Ascalon – Das magische Pferd, Band 2: Ascalon – Das magische Pferd. Das Geheimnis der Maya (German Edition)
dich zu schützen, aber Zamná und ihr Gefolge haben dich heimlich den ganzen Tag beobachtet. Wir konnten nichts dagegen tun.«
»Zamná und ihre Freundinnen?« Nun wurde Muriel einiges klar. »Was haben die am Tempel des Ah Coyopa gemacht? Ich denke, sie sollten auch auf die Jagd gehen?«
»Das waren sie auch.« Chila nickte. »Sie haben dich entdeckt, als sie die gefüllten Säcke zum Haupttempel bringen wollten. Danach ist wohl immer eine von ihnen bei dir geblieben und hat dich heimlich beobachtet.« Sie holte tief Luft, schüttelte den Kopf und fragte: »Sag mal, was hast du eigentlich den ganzen Tag dort gemacht?«
»Ich habe Meerschweinchen gesucht.« Muriel war nicht bereit, Chila etwas zu erzählen.
»Das glaube ich nicht.« Chila schnitt eine Grimasse. »Sie haben gesagt, dass du den Sack nicht bei dir hattest.«
»Musste ich auch nicht, ich habe schließlich keine gefunden.« Das klang unfreundlicher als beabsichtigt.
»Wenn keine da waren, hättest du woanders suchen müssen«, erklärte Chila bestimmt und fügte kühl hinzu: »Das hast du jetzt davon, dass du so faul warst. Jetzt können wir uns morgen nicht zusammen das Spiel ansehen.«
Die Gespräche im Speisesaal verstummten augenblicklich, als Muriel und Chila hereinkamen. Die Blicke der Mädchen folgten ihnen, als sie den Raum durchquerten und zu ihren Plätzen gingen. Manche grinsten, andere schienen nur neugierig zu sein. Als Muriel an Zamná vorbeiging, drehte diese sich um. »Auch wenn es in Naranjo üblich sein mag, den Tag mit Nichtstun zu vertrödeln, wir hier in Tikal erfüllen unsere Pflichten.« Ihre Stimme schnitt wie ein Schwert durch das Schweigen und wurde sogar noch schärfer, als sie hinzufügte: »Es sei denn, man verfolgt andere Pläne und hat kein Interesse daran, dass der ehrwürdige Priesterfürst wieder gesund wird.«
Einige der Mädchen kicherten, aber Muriel tat, als hätte sie es nicht gehört. Schweigend setzte sie sich neben Chila auf den Boden, nahm sich einen der gefüllten Teigfladen, die dort bereitstanden, und begann zu essen.
»Ich rede mit dir!«, fuhr Zamná sie an.
»Aber ich nicht mit dir!« Obwohl Muriel innerlich vor Wut kochte, gelang es ihr, äußerlich gelassen zu bleiben. »Du hast erreicht, was du wolltest, also lass mich in Ruhe.«
»Erreicht?« Zamná lachte auf. »Oh, nein. Da täuschst du dich. Ich habe mein Ziel erst dann erreicht, wenn du hier verschwindest. Ich weiß, dass du ein Geheimnis hast. Du planst etwas, das spüre ich, und ich weiß auch, was es ist …«
»Lass sie in Ruhe, Zamná.« Es war erstaunlich, wie viel Kraft die zierliche Ahau in ihre Stimme legen konnte, wenn sie zornig war. »Wir wissen alle, was du denkst. Aber du irrst dich. Mucen ist keine Späherin. Sie ist, was wir alle sind – eine angehende Priesterin. Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn du sie heute auch bei einem Fehltritt erwischt hast, so beweist das noch lange nicht, dass deine Anschuldigungen stimmen.«
»Du wagst es, für sie zu sprechen?« Zamnás Stimme wurde gefährlich ruhig, als sie sich Ahau zuwandte, die unmittelbar neben ihr saß. »Das ist wirklich sehr mutig von dir – und sehr dumm. Bevor du dich um andere sorgst, solltest du lieber an deine eigene Familie denken – oder etwa nicht?«
Ahau schaute beschämt zu Boden und sagte nichts mehr.
Zamná lächelte zufrieden und wandte sich wieder an Muriel: »Ich werde schon noch hinter dein Geheimnis kommen«, drohte sie und grinste selbstgefällig. »Vergiss nicht, ich habe meine Augen und Ohren überall.«
Retter in der Not
In monotonem Rhythmus führte Muriel die zylindrische Steinrolle über den kleinen Steintisch und lauschte auf das knirschende Geräusch der trockenen Maiskörner, die unter dem Druck zerbarsten.
Wie die Oberste Priesterin es ihr befohlen hatte, hatte sie sich zur ersten Wache des Morgens am Herdfeuer eingefunden, wo sieben Frauen bereits damit beschäftigt waren, die Morgenmahlzeit für die angehenden Priesterinnen zuzubereiten.
Sie beachteten Muriel kaum. In einer Ecke des Raums standen der Mahlstein und der Sack mit den Maiskörnern schon bereit und nachdem eine der Frauen Muriel dorthin geführt hatte, ließ man sie in Ruhe. Offenbar war die Arbeit am metlatl eine beliebte Strafe und die Frauen hatten sich an die Anwesenheit von jungen Priesterinnen gewöhnt. Wie an jedem Morgen gingen sie ihrem Tagwerk nach, während sie sich erwartungsvoll über das bevorstehende Pok-ta-Pok-Spiel unterhielten.
Muriel
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