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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Tor und haben mit den Presseleuten verhandelt, nachdem Ihre Freundin –«
    Parker schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Jemand hat geschossen, gerade eben erst. Nicht Ash, das klang nach einer von denen.« Er deutete auf die Automatik, die unter Craigs Overall im Schulterholster steckte. Der Mann hatte den Reißverschluss über der Brust ein Stück geöffnet, um schneller hineingreifen zu können.
    »Hab’s gehört«, sagte Craig. »Ich hätte nachgesehen, aber bei Gefahr muss mindestens einer von uns in der Nähe Ihres Vaters bleiben … und in Ihrer natürlich. Aber wenn Mister Cale selbst die Sicherungen zerstört hat …«
    »Er war’s jedenfalls nicht, der geschossen hat.« Parker lief los. »Kommen Sie mit. Wir suchen ihn, aber erst muss ich was holen.«
    Eigentlich hätte der Wachmann ihn ignorieren und sich allein auf die Suche nach seinem Auftraggeber machen müssen. Aber Craig schien einzusehen, dass es klüger war, denjenigen zu beschützen, der kein rasender Irrer mit einem Hammer war.
    Auch um zu verhindern, dass es bald zwei davon gab, brauchte Parker seine Medikamente. Als er wenig später seine Zimmertür aufstieß, blieb Craig am Eingang zurück.
    »Dauert nur eine Sekunde!« Parker lief ins Bad und riss das Schränkchen neben dem Waschbecken auf. Sein Reservevorrat befand sich ganz hinten im unteren Fach. Achtlos schob er alles andere beiseite. Plastikfläschchen fielen zu Boden, aus einer ergoss sich eine Flut von Paracetamol-Tabletten.
    Kurz darauf fand er die drei Schachteln. Er drückte je eine Tablette heraus, warf sie sich in den Mund und schob die übrigen in seine Hosentasche. Er trank direkt aus dem Wasserhahn, wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab und kehrte zu Craig zurück. Der hatte derweil seine Waffe gezogen.
    »Da ist ein Auto angekommen, unten vorm Haus. Ich hab die Türen gehört.«
    »Sehen wir nach!«
    Sie liefen in eines der Gästezimmer an der Vorderseite und blickten aus dem Fenster. Ein weißer Rolls-Royce parkte ein Stockwerk tiefer auf dem Vorplatz. Die Reifen des gemieteten BMW waren aufgeschlitzt worden. Im nächsten Moment ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen.
    »Da tritt einer die Tür ein.« Jetzt, da Craig wusste, wo sein Gegner war, kehrte seine antrainierte Ruhe zurück. »Ich sehe nach. Sie bleiben hier und verstecken sich.«
    Parker hörte nicht auf ihn.
    Draußen auf dem Gang hielt Craig ihn an der Schulter zurück. » Ich werde Sie nicht einsperren. Aber wenn Sie uns nicht beide in Schwierigkeiten bringen wollen, seien Sie leise! Nicht rennen! Nicht sprechen! Und auf keinen Fall etwas tun, das ich nicht zuerst tue! Verstanden?«
    Parker nickte verbissen. Der Wachmann war ein Profi. Und er trug eine Waffe.
    Mit einem Bersten gab die Haustür den Tritten von außen nach. Parker und Craig befanden sich noch im ersten Stock, die Treppe ins Erdgeschoss lag ein gutes Stück weiter am Ende des Korridors.
    Der Wachmann gab ihm ein Zeichen, stehen zu bleiben. Er legte einen Finger an die Lippen und lauschte. Parker vernahm von unten eine Stimme, nicht mehr als ein Flüstern. Craig signalisierte ihm mit den Fingern, dass sie es mit mindestens zwei Eindringlingen zu tun hatten.
    Der Flur wurde von deckenhohen Fenstern erhellt, die auf einen der kleinen Innenhöfe zwischen den Quaderelementen wiesen. Draußen schien noch immer die Sonne. Der blaue Himmel stand in einem unwirklichen Gegensatz zum Geschehen im Haus.
    Noch einmal deutete Craig auf eine offene Zimmertür, aber Parker schüttelte den Kopf. Zum ersten Mal in seinem Leben war die Gefahr, in die er sich begab, kein willkürlicher Zeitvertreib. Er hatte sich selten zuvor so körperlich vorhanden gefühlt, so anwesend , und er dachte gar nicht daran, sich zu verstecken.
    Craig sah nicht glücklich über Parkers Weigerung aus, eilte aber ohne Widerspruch zur Treppe. Breite Holzstufen führten hinunter ins Erdgeschoss.
    Auf dem oberen Absatz ging der Wachmann langsam in die Hocke. Er hielt die Pistole mit beiden Händen vor sich und versuchte, unter der Decke hindurch so weit wie möglich in den Korridor zu blicken. Er legte den Kopf ein wenig schräg und kniff die Augen zusammen. Schließlich richtete er sich wieder auf und gab Parker mit einer Geste zu verstehen, er solle hier warten. Vorsichtig setzte er einen Fuß auf die oberste Stufe. Falls jemand vom Foyer aus durch den Gang zurückschaute, musste er ihn entdecken.
    Nach den ersten Stufen duckte Craig sich erneut. Dann gab er Parker ein

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