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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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setzen, und ich glaube, es gab keine einzige Seele im ganzen Innenhof, ob Gast, Druide oder Wachtposten, der nicht auffiel, wie sehr sie an einen Vater mit seiner Tochter erinnerten. Eine Pause trat ein. Es war ein peinlicher Augenblick, fast so, als sei ein wichtiger Teil eines Rituals vergessen worden und eine feierliche Zeremonie daher in Gefahr geraten, lächerlich zu wirken; doch dann gab es ein Gescharre am Palastportal, ein lautes Kichern, und Mordred trat in Erscheinung.
    Mit verschlagenem Lächeln hinkte unser König mit seinem Klumpfuß
    auf den Hof heraus. Genau wie Argante spielte er eine Rolle, doch im Gegensatz zu ihr tat er es nicht gern. Er wußte genau, daß jeder einzelne Mann auf dem Hof Arthurs Mann war, daß alle ihn, Mordred, haßten, und daß sie ihn zwar behandelten, als sei er ihr König, er aber dennoch nur durch ihre Duldung lebte. Schwerfällig bestieg er das Podium. Arthur verneigte sich, und wir alle folgten seinem Beispiel. Mordred, dessen drahtiges Haar genauso ungebärdig war wie immer und dessen Bart einen häßlichen Rahmen für sein rundes Gesicht bildete, nickte flüchtig und nahm dann auf dem mittleren Sessel Platz. Argante warf ihm einen überraschend freundlichen Blick zu. Arthur ließ sich auf dem letzten Sessel nieder, und dann saßen die drei vor uns: Imperator, König und Kindgemahlin.
    Unwillkürlich mußte ich daran denken, daß Guinevere das alles sehr viel souveräner gehandhabt hätte: Es hätte heißen Met zu trinken gegeben, mehr Feuer gegen die Kälte und Musik, um verlegene Pausen zu überbrücken. An diesem Abend aber schien niemand zu wissen, was eigentlich geschehen sollte, bis Argante den Druiden ihres Vaters plötzlich anzischte. Fergal warf einen unsicheren Blick in die Runde und huschte quer über den Hof, um sich eine der Fackeln aus den Wandhaltern zu holen. Mit dieser Fackel entzündete er den Reifen und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin, während das Stroh in Flammen aufging.
    Die fünf neugeborenen Lämmer wurden von Sklaven aus der Hürde geholt. Die Mutterschafe blökten verzweifelt nach ihren Sprößlingen, die in den Armen der Sklaven zappelten. Fergal wartete, bis der Reifen einen perfekten Feuerkreis bildete, dann befahl er, die Lämmer durch die Flammen zu treiben, die keine Ahnung davon hatten, daß die Fruchtbarkeit ganz Dumnonias von ihrem Gehorsam abhing, stoben in alle Himmelsrichtungen davon, nur nicht in Richtung auf den Reifen; auch Balins Kinder schlossen sich der johlenden Jagd an, erreichten dadurch aber nur, daß die Verwirrung noch größer wurde. Schließlich wurden die Lämmer eins nach dem anderen eingefangen und auf den Reifen zugescheucht, und mit der Zeit wurden sie alle dazu gebracht, durch den Feuerkreis zu springen, doch die Feierlichkeit des Augenblicks war inzwischen gründlich gestört worden. Argante, die von ihrem heimatlichen Demetia zweifellos geschicktere Durchführungen derartiger Zeremonien gewohnt war, krauste die Stirn, wir anderen dagegen lachten und plauderten. Fergal stellte die Würde des Abends wieder her, indem er plötzlich einen Schrei ausstieß, der uns alle erstarren ließ. Der Druide stand mit zurückgeworfenem Kopf da und blickte in den bewölkten Himmel empor; in der erhobenen Rechten hielt er ein breites Feuersteinmesser, während in seiner Linken hilflos eines der Lämmer zappelte.
    »O nein!« protestierte Ceinwyn und wandte sich ab. Gwydre verzog das Gesicht, während ich ihm den Arm um die Schultern legte. Fergal brüllte seine Herausforderung in die Nacht hinaus und hob dann Lamm und Messer hoch über seinen Kopf. Abermals schrie er und massakrierte das Lamm, metzelte den kleinen Körper mit seinem ungeschickten, stumpfen Messer, während die Bewegungen des Lammes und seine blökenden Schreie nach der Mutter immer schwächer wurden, weil sein Blut auf Fergals erhobenes Gesicht und seinen wilden, knochen-und fuchshaardurchwirkten Bart herabströmte. »Ich bin froh«, flüsterte mir Galahad ins Ohr, »daß ich nicht in Demetia leben muß.«
    Während dieses außergewöhnlichen Opfers blickte ich zu Arthur hinüber und entdeckte einen Ausdruck ausgesprochenen Widerwillens auf seinem Gesicht. Dann bemerkte er, daß ich ihn beobachtete, und seine Miene erstarrte. Argante, deren Mund begierig offenstand, beugte sich vor, um den Druiden besser beobachten zu können. Mordred grinste.
    Das Lamm verendete. Plötzlich begann Fergal zu unser aller Entsetzen im Hof herumzustolzieren, während er

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