Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
Pferd erwähnt hatte, und versuchte davon abzulenken, indem sie aufstand und fragte: »Wie heißt ihr? Ich muss mich bei euch bedanken, ihr habt mir sehr geholfen.«
»Ich bin Mary.« Die Kleine verzog das schmutzige Gesicht zu einem Lächeln. Mit den langen blonden Haaren sah sie Vivien tatsächlich ein wenig ähnlich, auch wenn das Haar verfilzt und ungekämmt war. Muriel bemerkte, dass sich kleine Äste und Blattreste darin verfangen hatten, aber das schien das Mädchen nicht zu kümmern.
»Und ich bin Len, Marys Bruder.« Der Junge hatte dunkle, nicht weniger verfilzte schulterlange Haare. Er deutete höflich eine Verbeugung an, fügte dann aber hinzu: »Du bist nicht von hier – oder?«
»Nein, ich komme aus dem Süden.« Muriel schüttelte den Kopf. Es wurde Zeit, das Gespräch zu beenden, ehe sie sich in noch mehr Ungereimtheiten verlor. »Ich heiße Muriel«, sagte sie und lächelte. Es tat gut, sich einmal keinen anderen Namen ausdenken zu müssen. Muriel war ein alter englischer Name keltischer Herkunft und bedeutete so viel wie: die glänzende See. Das hatte sie einmal in einem Namensbuch für die Schule nachschlagen müssen und nie vergessen. »Mein Vater ist Schmied«, spann sie den Faden weiter. »Er arbeitet am Hof des Königs und ...«
»Wer tut das nicht in diesen Zeiten?«, fiel der Junge ihr ins Wort. »Mein Vater muss auch für den Thronräuber Mordred kämpfen, obwohl König Artus der rechtmäßige Hochkönig ist.«
»Er muss kämpfen?« Muriel erbleichte. Kam sie zu spät? »Ist denn schon Krieg?«, fragte sie.
»Nein.« Der Junge schüttelte den Kopf. »Die Männer lagern jetzt vor den Toren von Camallate. Artus hat die Schlacht bei Hastings gewonnen, aber Mordred gibt sich nicht so leicht geschlagen. Er hat wieder ein gewaltiges Heer ausgehoben, um damit noch einmal gegen seinen Vater in den Kampf zu ziehen.«
»Oh.« Jetzt wurde Muriel einiges klar. Obwohl sie in der Zwischenwelt von Ascalon getrennt worden war, war der Zeitpunkt der Ankunft gut gewählt. Die entscheidende Schlacht zwischen König Artus und seinem Sohn stand offenbar kurz bevor. »Ach ja, natürlich.« Sie fasste sich an den Kopf und versuchte ein dümmliches Lächeln. »Ich glaube, der Sturz hat meine Gedanken doch etwas verwirrt«, entschuldigte sie sich, gab dem Mädchen den Wasserschlauch zurück und sagte: »Danke für eure Hilfe, aber ich muss jetzt weiter. Mein Vater erwartet mich sicher schon.« Sie nickte den Geschwistern freundlich zu und machte unbeholfen ein paar Schritte in die Richtung, in die der Junge gewiesen hatte.
»Warte, wir kommen mit.« Der Junge und das Mädchen waren augenblicklich an ihrer Seite. »Wir waren auf dem Weg nach Hause und müssen auch in die Richtung«, erklärte der Junge. »Da können wir doch zusammen gehen, bis wir in unserem Dorf ankommen.«
»Gern.« Muriel antwortete höflich, wäre aber lieber allein weitergegangen. Dass sie Ascalons Nähe nicht spürte, beunruhigte sie mehr, als sie sich eingestehen wollte. Bei den Maya hatte sie ihn viele Tage lang nicht gesehen und ihn doch immer in der Nähe gewusst. Mal hatte er ihr ein tröstliches Gefühl geschickt, dann wieder einen aufmunternden Gedanken. Er war nicht wirklich greifbar gewesen, aber das Wissen, nicht allein zu sein, hatte sie die ganze Zeit begleitet.
Hier aber spürte sie nichts. Gar nichts. Und das konnte nur eines bedeuten: Ascalon war nicht da. Der Gedanke versetzte Muriel ein Stich und für einen Augenblick schnürte ihr die Furcht, vielleicht nie wieder nach Hause zu kommen, die Kehle zu. Hoffentlich hatte er den Ritt unverletzt überstanden ...
»Was ist los?« Len schien zu spüren, dass sie etwas beschäftigte, und schaute sie besorgt von der Seite an.
»Nichts.« Muriel straffte sich. »Gar nichts.« Sie versuchte zu lächeln und sich ihre Sorgen nicht anmerken zu lassen.
Er wird schon noch kommen, tröstete sie sich in Gedanken. Er lässt mich nicht im Stich. Allerdings, solange ich mit den beiden unterwegs bin, wird er sich auch nicht blicken lassen. Muriel seufzte, warf einen Blick auf ihre Füße und schob die bedrückenden Gedanken beiseite, indem sie ihre Aufmerksamkeit einem sehr naheliegenden Problem widmete. Ohne Ascalon würde sie ein ganzes Stück zu Fuß gehen müssen. Das war nicht gerade ein erfreulicher Gedanke. Wie die Kinder war sie barfuß und trug ein grob gewebtes, kratziges Übergewand aus ungefärbter Wolle über einem weiten Rock. Dass ihre Jeans, das T-Shirt und die
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