Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
schwarze Haare, Kinn- und Schnauzbart und trug ein rostrotes knielanges Wams. Die Waden waren mit Stoff und Lederbändern in der gleichen Farbe umwickelt, während die Füße in primitiven ledernen Schlupfschuhen steckten, die Muriel irgendwie an Teresas Winterhausschuhe erinnerten. Sein schwerer Reiseumhang in dunklem Blau, der vor der Brust mit einer silbernen Spange geschlossen wurde, wehte hinter ihm her und verdeckte das wenige Gepäck, das er hinter sich auf dem Sattel festgebunden hatte.
»Aus dem Weg!«, rief er ihr zu und ließ das Pferd, ohne langsamer zu werden, an ihr vorbeipreschen. Muriel sprang hastig zur Seite. Der Geruch des verschwitzen Pferdeleibs streifte ihre Nase und machte sie traurig. Sie war so sicher gewesen, dass sie Ascalon wiedersehen würde. Der vertraute Hufschlag, das braune Fell mit der blonden Mähne ... und dann war er es doch nicht gewesen. Betrübt schaute sie dem Reiter nach.
»Reist du allein, mein Kind?«
Muriel zuckte zusammen und blickte sich erschrocken um. Hinter ihr stand eine kleine rundliche Frau, die sie freundlich anlächelte. Unter dem dunklen Reiseumhang, der von einer hölzernen Spange gehalten wurde, trug sie ein schlichtes graues Gewand, das über dem großen Busen mit Lederbändern geschnürt wurde. Der Gürtel, eine einfache geflochtene Kordel, spannte über ihrem Bauch, während ein erdfarbenes Tuch die grauen Haare aus dem Gesicht zurückhielt. Ihr Gesicht war wettergegerbt. Muriel schätzte sie auf etwa sechzig Jahre. Vermutlich aber war die Frau jünger, als sie aussah.
»Ach je, jetzt hat es dir wohl die Sprache verschlagen, wie?« Die Frau machte ein betroffenes Gesicht. »Entschuldige vielmals, ich wollte dich nicht erschrecken.«
»Macht nichts. Ich ... ich war nur gerade ganz in Gedanken.« Muriel wusste nicht, was sie sagen sollte, und redete einfach drauflos.
»Ja, so ein schnelles Pferd ist schon was Feines.« Die Frau seufzte und schaute in die Richtung, in die Pferd und Reiter verschwunden waren. »Edelfräulein müsste man sein, dann bräuchte man sich nicht tagaus, tagein so plagen.« Sie schaute Muriel von der Seite her an und fragte: »Willst du zum Markt?«
»Nein.« Muriel schüttelte den Kopf. »Ich suche Arbeit und bin auf dem Weg nach Camallate.«
»Auch gut.« Die Frau schnaufte und setzte sich wieder in Bewegung. »Dann können wir ja gemeinsam gehen.«
Gemeinsam? Muriel überlegte kurz. »Ja, gern«, sagte sie höflich und fragte: »Was wollt Ihr in Camallate?«
»Na, was wohl?« Die Frau hustete, als hätte sie eine hartnäckige Bronchitis, und deutete über ihre Schulter hinweg auf den Korb, den sie auf dem Rücken trug. »Ich bin Händlerin und will meine Wolle dort verkaufen.« Erst jetzt bemerkte Muriel den Korb aus geflochtenen Weidenstöcken. Zwei Dutzend Bündel heller und dunkler gesponnener Wolle schauten daraus hervor. »Ich dachte mir, jetzt wo der Herbst naht, wird Mordreds Männern der Sinn nach warmer Kleidung stehen. In Camallate werde ich einen weitaus besseren Preis für meine Wolle bekommen als in meiner Heimatstadt.« Sie grinste so breit, dass Muriel die klaffenden Zahnlücken in ihrem Mund sehen konnte.
»Wird es Krieg geben?« Muriel tat unwissend.
»Geben?« Die Alte lachte laut auf. »Wo kommst du her, Kindchen, dass du so etwas fragen musst? Krieg haben wir doch schon lange.«
»Wir ... wir wohnen sehr einsam«, versuchte Muriel eine Erklärung. »Das Letzte, was ich hörte, war, dass König Artus nach Britannien zurückkehren will, um seinem Sohn den Thron wieder zu entreißen.«
»Oh ja, das ist wohl wahr.« Die Wollhändlerin nickte. »Die erste Schlacht hat er auch schon gewonnen, doch so leicht gibt Mordred sich nicht geschlagen. Er hat ein neues Heer um sich versammelt und will noch einmal gegen seinen Vater in den Krieg ziehen.«
»Wirklich?« Muriel tat überrascht, obwohl sie das alles schon wusste. Die Wollhändlerin schien ihr sehr gesprächig zu sein und sie hoffte, von ihr noch mehr wertvolle Informationen zu bekommen. »Wisst Ihr noch mehr Neuigkeiten und Geschichten vom Hofe zu erzählen?«, fragte sie und diesmal war die Neugierde echt.
»Kindchen, was für eine Frage ...« Die Händlerin lachte laut auf. »Ich stamme aus der Nähe von Tintagel, der Burg, in der Artus das Licht der Welt erblickte und aufgewachsen ist. Da erfährt man so einiges.«
»Könnt Ihr mir davon erzählen?«
»Gern.« Es war nicht zu übersehen, dass sich die Wollhändlerin freute, mit ihrem Wissen
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