruder Maelgwyn, der immer der stärkste von uns war und den größten Teil der körperlichen Arbeit im Kloster verrichtete, ist vor wenigen Wochen

Weitere Kostenlose Bücher