Ascalon – Das magische Pferd, Band 3: Ascalon – Das magische Pferd. Der Schlüssel von Avalon
hellen Lichtschein inmitten der Nebelwand, der ihnen den Weg wies – sie hatten die Hütte der Schicksalsgöttin erreicht.
Muriel war glücklich und erleichtert. Auf dieser Reise war vieles schiefgelaufen und sie war stolz, dass es ihr am Ende doch noch gelungen war, den Schlüssel auszutauschen. Stolz, Glück und Erleichterung waren aber nicht die einzigen Gefühle, die sie aus dem fünften Jahrhundert mitbrachte. Dass sie Lillian nicht geholfen hatte, belastete sie noch immer und dämpfte ihre Freude über die glückliche Rückkehr gewaltig. So begleiteten sie diesmal auch düstere Gedanken, als die Tür zur Hütte der Schicksalsgöttin wie von Geisterhand vor ihr aufschwang und sie die prunkvolle Halle dahinter betrat.
»Muriel, du bist aber schnell zurück.« Die Schicksalsgöttin stand am Brunnen der Zeit. Sie trug ein fließendes Kleid in zartem Violett. Orchideenblüten in der gleichen Farbe schmückten ihr perfekt aufgestecktes Haar. Als Muriel eintrat, wandte sie sich um und fragte lächelnd: »Und? Warst du erfolgreich?«
»Ja, aber ohne Ascalons Hilfe hätte ich es diesmal nicht geschafft«, gab Muriel freimütig zu. »Wäre er der Diebin nicht so unerschütterlich gefolgt, wäre der Schlüssel verloren gewesen.«
»Ihr seid eben ein gutes Team.« Die Göttin nickte beifällig, trat auf Muriel zu und musterte sie eingehend. »Wo ist der Schlüssel?«, wollte sie wissen.
»Hier.« Muriel zog den Schlüssel unter ihrem Shirt hervor und reichte ihn der Göttin.
»Wunderbar.« Die Göttin drehte ihn in den Händen und betrachtete ihn eingehend. »Er ist ziemlich schmutzig«, stellte sie fest. »Wo hast du ihn gefunden?«
»Im Schlamm auf einer Wiese.« Muriel seufzte. »Ich hatte ...« Sie stockte, weil ihr das Wort »Glück« für Lillians gebrochenes Bein nicht ganz passend erschien.
»Was hattest du?« Die Göttin zog fragend eine Augenbraue in die Höhe.
Muriel zögerte. Dann fuhr sie fort: »Andere würden vermutlich sagen, ich hätte Glück gehabt. Die Diebin stürzte von ihrem Pferd, ehe sie König Mordred erreichte und ihm den Schlüssel übergeben konnte. Ich musste ihn nur noch aufsammeln. Es war ganz leicht.«
»Andere?« Die Göttin runzelte die Stirn. »Findest du denn nicht, dass es ein glücklicher Umstand war, der dir den Schlüssel in die Hände spielte?«
»Na ja, ich weiß nicht. Ich ... ich fühle mich so mies, weil ich einfach weggeritten bin. Ihr Bein war gebrochen. Sie hatte Schmerzen und hat mich angefleht ihr zu helfen. Und ich ... ich habe ...«
»Du hast das einzig Richtige getan«, unterbrach die Schicksalsgöttin Muriels Redefluss. »Du weißt, was alles geschehen kann, wenn du in die Geschichte eingreifst.«
»Ja, das ist mir schon klar.« Muriel nickte. »Aber es ist so furchtbar, jemanden leiden zu sehen und ihm nicht helfen zu dürfen.«
»Es ist der Preis, den alle Wächter zahlen müssen.«
»Aber ich ... ich kann das nicht. Lillian war so hilflos und ...« Muriel stockte und fragte dann: »Wissen Sie, was aus ihr geworden ist? Ist sie gerettet worden? Oder ...?« Sie wagte nicht den Satz zu beenden.
»Tut mir leid, ich erinnere mich nicht an sie.« Die Göttin schüttelte den Kopf. »Ich wusste ja nicht einmal, dass sie vom Pferd gestürzt ist und den Schlüssel dabei verloren hat. Alles, woran ich mich erinnern konnte, habe ich dir bereits erzählt. Nach dem Diebstahl verläuft sich ihre Spur, so wie die des Schlüssels. Sonst hätte ich dir schon bei deinem Aufbruch sagen können, wo sie ihn verloren hat.«
»Und später?«, fragte Muriel hoffnungsvoll. »Ich meine, viel später, vielleicht hatte sie eine Familie oder ... Bei meinem ersten Ritt in die Vergangenheit konnten Sie mir doch auch sagen, was aus der Frau am Schandpfahl geworden ist. Sie wissen schon – die ich damals retten wollte. Und Sie wussten auch, dass Hunaphu bei den Maya das Pock-ta-Pok-Spiel überlebt hat.«
»Ja, das wusste ich alles. Aber in diesem Fall ...« Die Göttin seufzte und fuhr bedauernd fort: »Es tut mir wirklich leid, Muriel.«
»Dann ist sie ... tot?«
»Natürlich.« Nun schmunzelte die Göttin. »Was für eine Frage. Artus lebte vor mehr als fünfzehn Jahrhunderten. Alle, denen du bei deiner Reise begegnet bist, sind längst zu Staub zerfallen.«
»So meine ich das doch nicht.« Muriel blieb ernst. »Ich möchte wissen, wie es Lillian erging, nachdem sie den Schlüssel verloren hat. Kam ihr jemand zu Hilfe oder ...?«
»Wie ich schon sagte, diese Frage kann ich
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