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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Bush, aber so lange schien er nicht warten zu wollen.
    »Gehen wir«, sagte er, als die U-Bahn langsamer wurde. »Vielleicht können wir sie abhängen.«
    »Sie?«
    »Chimena.«
    Ash blieb sitzen.
    »Bitte«, sagte er. »Sie wird mich überall in der Öffentlichkeit aufspüren. Darin hat sie eine Menge Erfahrung.«
    »Und sie reist oft auf U-Bahn-Dächern?« Mit Daumen und Zeigefinger deutete sie ein Maß von wenigen Zentimetern an. » So dünn?«
    Durch die Fenster schien jetzt blassgelbes Kunstlicht herein. Der Zug hielt an, mit einem Zischen öffneten sich die Türen.
    »Komm jetzt!« sagte Parker und zog sie trotz Protests vom Sitz. Als er den Bahnsteig betrat, blieb sie auf der Schwelle des Waggons stehen und streifte seine Hand ab.
    »Fass mich nicht an!«
    Die Mutter mit dem Buch sah zu ihnen herüber. Ash spielte kurz mit dem Gedanken, laut seinen Namen zu rufen. Vielleicht würde er dann endlich abhauen.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte er eindringlich. »Das ist kein Scherz, Ash.«
    Eine Lautsprecherdurchsage wies die Fahrgäste an, von der Bahnsteigkante zurückzutreten. Parker stand draußen, Ash noch im Waggon. Es wäre jetzt ganz leicht gewesen, ihn loszuwerden, ein für alle Mal.
    Ein Blitzlicht flammte auf. Ash fuhr herum. Die junge Mutter hatte Parker und sie mit ihrem Handy fotografiert.
    »Scheiße!« Ash zeigte ihr den Mittelfinger und sprang auf den Bahnsteig. Hinter ihr schloss sich die Tür. Sie wollte weiterlaufen, aber Parker hielt sie zurück.
    »Ganz nah an der Bahn bleiben. Vielleicht sieht sie uns dann vom Dach aus nicht.«
    Ash stieß ein paar wüste Flüche aus. Er brachte sie zur Weißglut und sie hasste es, wenn sie die Beherrschung verlor. Ihre Pflegeeltern hatten sie zum Arzt geschleppt, weil sie der Meinung waren, sie hätte sich nicht unter Kontrolle. Sie sei unberechenbar. Eine Gefahr für sich und andere.
    Die U-Bahn setzte sich in Bewegung. Ein hohes Kreischen ertönte. Es kam aus dem Fußgängertunnel, der hinüber zum Eastbound-Gleis führte. Die Bremsen eines einfahrenden Zuges.
    Parker und sie standen nur eine Handbreit von den Fenstern der Bahn entfernt. Der letzte Waggon rollte vorüber und gewann an Geschwindigkeit. Ash versuchte zu erkennen, ob sich etwas an das Dach klammerte, aber der steile Blickwinkel ließ das nicht zu. Dann verschwand der Zug im Tunnel, das Rattern der Räder entfernte sich. Ein warmer, muffiger Wind erfasste sie. Die Verpackung eines Burgers wirbelte über den Bahnsteig.
    »Da war nichts«, sagte sie. »Gar nichts.«
    Parker trat zwei Schritte von der Kante zurück und winkte sie zu sich.
    »Ich warte jetzt auf die nächste Bahn.« Sie schaute zur Anzeige mit den Ankunftszeiten. »Keine Ahnung, was du vorhast, aber –«
    »Da drüben!« Mit einem Kopfnicken deutete er über das Gleis.
    Ash folgte widerstrebend seinem Blick. An der gegenüberliegenden Wand reihten sich riesige Plakate aneinander, über zwei Meter hoch und doppelt so breit. Urlaub in Südostasien. Eine neue Duftserie. Und, unvermeidlich, The Glamour – Part III . Parker mit seinem goldenen Zauberschlüssel und diesem spindeldürren Elfenmädchen im Arm. Epiphany Irgendwas. Was war das überhaupt für ein Name?
    Aber da war noch etwas auf dem Plakat. Verfälschte Farben.
    Dann zerrte Parker schon wieder an ihr, aber im Gegensatz zu vorhin rannte sie sogar noch schneller als er. Seite an Seite liefen sie durch den Torbogen in den Quertunnel. Ein älterer Mann sprang schimpfend beiseite, als Parker ihn anrempelte.
    Noch einmal sah Ash über die Schulter.
    Die Farben auf dem Parfümplakat verschoben sich und flimmerten. Im ersten Moment hätte man es für eine Luftspiegelung halten können. Nur dass es dafür hier unten nicht heiß genug war. Ein durchscheinendes Wabern lag über der Wand und verzerrte die Gesichter auf dem Bild.
    Und dann bewegte sich der Schemen, huschte hinüber zu einer Kaufhauswerbung, ließ die Models zerfließen und glitt weiter, während sich die Figuren wieder zusammensetzten. Die Erscheinung erinnerte Ash an ein Chamäleon, das sich über verschiedene Hintergründe bewegte und dabei blitzschnell die Farbe wechselte, so rasch, dass das menschliche Auge nicht folgen konnte. Gleitend, krabbelnd. Springend.
    Sie drehte sich um und folgte Parker, der um eine weitere Ecke bog und eine Treppe hinaufrannte. Noch mehr runde Korridore mit gelb gefliesten Wänden, dann und wann Werbung und immer wieder Graffiti. Verlaufene Strichfiguren und Gesichter, manche nur

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