Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
daß der bevorstehende Krieg Gwent nicht betreffe, immerhin habe der König aber widerwillig gestattet, daß Cuneglas sein Heer und Oengus seine Schwarzschilde durch Gwent marschieren ließen. Über Meurigs Bestreben, in Dumnonia zu herrschen, verlor Arthur kein einziges Wort
– vielleicht weil er wußte, daß er damit unseren Zorn auf den König von Gwent nur noch weiter schüren würde, denn Arthur hoffte immer noch, Meurig irgendwie überzeugen zu können. Deswegen wollte er möglichst nicht noch mehr Haß zwischen Dumnonia und Gwent säen. Die Streitkräfte von Powys und Demetia, erklärte Arthur, würden sich in Corinium vereinigen, denn diese ummauerte römische Stadt sollte Arthurs Hauptquartier und damit der Ort sein, an dem alle Vorräte an Proviant und Nachschub zusammengetragen wurden. »Morgen werden wir beginnen, in Corinium Vorräte anzulegen«, sagte Arthur. »Ich will, daß es bis unter die Dachbalken mit Proviant vollgestopft ist, denn dort werden wir unsere große Schlacht schlagen.« Er hielt inne. »Eine sehr große Schlacht«, ergänzte er dann, »mit allen Truppen des Feindes gegen jeden Mann, den wir aufbieten können.«
»Eine Belagerung?« fragte Culhwch erstaunt.
»Nein«, antwortete Arthur. Statt dessen beabsichtigte er, wie er uns erläuterte, Corinium als Köder zu benutzen. Die Sachsen würden schon bald erfahren, daß die Stadt von Pökelfleisch, Stockfisch und Getreide überfloß, und da es ihnen, wie jedem Kriegsheer auf dem Marsch, an Furage mangeln würde, stand fest, daß es sie nach Corinium ziehen würde wie den Fuchs zum Hühnerstall. Und genau dort wollte er sie dann vernichten. »Sie werden die Stadt belagern«, sagte er, »und Morfans wird sie verteidigen.« Morfans, von dieser Aufgabe zuvor bereits unterrichtet, nickte bestätigend. »Aber wir anderen«, fuhr Arthur fort, »werden in den Hügeln nördlich der Stadt warten. Cerdic wird erkennen, daß er uns unbedingt besiegen muß, und deswegen die Belagerung abbrechen. Dann werden wir auf einem Gelände unserer Wahl gegen ihn kämpfen.«
Der ganze Plan hing davon ab, daß beide Sachsenheere entlang des Themsetals vorrückten, und alle Zeichen deuteten darauf hin, daß dies tatsächlich die Absicht der Sachsen war. Sie häuften Vorräte in London und Fontes an, während sie an der Südgrenze keinerlei Vorbereitungen trafen. Culhwch, der die Südgrenze bewachte, war bis tief nach Lloegyr hinein vorgedrungen und berichtete uns, er habe weder eine Konzentration von Speerkämpfern noch einen Hinweis darauf vorgefunden, daß Cerdic in Venta oder einer anderen Grenzstadt Getreide oder Fleisch hortete. Alles, behauptete Arthur, deute auf einen simplen, brutalen und übermächtigen Angriff die Themse entlang hin, dessen Ziel die Küste des Severn-Meeres war und dessen Entscheidungsschlacht irgendwo bei Corinium stattfinden würde. Sagramors Männer hatten zu beiden Seiten des Themsetals bereits riesige Warnfeuer auf den Hügeln aufgeschichtet, weitere Warnfeuer befanden sich auf den Hügeln, die sich ins südliche und westliche Dumnonia hineinzogen, und sobald wir den Rauch dieser Feuer sahen, sollten wir alle zu unseren Plätzen marschieren.
»Das wird jedoch frühestens nach Beltane geschehen«, erklärte Arthur. Er hatte seine Spione sowohl in Aelles als auch in Cerdics Halle, und alle hatten gemeldet, die Sachsen würden bis nach dem Fest ihrer Göttin Eostre warten, das eine ganze Woche nach Beltane stattfand. Die Sachsen wollten den Segen der Göttin erbitten, erläuterte Arthur, und außerdem den neuen Schiffen dieses Jahres genügend Zeit lassen, um mit ihren Bäuchen voll weiterer hungriger Krieger übers Meer zu gelangen.
Nach dem Fest der Eostre jedoch, sagte er, würden die Sachsen vorrücken, und er werde sie, ohne sich zur Schlacht zu stellen, tief nach Dumnonia hineindringen lassen, sie aber unterwegs ständig attackieren. Sagramor mit seinen schlachterprobten Speerkämpfern würde sich unmittelbar vor der Kriegshorde der Sachsen zurückziehen und so viel Widerstand leisten, wie es nur ging, ohne einen Schildwall zu bilden, während Arthur das Heer der Verbündeten in Corinium sammelte. Culhwch und ich hatten andere Befehle. Unsere Aufgabe war es, die Hügel südlich des Themsetals zu verteidigen. Zwar konnten wir nicht hoffen, einen entschlossenen Vorstoß der Sachsen, der durch diese Hügel in Richtung Süden geführt wurde, aufzufangen, doch Arthur erwartete einen solchen Vorstoß nicht. Die Sachsen,
Weitere Kostenlose Bücher