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Asche der Welten

Asche der Welten

Titel: Asche der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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in der Saga der Sieben Sonnen an Vao'sh erinnerte. Er sollte für immer Teil der Saga werden, nicht als Geschichtenerzähler, sondern als echter Held.
    Anton fragte sich, woher er die Kraft nehmen sollte, all diese Projekte anzugehen und zu Ende zu bringen.
    Über Jahre hinweg hatte er mit dem alten Geschichtenerzähler zusammengearbeitet. Oft hatten sie über gewisse Widersprüche bei den Schilderungen in der Saga oder bei vor langer Zeit zensierten Apokryphen gesprochen. Anton hatte Teile des ildiranischen Originals übersetzt und sie Gelehrten auf der Erde zur Verfügung gestellt. Vao'sh und er waren echte Gefährten gewesen, in Geist und Seele. Selbst während ihrer Gefangenschaft auf der Erde hatten sie wenigstens zusammen sein können.
    Anton hätte es nicht für möglich gehalten, sich jemals so leer zu fühlen wie jetzt. Während ihrer Zeit an der Fakultät für ildiranische Studien - die natürlich nicht als »Gefangenschaft« galt, sondern laut Wenzeslas den menschlichen Gelehrten Gelegenheit geben sollte, die ildiranische Kultur in Gestalt eines Geschichtenerzählers kennenzulernen - hatten sie Galas besucht, an Konferenzen teilgenommen und zahlreiche Vorlesungen gehalten. Jetzt, nach Vao'shs Tod, saß Anton einfach nur da und starrte ins Leere.
    Der Dekan hatte ihm vor kurzer Zeit das größte Büro im ganzen Gebäude zugewiesen. Die breiten Fenster gewährten Blick auf den parkartigen Hof und die von ildiranischer Kunst inspirierten Skulpturen. Vier schmutzige Kaffeebecher standen auf dem Schreibtisch. Eine Topfpflanze war verwelkt, weil er sie nicht begossen hatte.
    Jeden Moment konnte ein Berg vom Himmel fallen und den ganzen Campus zerstören. Anton scherte sich nicht darum.
    Überall auf der Erde lebten Menschen mit dieser Art von Fatalismus. Manche Leute waren sehr religiös geworden; andere reagierten mit zügellosem Das-Ende-der-Welt-ist-nah-Hedonismus. Viele wussten nicht, was sie tun sollten. Für Anton war keine Katastrophe so groß wie Vao'shs Tod. Er seufzte schwer.
    Als er ein Klopfen an der Tür hörte, sah er vom Schreibtisch auf.
    Er gaffte, und Margaret erwiderte seinen Blick. »Hallo, Anton.«
    Einige lange Sekunden herrschte Stille, und schließlich brachte Anton hervor: »Wo bist du gewesen?«
    Plötzlich sprang er auf und lief um den Schreibtisch herum zur Tür. Seine Mutter erschien ihm dürr und knochig, als er die Arme um sie schlang. Es war eine automatische Reaktion - er erinnerte sich nicht daran, wann ihn Margaret zum letzten Mal umarmt hatte. Seine Eltern waren immer so sehr in ihren archäologischen Forschungen aufgegangen, dass sie mit Kindern nicht richtig umzugehen wussten, nicht einmal mit erwachsenen. »Ich habe dich gesucht!«, platzte es aus Anton heraus, und er schnappte nach Luft. »Ich habe den Vorsitzenden Wenzeslas angefleht, Suchgruppen auszuschicken, und das hat er auch getan. Ich habe Nachforschungen angestellt, aber dann kam die Reise nach Ildira ... « Er schüttelte den Kopf und versuchte, seine rasenden Gedanken zu ordnen. »Dort erreichten mich kaum Nachrichten.«
    »Niemand wusste, wo ich mich befand«, sagte Margaret. »Ich war zu weit entfernt. Viel zu weit. Epische Geschichten haben dir immer sehr gefallen, und ich habe eine für dich, die es in sich hat.«
    »Worum geht es dabei? Erzählst du mir deine Geschichte?« Anton dachte daran, dass er vielleicht doch dazu kam, die seit Langem geplante Biografie zu schreiben. Margarets Blick glitt in die Ferne. »Wo soll ich anfangen? Bei den schwarzen Robotern? Wie dein Vater auf Rheindic Co starb? Wie ich jahrelang bei den Klikiss überlebte und schließlich nach Hause zurückkehren konnte?« Sie schenkte ihrem Sohn ein sonderbares Lächeln. »Erinnerst du dich an die Spieldose, die du mir geschenkt hast? Die das Lied >Greensleeves< spielte?«
    »Es war ein Geschenk zu deinem Geburtstag.« Es war ihm immer schwergefallen, ein passendes Geschenk für seine Mutter zu finden, und er hatte die Spieldose im letzten Moment gekauft. Sie hatte ihm gefallen, obwohl sie recht billig gewesen war, und Margaret schien sich damals darüber gefreut zu haben. »Du hast sie behalten?«
    » Sie hat mir das Leben gerettet. Ihre Melodie war der Grund, warum mich die Klikiss am Leben ließen und nicht wie die anderen menschlichen Gefangenen töteten.« Margaret fasste ihren Sohn an den Schultern. »Du siehst traurig aus.« Anton fehlten erneut die Worte. »Wir haben beide komplizierte Geschichten zu erzählen.« Er schüttelte

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