Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
immer noch nicht richtig. »Der zahlt seinen Kriegern doch sicher auch Sold.«
»Artus?« Die Wollhändlerin lachte, als hätte Muriel einen Scherz gemacht. »Wo denkst du hin, Kind? Artus kam aus Frankreich nach Britannien zurück. Dort hat er jahrelang gegen Lancelot und seine Mannen gekämpft. Er ist ein armer Mann. Seine Getreuen folgen ihm in unerschütterlicher Pflichterfüllung, aber Treue allein füllt keine hungrigen Mägen. Für die da«, sie deutete auf das Heerlager, »zählt allein der Sold.«
»Verstehe.« Muriel nickte. Sie hatte gesehen, in welcher Armut die Bauern lebten, und glaubte zu wissen, wovon die Wollhändlerin sprach. Inzwischen hatten sie die Talmulde erreicht und gingen auf das kleine Tor in der Wehrmauer zu. Muriel sah, dass das Tor von zwei Posten bewacht wurde, die jeden Reisenden anhielten und kontrollierten.
»Ich hoffe, du kennst jemanden in Camallate oder hast einen guten Grund, eingelassen zu werden.« Die Wollhändlerin sah Muriel von der Seite her an.
»Einen Grund?«, wiederholte Muriel verwirrt. »Warum?«
»Nun, sie werden dich danach fragen«, erklärte die Wollhändlerin. »Ohne guten Grund werden sie dich kaum einlassen.«
»Warum nicht?« Angesichts der Händlerströme, die Camelot über die ferne Brücke betraten und verließen, hatte Muriel keinen Gedanken daran verschwendet, dass es schwierig werden könnte, in die Stadt zu gelangen.
»Es heißt, Mordred fürchte, dass Artus einige seiner Gefolgsmänner in die Stadt schicken könnte, um seine geliebte Guinevere zu befreien, die Mordred schon seit Langem in Camallate gefangen hält.« Die Wollhändlerin schaute Muriel bedauernd an. »Oh, Kindchen, sag bloß, du kennst niemanden in der Stadt, der für dich sprechen könnte.« Muriel biss sich auf die Unterlippe, schaute zu Boden und nickte. »Ich wollte mir dort doch erst Arbeit suchen«, sagte sie kleinlaut.
»Nein, oh nein, was habe ich nur immer für ein Pech.« Die Wollhändlerin hob theatralisch die Hände, aber ihre Stimme klang nicht wirklich böse. Dann holte sie tief Luft und sagte: »Also gut, ich will mal sehen, was ich für dich tun kann.«
Wenige Augenblicke später standen sie vor dem Tor. Wie erwartet, versperrten die Wachen ihnen den Weg. »Halt!«, rief einer der Posten streng aus. »Wohin des Wegs?«
»Meine Tochter und ich«, die Wollhändlerin deutete auf Muriel, »kommen aus Bath und sind auf dem Weg zum Markt, um unsere geschorene Wolle dort feilzubieten«, erklärte sie, ohne ihre wahre Herkunft preiszugeben. Dabei drehte sie sich so, dass die Männer die Wolle sehen konnten. »Wie ich hörte, wird das Heer noch einmal ausziehen ... und der kalte Herbst steht vor der Tür.« Sie schenkte dem Wachtposten ein zahnloses Grinsen. »Da dachte ich mir, die wackeren Krieger wollen sicher nicht frieren.«
»Du hast den weiten Weg für so wenig Wolle auf dich genommen?«, fragte der Wachtposten mit einem prüfenden Blick in den Korb.
»Da, wo ich herkomme, gibt es viele Schafe. Niemand hat Bedarf an Wolle«, erklärte die Wollhändlerin. »Hier in Camallate wird sie mir einen guten Preis bringen. Dafür ist mir kein Weg zu weit.«
»Also schön, ihr könnt passieren.« Der Wachtposten trat zur Seite und gab Muriel und der Wollhändlerin das Zeichen einzutreten. »Es soll meine Schuld nicht sein, wenn die Truppen des Königs im Winter frieren müssen.«
Die Wollhändlerin murmelte einen Dank und ging durch das Tor. Muriel folgte ihr. Nun war sie doch froh, der Wollhändlerin begegnet zu sein. Mit wenigen Schritten schloss sie zu der älteren Frau auf und bedankte sich.
»Schon gut, Kindchen, das habe ich gern gemacht.« Die Frau lächelte. »Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche nach Arbeit.«
Das klang wie ein Abschied. Muriel spürte, dass die Frau allein weitergehen wollte. Sie wäre gern noch ein wenig bei ihr geblieben, um sich in der Stadt umzusehen, aber sie wollte sich nicht aufdrängen und sagte nur: »Und ich wünsche Euch, dass die Wolle einen guten Preis einbringt.« Dann drehte sie sich um und bog aufs Geratewohl in eine der engen Gassen ein, die hinter der Wehrmauer, zwischen den Häusern den Hügel hinaufführten.
Camelot schien wirklich eine reiche Festungsstadt zu sein. Die Gassen, durch die sie ging, waren oft so schmal, dass sie nur von Fußgängern passiert werden konnten, aber immerhin waren sie mit buckeligen Feldsteinen gepflastert. Schlamm und Schmutz suchte man vergeblich, auch wenn immer wieder der Geruch von
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