Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
und wir hatten diese Beleidigung in ein Kompliment verwandelt. Wir waren die Wolfsruten, obwohl wir auf den Schilden Ceinwyn zu Ehren statt des Wolfskopfes einen fünfzackigen weißen Stern trugen.
    Ceinwyn bestand noch immer darauf, im Frühling nicht nach Powys fliehen zu wollen. Morwenna und Seren könnten gehen, meinte sie, aber sie selbst werde unbedingt bleiben. Ich war zornig über ihre Hartnäckigkeit. »Dann können die Mädchen also ruhig beide Eltern verlieren?« fragte ich sie.
    »Wenn die Götter es so wollen, ja«, gab sie gelassen zurück. »Mag sein, daß das egoistisch klingt, aber so will ich es nun mal.«
    »Du willst sterben? Das ist egoistisch?«
    »Ich will nicht so weit entfernt sein, Derfel«, erklärte sie mir. »Weißt du, was es heißt, in einem fernen Land zu sein, während der Gemahl Krieg führt? Man kommt fast um vor Angst. Man fürchtet jeden einzelnen Boten. Man hört auf jedes Gerücht. O nein, diesmal werde ich hierbleiben.«
    »Um mir eine Sorge mehr aufzubürden?«
    »Was für ein arroganter Mann du doch bist«, gab sie ruhig zurück.
    »Glaubst du, ich könnte mich nicht allein durchschlagen?«
    »Der kleine Ring da wird dich auch nicht vor den Sachsen schützen.«
    Ich deutete auf den Achatsplitter an ihrer Hand.
    »Dann werde ich mich eben selber schützen. Keine Sorge, Derfel, ich werde dir nicht im Wege sein, und ich werde mich nicht gefangennehmen lassen.«
    Am folgenden Tag wurden in der Schafhürde unmittelbar am Fuß des Hügels von Dun Caric die ersten Lämmer geboren. Es war sehr früh für diese Geburten, aber ich nahm das als ein günstiges Zeichen der Götter. Bevor Ceinwyn es verbieten konnte, wurde das zuerst geborene Lamm geopfert, um sicherzustellen, daß die restliche Lammzeit gut verlaufen werde. Das blutige Fell des kleinen Tierchens wurde neben dem Bach an eine Weide genagelt, und am Tag darauf blühte darunter eine Wolfsblume, wie wir den Huflattich hier nennen. Die kleinen gelben Blüten stellen den ersten Farbfleck nach der Jahreswende dar. Am selben Tag sah ich die leuchtenden Farben von drei Eisvögeln am vereisten Ufer aufblitzen. Überall begann sich Leben zu regen. In der Morgendämmerung hörten wir, nachdem uns die Hähne geweckt hatten, wieder Drosseln, Rotkehlchen, Lerchen, Zaunkönige und Spatzen ihr Lied singen.
    Zwei Wochen nach der Geburt der ersten Lämmer schickte Arthur nach uns. Der Schnee war geschmolzen, so daß sich sein Bote über die verschlammten Straßen mühen mußte, um uns die Nachricht zu bringen, die uns in den Palast von Lindinis rief. Wir sollten dort am Imbolc-Fest teilnehmen, dem ersten Fest nach der Wintersonnenwende, das der Göttin der Fruchtbarkeit gewidmet ist. An Imbolc treiben wir neugeborene Lämmer durch brennende Reifen, und später, wenn sie glauben, daß niemand zusieht, springen auch die jungen Mädchen durch die noch glimmenden Reifen, um anschließend die Finger in die Asche der Imbolc-Feuer zu tauchen und sich den grauen Staub zwischen die Beine zu schmieren. Ein Kind, das im November zur Welt kommt, wird als Imbolc-Kind bezeichnet und hat die Asche zur Mutter und das Feuer zum Vater. Ceinwyn und ich trafen am Nachmittag des Tages vor Imbolc ein, als die Wintersonne lange Schatten über das bleiche Gras warf. Arthurs Speerkämpfer umringten den Palast, um ihn vor der verstockten Feindseligkeit der Menschen zu schützen, die sich an Merlins magische Beschwörung des leuchtenden Mädchens im Palasthof erinnerten.
    Zu meiner Überraschung entdeckte ich, daß der Innenhof für Imbolc geschmückt war. Arthur hatte für derartige Dinge nie etwas übrig gehabt, er hatte die Befolgung religiöser Riten stets Guinevere überlassen, und die hatte so primitive Bauernfeste wie Imbolc niemals gefeiert; nun aber stand ein großer Reifen aus geflochtenem Stroh für die Flammen bereit, während eine Handvoll Lämmer mit ihren Mutterschafen in einer kleinen Hürde eingeschlossen war. Culhwch begrüßte uns, indem er schalkhaft zu dem Reifen hinübernickte. »Eine gute Gelegenheit für Euch, ein weiteres Kind zur Welt zu bringen«, sagte er zu Ceinwyn.
    »Warum wäre ich sonst wohl hier?« erwiderte sie und gab ihm einen Kuß. »Und wie viele habt Ihr selbst inzwischen?«
    »Einundzwanzig«, antwortete er stolz.
    »Von wie vielen Müttern?«
    »Zehn.« Er grinste und versetzte mir einen Schlag auf den Rücken.
    »Morgen sollen wir unsere Befehle erhalten.«
    »Wir?«
    »Ihr, ich, Sagramor, Galahad, Lanval, Balin, Morfans.«

Weitere Kostenlose Bücher