Ascalon – Das magische Pferd, Band 1: Ascalon – Das magische Pferd. Die Wächter des Schicksals (German Edition)
Beine und begrüßte die späte Besucherin, indem es ihr freudig die Nüstern entgegenstreckte.
»Ascalon, mein Freund!« Die Frau schob die Kapuze ihres Umhangs zurück und strich dem Wallach sanft über das seidige Fell. »So hast du deine Wahl also getroffen«, raunte sie ihm zu. »Sie ist noch sehr jung, aber ich zweifle nicht an der Weisheit deiner Entscheidung.«
Ascalon schnaubte leise.
»Ich bin froh, dass die Suche endlich ein Ende hat«, fuhr die Frau fort. »Dringende Aufgaben warten auf dich, die keinen Aufschub mehr dulden. Du musst sie zu mir führen – Bald. Hörst du? Ich werde sie unterweisen, so, wie ich jeden deiner Gefährten unterwiesen habe. Und sie wird verstehen, so, wie alle vor ihr verstanden haben.«
Wieder schnaubte Ascalon leise.
»Gut!« Die Frau lächelte und strich Ascalon ein paar Mähnenhaare aus der Stirn. »Ach, Ascalon«, sagte sie voller Zuneigung. »Was würde ich nur ohne dich machen. Ohne dich und deine Gefährten …«
Ein letztes Mal sah sie ihm tief in die Augen. Dann streifte sie sich die Kapuze über, wandte sich um und glitt hinaus, wie sie gekommen war, lautlos und geheimnisvoll. Ein Schatten im Mondlicht, fort und doch nicht fort.
»Stimmt es, dass du dich ab heute um Mamas neuen Patienten kümmern darfst?«, begrüßte Vivien Muriel schon an der Haustür, als diese am nächsten Tag von der Schule kam.
»Was dagegen?« Schwungvoll stellte Muriel ihren Rucksack im Flur ab. Sie hatte sich so sehr auf das Wochenende gefreut, aber die letzte Schulstunde hatte ihre Stimmung auf null gedrückt. Geschichte! Es gab nur ein Fach, das Muriel noch weniger leiden konnte, und das war Physik. Trotzdem hatte sie es bisher irgendwie immer geschafft, in beiden Fächern halbwegs gute Noten zu bekommen – bis jetzt. Das Referat über die Hexenverfolgung im Mittelalter war eine glatte Fünf geworden. Um die wieder wettzumachen, würde sie für die nächste Geschichtsarbeit ganz schön büffeln oder vor der ganzen Klasse freiwillig ein besonders gutes mündliches Referat über das Leben im Mittelalter halten müssen. Dafür hatte ihre Lehrerin denen, die eine Fünf geschrieben hatten, drei Wochen Zeit gegeben.
Und das, obwohl ich keinen blassen Schimmer davon habe, wie die Menschen damals gelebt haben, dachte sie mürrisch und bückte sich, um ihre Schuhe auszuziehen.
»He, hast du etwa schlechte Laune?« Vivien knuffte sie unsanft in die Seite.
»Lass mich in Ruhe!« Mit einer Hand schubste Muriel Vivien zur Seite. Diese taumelte einen Schritt rückwärts, stolperte über Muriels Rucksack, plumpste unsanft auf den Po und fing sofort an zu heulen.
»Teresa!«, rief sie unter Tränen.
»Dios mío!« Mit einem Geschirrtuch in den Händen kam Teresa aus der Küche und half Vivien auf. »Müsst ihr euch denn immer streiten?« Sie seufzte und schüttelte den Kopf. »Jetzt kommt in die Küche. Das Essen ist fertig.«
»Mama hat gesagt, dass du Ascalon gestern Abend gestriegelt und gefüttert hast«, fing Vivien noch einmal an, als der Teller mit dampfenden Spaghetti vor ihr auf dem Tisch stand. »Stimmt das?«
»Ja!« Muriel antwortete mit vollem Mund.
»Cool.« Vivien bekam ganz große Augen. »Darf ich dir helfen, wenn du ihn wieder putzt?«
»Nein!«, antwortete Muriel kauend.
»Aber ich kann das schon!«, behauptete Vivien. »Andrea hat mir alles gezeigt, den Striegel, die Kardätsche, den …«
»Prima, dann kannst du ja Nero und die anderen Pferde in Zukunft putzen«, erwiderte Muriel gelassen.
»Aber ich will dir helfen!«
»Nein!« Muriel verdrehte genervt die Augen. »Mama hat gesagt, dass ich mich allein um Ascalon kümmern soll. Allein!«
»Du bist gemein!« Vivien schmollte. Lustlos stocherte sie mit der Gabel in den Spaghetti herum.
»Du hast gehört, was deine Mutter gesagt hat, mi chica«, mischte sich Teresa in das Gespräch ein. »Und nun iss, sonst werden die Spaghetti kalt.«
Nach dem Mittagessen besserte sich Muriels Laune schlagartig.
In Windeseile tauschte sie ihre Schulklamotten gegen eine verwaschene Jeans und ein altes Sweatshirt und machte sich auf den Weg zu Ascalon, um ihn so richtig gründlich zu putzen.
Ihre Mutter erwartete sie schon.
»Und? Wie hat er sich heute benommen?«, fragte Muriel, während sie die Stalltür hinter sich schloss.
»Besser!« Ihre Mutter wirkte sehr zufrieden. »Arbeiten kann ich zwar noch nicht mit ihm, aber immerhin hat er aufgehört auszuschlagen und das Holz der Tür zu zerbeißen.« Sie lächelte ihrer
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