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Asche der Welten

Asche der Welten

Titel: Asche der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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befand.
    Er blieb stehen und fühlte, wie es ihm kalt über den Rücken lief. Der Schlitten folgte dem eigenen Bewegungsmoment, stieß gegen seine Waden und ließ ihn zusammenzucken. Irgendetwas Seltsames ging vor ...
    Doch er konnte nicht warten und beobachten - die Anzeigen für Energie und Luft waren bereits auf fünfundzwanzig Prozent gesunken. Caleb nahm seinen Mut zusammen und näherte sich dem unheimlichen Glühen, das seine Kapsel umgab.

59 ANTON CÓLICOS
    Während der Weise Imperator als »besonderer Gast« im Flüsterpalast blieb, bis der Vorsitzende Wenzeslas entschied, was mit ihm geschehen sollte, war Anton angewiesen, den Erinnerer Vao'sh zur Universität zu bringen. Er hatte keine Ahnung, welche Art von Verhör oder Befragung ihn bei den anderen Professoren erwartete, aber er zweifelte nicht daran, dass Vao'sh einiges aushalten konnte. Anton hatte den größten Teil seiner akademischen Karriere an der Universität verbracht, und unter anderen Umständen hätte er sich bestimmt über die Rückkehr gefreut. Stattdessen war er voller Kummer. »Es war immer meine Absicht, Ihnen irgendwann einmal diesen Ort zu zeigen, Vao'sh. Aber ich fürchte, die Aktionen der Hanse haben meinen Enthusiasmus für all die Dinge gedämpft, auf die ich einst so stolz gewesen bin.«
    Der alte Erinnerer fand sich überraschenderweise mit den Umständen ab. »Selbst in schweren Zeiten sollte ein Erinnerer immer beobachten und Wissen sammeln. Ich beabsichtige, ebenso viel über die menschliche Kultur herauszufinden wie Ihre Kollegen über meine.«
    Anton musterte den Ildiraner und versuchte, von der Färbung der Hautlappen auf die Stimmung zu schließen. »Wie ertragen Sie es, so weit von anderen Angehörigen Ihres Volkes entfernt zu sein?«
    »Bis jetzt komme ich damit zurecht. Der Weise Imperator ist nahe, und durch ihn spüre ich mein Volk. Ich fühle mich nicht völlig allein.« Mit erzwungener Fröhlichkeit nahm der Erinnerer Antons Arm, als sie über den Campus gingen. »Nach der Isolierung während des Rückflugs nach Ildira habe ich in dieser Hinsicht vielleicht eine größere Toleranz als andere Ildiraner.«
    Der ausgedehnte, parkartige Campus war voller ernster junger Studenten, bei denen der Zynismus des realen Lebens noch keine Spuren hinterlassen hatte. Als Forscher hatte Anton von den Intrigen und Ränken der Fakultätspolitik kaum etwas mitbekommen - mit der Eleganz großer epischer Zyklen hatte dies nichts zu tun. Seine Ziele waren ihm damals sehr ehrgeizig erschienen: das Bemühen um eine Festanstellung; die Entwicklung neuer Übersetzungen und Interpretationen; letztlich sinnlose Debatten mit Professoren, die andere Standpunkte vertraten. Seit damals hatte er viel erlebt und nicht nur das Ildiranische Reich kennengelernt, sondern auch die verräterischen schwarzen Roboter, die Hydroger, den Weltwald .. . und jetzt den Verrat der eigenen Regierung. Im Vergleich dazu erschien ihm die Universitätspolitik lächerlich banal.
    Während sie über den Campus schritten, versuchte Anton, das Heer aus Wächtern zu ignorieren, das ihnen in einem nicht besonders diskreten Abstand folgte. Er blieb bei dem mit Spiegeln ausgestatteten Springbrunnen stehen, der Nachbildung eines Originals in Mijistra. »Dieser Teil der Universität ist der Abteilung für ildiranische Studien vorbehalten. Hier werden wir den größten Teil unserer Zeit verbringen.«
    Damals, kurz vor seiner Abreise nach Ildira, hatte der Dekan Anton versichert, er bleibe während der gesamten Dauer seiner Mission im Ildiranischen Reich ein überaus geschätztes Mitglied der Fakultät, dem man bei seiner Rückkehr einen ehrenvollen Empfang bereiten werde. Als er jetzt Vao'sh ins alte Verwaltungsgebäude führte, eilten Wächter voraus, um die Verwalter und ihre Mitarbeiter zu informieren. All die Aufmerksamkeit machte Anton verlegen.
    Der Dekan eilte ihnen entgegen, um sie zu begrüßen, und er sprach mit deutschem Akzent. »Ich bin ja so froh, dass Sie zu uns zurückgekehrt sind, Dr. Colicos.« Er streckte eine große Hand aus. »Erinnerer Vao'sh ... Wir haben viel von Ihnen gehört.« Der Dekan, ein älterer Mann mit ganz offensichtlich gefärbtem rotem Haar, hatte fleischige Wangen und zu dicke Lippen. Man sagte ihm einen beißenden Humor nach, der sich angeblich insbesondere bei Cocktailpartys bemerkbar machte, nach ein oder zwei Gläsern Wein. Anton wusste es nicht genau, denn man hatte ihn nie zu so hehren Fakultätsanlässen eingeladen.
    Der Dekan sah die

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