Ascalon – Das magische Pferd, Band 1: Ascalon – Das magische Pferd. Die Wächter des Schicksals (German Edition)
oder?«
»Nein, das können wir nicht.« Einem plötzlichen Impuls folgend, richtete Muriel sich auf, schloss ihre Mutter in die Arme und flüsterte: »Danke, Mam.«
Wundersamer Ritt durch die Nacht
Als Muriel erwachte, war es tiefe Nacht. Silbernes Mondlicht fiel durch den Spalt zwischen den geschlossenen Vorhängen und ließ die Möbelstücke in ihrem Zimmer wie Schattenrisse erscheinen. Verwundert setzte sie sich auf und schaute auf die Leuchtziffern ihres Radioweckers.
1.30 Uhr.
Merkwürdig. So tief in der Nacht erwachte sie sonst nie. Für gewöhnlich schlief sie wie ein Murmeltier. So fest, dass sie sogar den Wecker am Morgen oft nicht hörte und Teresa große Mühe hatte, sie aus den Federn zu scheuchen.
Aber diesmal war es anders. Etwas hatte sie geweckt. Jetzt war sie hellwach. An Schlaf war nicht mehr zu denken. Ein Albtraum schied als Ursache aus. Muriel konnte sich nicht daran erinnern, etwas Furchtbares geträumt zu haben. Außerdem schlug ihr Herz auch nicht so heftig, wie es nach Albträumen meistens der Fall war.
Die seltsamen Visionen konnten es auch nicht gewesen sein, denn an die erinnerte sie sich hinterher immer besonders gut.
Aber was dann?
Sie lag ganz ruhig und lauschte. Als sie in den einsam gelegenen Birkenhof gezogen waren, hatte sie in der ersten Zeit oft Angst vor Einbrechern gehabt und hinter jedem Geräusch eine Bedrohung vermutet. Doch diese Zeit war längst vorbei.
Ein kurzes Lächeln huschte über Muriels Gesicht. Die nächtlichen Geräusche im Haus und auf dem Hof waren ihr inzwischen vertraut. Und außerdem war Titus ja auch noch da.
Wieder lauschte sie in die Nacht hinaus.
Im Haus war es still. Auch auf dem Hof schien alles ruhig.
Trotzdem fand Muriel keine Ruhe. Das unbestimmte Gefühl, dass jemand nach ihr gerufen hatte, wurde von Minute zu Minute stärker und drängte sie aufzustehen. Zögernd schlug sie die Bettdecke zurück, trat ans Fenster und spähte auf den Hofplatz hinaus. Der Mond hatte sich hinter einer Wolke verkrochen, aber der Lichtschein der altersschwachen Lampe an der Wand der kleinen Reithalle verbreitete genügend Licht, um dennoch etwas erkennen zu können.
Nichts regte sich auf dem Hofplatz, der das Wohnhaus mit dem Pferdestall und der zur Reithalle umgebauten Scheune verband. Nichts, außer ein paar Fledermäusen, die im Schein der Lampe nach Faltern jagten.
Und doch war da etwas. Etwas, das Muriel nicht sehen, nicht hören und nicht in Worte fassen konnte. Es dauerte lange, bis sie begriff, dass das Gefühl nicht von außen kam. Es war in ihr drin und es wurde immer stärker. Wie ein stummer Ruf, der sie drängte, das Haus zu verlassen.
Mit klopfendem Herzen schlüpfte sie in ihre Jeans und zog eine Sweatjacke über das T-Shirt, das ihr als Nachthemd diente. Dann öffnete sie die Tür, schlich auf bloßen Füßen die knarrende Holztreppe hinunter und huschte über den dunklen Flur in die Küche, von der aus ein kleiner Nebeneingang auf den Hof hinausführte.
Sie wollte gerade in ihre Sneakers schlüpfen, als ihr ein leises Klirren in unmittelbarer Nähe einen eisigen Schrecken durch die Glieder jagte. Für den Bruchteil eines Augenblicks hielt sie die Luft an. Dann spürte sie Titus’ vertraute kühle Schnauze an ihrer Hand und atmete auf.
»Titus!«, schalt sie flüsternd, während sie sich hinkniete, um dem großen Hund liebevoll über das Fell zu streichen. »Was fällt dir ein mich so zu erschrecken?«
Statt einer Antwort erhielt sie nur einen feucht-schlabberigen Hundekuss auf die Wange. Einen weiteren konnte sie gerade noch verhindern, indem sie sich erhob. Titus, der die Nacht wie immer allein im Flur verbrachte, schien sich riesig über ihren Besuch zu freuen. Schwanzwedelnd stand er neben ihr und schaute sie erwartungsvoll an.
Auch Muriel war froh ihn zu sehen. »Willst du mit mir rausgehen?«, fragte sie leise, während sie barfuß in ihre Schuhe schlüpfte und die Tür aufsperrte.
Die Reaktion des großen Schweizer Sennhundes war eindeutig. Als sie nach der Türklinke griff, drängte er seinen massigen Körper an ihr vorbei, um als Erster hinauszustürmen. »O.k., die Frage war wohl überflüssig.« Muriel lachte, klopfte Titus sanft auf den Rücken und ermahnte ihn im Flüsterton: »Aber nicht bellen! Hörst du? Es muss ja niemand etwas von unserer kleinen Nachtwanderung erfahren.«
Kaum dass sie die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatte, war Titus auch schon draußen. Das schwarze Fell verschmolz mit den Schatten der
Weitere Kostenlose Bücher