Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
ein.
Er warf mir einen scharfen Blick zu. Vermutlich fragte er sich, ob sie mir von seinem Heiratsantrag erzählt hatte, doch da meine Miene nichts verriet, muß er sich wohl gedacht haben, daß sie geschwiegen hatte.
»Nein«, bestätigte er. Dann zögerte er abermals und lachte verlegen.
»Argante findet, ich hätte durch die Flammen steigen sollen, um unsere Vermählung zu besiegeln, aber ich habe zu ihr gesagt, daß ich keine toten Lämmer brauche, um zu wissen, daß ich verheiratet bin.«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, Euch zur Vermählung zu gratulieren«, sagte ich sehr förmlich. »Deswegen möchte ich das jetzt tun. Sie ist ein wunderschönes Mädchen.«
Das freute ihn. »Ist sie«, bestätigte er und wurde rot. »Aber sie ist noch ein Kind.«
»Culhwch sagt, man sollte sie alle so jung nehmen, Lord«, entgegnete ich leichthin.
Er ignorierte meinen Scherz. »Ich hatte mich nicht vermählen wollen«, gestand er dann leise. Ich schwieg. Er sah mich nicht an, sondern starrte über die brachliegenden Felder hinweg. »Aber ein Mann braucht eine Gemahlin«, erklärte er fest, als müsse er sich selbst überzeugen.
»Allerdings«, stimmte ich zu.
»Und Oengus war begeistert. Im Frühjahr, Derfel, wird er uns sein ganzes Heer bringen. Und sie sind wahrscheinlich gute Krieger, diese Schwarzschilde.«
»Es gibt keine besseren, Lord«, versicherte ich, sagte mir aber, daß
Oengus seine Krieger auch gebracht hätte, wenn Arthur Argante nicht zu Gemahlin genommen hätte. Was Oengus wirklich wollte, war natürlich Arthurs Hilfe gegen Cuneglas von Powys, auf dessen Gebiet seine Speerkämpfer immer wieder vordrangen, aber der gerissene Irenkönig hatte Arthur vermutlich eingeredet, die Vermählung garantiere das Eintreffen seiner Schwarzschilde für den Frühjahrsfeldzug. Die Vermählung war eindeutig übereilt abgesprochen worden, und ebenso eindeutig schien Arthur sie jetzt zu bereuen.
»Sie will natürlich Kinder«, sagte Arthur. Er dachte wohl immer noch an die gräßlichen Riten, durch die der Innenhof von Lindinis mit Blut besudelt worden war.
»Ihr nicht, Lord?«
»Noch nicht«, antwortete er knapp. »Es ist, glaube ich, besser, wenn wir warten, bis diese Sachsenbedrohung beendet ist.«
»Da wir gerade davon sprechen«, gab ich zurück. »Ich soll Euch von Lady Guinevere eine Bitte vortragen.« Wieder warf Arthur mir einen scharfen Blick zu, sagte aber kein Wort. »Guinevere fürchtet«, fuhr ich fort, »daß sie in Gefahr sein wird, falls die Sachsen im Süden angreifen. Sie bittet Euch, ihren Kerker an einen sicheren Ort zu verlegen.«
Arthur beugte sich vor, um seinem Pferd die Ohren zu streicheln. Ich hatte eigentlich erwartet, daß er verärgert sein würde, weil ich Guineveres Namen erwähnte, aber er zeigte keinerlei Spur von Zorn.
»Die Sachsen könnten tatsächlich im Süden angreifen«, sagte er freundlich. »Ich hoffe sogar, daß sie das tun, denn dann müssen sie ihre Streitmacht teilen, und wir können sie nacheinander erledigen. Aber die größere Gefahr, Derfel, besteht darin, daß sie einen einzigen Angriff entlang der Themse führen, und ich muß für die größere Gefahr Vorsorgen, nicht für die geringere.«
»Aber die Vorsicht würde doch gebieten, alles, was wertvoll ist, aus dem südlichen Dumnonia zu entfernen«, wandte ich ein. Er drehte sich um und sah mich an. Sein Blick war spöttisch, als verachtete er mich dafür, daß ich Mitgefühl für Guinevere an den Tag legte. »Ist sie denn wertvoll, Derfel?« fragte er mich. Als ich nicht antwortete, wandte sich Arthur von mir ab und blickte über die fahlen Felder hinweg, auf denen Amseln und Drosseln in den Furchen nach Würmern pickten. »Soll ich sie töten?« fragte er mich plötzlich.
»Wen – Guinevere?« gab ich zurück, entsetzt über diese Frage; dann sagte ich mir, daß vermutlich Argante hinter seinen Worten steckte. Es muß sie sehr gestört haben, daß Guinevere noch lebte, nachdem sie genau dieselbe Tat begangen hatte, für die ihre Schwester gestorben war. »Diese Entscheidung, Lord, steht mir nicht zu«, sagte ich. »Aber wenn sie wirklich den Tod verdient hat, hätte sie ihn schon vor Monaten empfangen müssen, und nicht erst jetzt.«
Er verzog das Gesicht. »Was werden die Sachsen mit ihr machen?«
fragte er mich.
»Sie glaubt, daß man sie vergewaltigen wird. Ich vermute eher, daß
man sie auf einen Thron setzt.«
Finster starrte er auf die öde Landschaft hinaus. Er wußte, daß ich Lancelots
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