Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
musste.« Sie schaute die Göttin fragend an. »Wie konnte er das? Er hatte doch den ersten Ritt schon fast nicht verkraftet. Und dann ist er nicht mal einen Tag später schon wieder mit mir zurückgeritten, ohne dass die Blitze ihm etwas anhaben konnten.«
»Zu dir zu gelangen, war für ihn in der Tat ein enormes Risiko«, gab die Göttin zu. »Er hat gelitten, mehr noch als auf dem ersten Ritt. Allein der Wille, dir zu helfen, ließ ihn durchhalten. Der Preis dafür war hoch. Als er das fünfte Jahrhundert erreichte, war er dem Tode nah.«
»Wirklich?« Muriel schlug bestürzt die Hände vor den Mund. »Aber davon war gar nichts zu sehen, als der Händler ihn auf dem Markt verkaufen wollte.«
»Da war er ja auch schon wieder gesund.« Die Göttin schmunzelte. »Wir haben ein wenig getrickst. Ascalon ist zwei Monate vor deiner Ankunft im fünften Jahrhundert angekommen. So konnte er sich erholen und der Herde anschließen, von der ein Pferd in Gefangenschaft geraten würde.«
»Puh, das ist echt ganz schön verzwickt.« Muriel schüttelte den Kopf. »Ich glaube, über die Möglichkeiten bei Zeitreisen muss ich noch viel lernen.«
»Solange du dich an die Regeln hältst, spricht nichts dagegen.« Die Worte kamen der Göttin locker über die Lippen, die Anspielung auf ihren verbotenen Ritt entging Muriel aber nicht. Die Worte erinnerten sie an Nero und brachten die Sorge um ihn zurück. »Das mache ich. Ich habe meine Lektion gelernt«, sagte sie ernst und fragte: »Kann ich jetzt nach Hause?« Die Göttin antwortete nicht sofort. Es schien, als würde sie etwas überlegen, dann sagte sie: »Einen Augenblick noch. Du kannst ja schon hinausgehen. Ich komme dann nach.« Muriel zögerte. Sonst hatte die Göttin sie immer hinausbegleitet. »Stimmt was nicht?«, erkundigte sie sich.
»Doch, doch. Es ist alles in Ordnung. Ich ... ich will nur den Schlüssel an einen geheimen Platz bringen.« Etwas an der Art, wie die Göttin das sagte, war merkwürdig. Muriel runzelte die Stirn, fragte aber nicht weiter nach. »Gut, dann warte ich draußen bei Ascalon«, sagte sie, wandte sich um und ging zur Tür.
Endlich wieder daheim
Als Muriel die Hütte verließ, kam Ascalon schon auf sie zu.
»Na, du willst wohl auch so schnell wie möglich nach Hause, wie?« Muriel lachte. Ascalon schnaubte leise und stupste sie leicht mit den Nüstern an. »Nun sitz schon auf«, schien er zu sagen.
»He, nicht drängeln. Es geht ja gleich los.« Muriel wuschelte ihm neckend durch die Stirnhaare. »Wir müssen nur noch auf die Göttin warten, damit wir uns von ihr verabschieden können. Außerdem lassen wir das«, sie löste das Halfter vorsichtig von Ascalons Kopf und warf es fort, »besser hier. Sonst gibt es zu Hause nur dumme Fragen.«
Es dauerte jedoch noch ein paar Minuten, ehe die Göttin erschien. Muriel erschrak, als sie sie sah. Die zuvor noch perfekte Frisur wirkte aufgelöst, das goldblonde Haar war grau und stumpf. Die Göttin war unverkennbar erschöpft. Sie hatte Ringe unter den Augen. Die sonst so makellose Haut zeigte Falten. Hätte Muriel nicht gewusst, dass es unmöglich war, sie hätte schwören können, dass die Göttin in den wenigen Minuten um Jahre gealtert war.
Muriel löste sich von Ascalon und eilte auf die Göttin zu. »Was ist passiert?«, fragte sie besorgt.
»Nichts.« Das Lächeln der Göttin wirkte gequält. Ihre Stimme klang heiser. »Eine kleine Unpässlichkeit, weiter nichts.«
»Aber Sie sehen krank aus.« So leicht ließ Muriel sich nicht abwimmeln. »Wenn es irgendetwas gibt, womit ich Ihnen helfen kann, sagen Sie es bitte.«
»Das ist lieb, aber nicht nötig.« Die Göttin hob abwehrend die Hand. »Es wird Zeit, dass du nach Hause zurückkehrst. Ich komme schon allein zurecht. Ich brauche nur etwas Ruhe.« Sie lächelte tapfer. »Und jetzt geh. Ich weiß doch, dass es dich nach Hause zieht.«
»Ja, aber ...«
»Kein Aber.« Die Göttin legte Muriel einen Finger auf die Lippen und gebot ihr zu schweigen. »Du hast mir einen großen Dienst erwiesen. Jetzt musst du an dich denken.«
Muriel sagte nichts. Sie brannte darauf zu erfahren, was mit der Göttin geschehen war. Da diese aber ganz offensichtlich nicht mit ihr darüber sprechen wollte, wusste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte. Die »kleine Unpässlichkeit« nahm sie ihr jedenfalls nicht ab, dazu war die Veränderung viel zu erschreckend. Andererseits wusste Muriel natürlich auch, dass es nichts gab, das sie für eine leibhaftige
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