Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
banden und davonfuhren.
Das Bild verblasste.
»Bist du jetzt beruhigt?« Die Göttin lächelte.
»Ja.« Muriel nickte. »Ich frage mich nur, warum Sie später nie wieder etwas von Lillian gehört haben.«
»Ich denke, das ist leicht zu erklären«, hob die Göttin an. »Lady Guinevere fand schnell heraus, dass Lillian den Schlüssel gestohlen hatte. Und auch für König Mordred war sie eine Diebin, obwohl sie den Schlüssel ja nur verloren hatte. Für Lillian gab es kein Zurück mehr. Sie hatte alles gewagt und alles verloren. Ich vermute, dass sie sich irgendwo unter einem falschen Namen ein neues Leben aufgebaut hat. So verlief sich ihre Spur.«
»Das klingt logisch.« Muriel rieb sich nachdenklich mit der Hand über das Kinn. Für eine Weile war das Plätschern des Brunnens der Zeit das einzige Geräusch im Raum. »Und was ist aus dem Mann geworden, den Ascalon über den Haufen geritten hat?«, fragte sie schließlich.
»Er erlag nur wenig später seinen Verletzungen.« Die Göttin zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. »Warum fragst du?«
»Weil das nicht hätte passieren dürfen.« Muriel war plötzlich ganz aufgeregt. »Wir ... wir dürfen die Vergangenheit doch nicht verändern. Aber jetzt ist der Mann gestorben und wird sein Leben nicht mehr so fortführen können, wie er es sonst getan hat. Dann hat er vielleicht keine Kinder und Enkel und das kann doch für die Zukunft ...«
»Keine Sorge, meine Tochter.« Die Göttin legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Ich verstehe deine Gedanken, aber ich kann dich beruhigen. Was Ascalon getan hat, ist schon damals genauso passiert.«
»Aber wie ...? Wie ist das möglich?« Muriel schaute die Göttin verwirrt an. »Er ist damals doch gar nicht da gewesen, da kann er doch nicht ...?«
»Richtig«, unterbrach sie die Göttin. »Ascalon selbst ist damals nicht da gewesen. Aber der Händler hatte ein anderes Pferd eingefangen, das der Hofmarschall für Mordred beansprucht hat.«
»Und wo ist das andere Pferd gewesen, als Ascalon verkauft werden sollte?«, fragte Muriel, die noch immer keinen Durchblick hatte. »Ich meine, das ... das geht doch nicht. Wenn Ascalon in die Rolle eines anderen Pferdes geschlüpft ist, dann hat er doch etwas in der Vergangenheit geändert.«
»Ja, das stimmt. Etwas hat er verändert.« Die Göttin nickte, hob die Hand und legte Daumen und Zeigefinger so aufeinander, dass dazwischen nur ein winzig kleiner Spalt zu sehen war. »Aber nur so wenig. Es ist nicht der Rede wert und hat keine Folgen, weil es am Ende wieder auf die gleiche Situation hinausläuft.«
»Das verstehe ich nicht.« Muriel schüttelte seufzend den Kopf. Da riss sie sich ein Bein aus, um auch ja nichts in der Vergangenheit zu verändern, und Ascalon schlüpfte einfach mal eben in die Rolle eines anderen Pferdes und das war dann auch o. k.
»Das war alles genau geplant. Pass auf. Ich erkläre es dir.« Die Göttin schmunzelte. »Ascalon hatte dich in der Zwischenwelt verloren und kam zu mir zurück, weil er nicht wusste, wo er dich suchen sollte. Wir machten dich auf der Burg aus und suchten einen Weg, um Ascalon dorthin zu bringen. Ich fand heraus, dass damals ein prächtiges Pferd zur Burg gebracht und von dem Hofmarschall beschlagnahmt wurde. Das war für uns die Gelegenheit. So konnte Ascalon nach Camelot gelangen und dir helfen.«
»Und das andere Pferd?«, wollte Muriel wissen. »Wurde das nicht eingefangen?«
»Nein. Es blieb bei seiner Herde und lebte sein Leben so weiter, wie es das übrigens auch zuvor, nach seiner Flucht von der Burg, wieder getan hätte.«
»Dann ist es damals auch aus dem Stall geflohen, so wie Ascalon es mit mir getan hat?«
»Genau so ist es geschehen.«
»Und es hat den Mann auch über den Haufen geritten?«
»Ja.«
»Ascalon hat also genau das getan, was damals wirklich passiert ist.« Langsam dämmerte es Muriel.
»Richtig.« Die Göttin nickte. »Das Pferd ist aus Camelot geflohen und zu seiner Herde zurückgekehrt. Ascalon hätte nur dann etwas verändert, wenn er dem Mann ausgewichen wäre.« Sie seufzte. »Glaub mir, es ist ihm wirklich nicht leicht gefallen, das zu tun, aber er musste genau so handeln, wie es das wilde Pferd damals getan hat. Er durfte den Mann nicht verschonen.«
Nun wurde Muriel einiges klar. »Dann hat er mich nur deshalb wiedergefunden, weil Sie ihm geholfen haben«, spann sie den Faden weiter, indem sie laut überlegte. »Das bedeutet aber, dass er noch einmal durch die Zeit reiten
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