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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Zeichen. Alles in Ordnung. Die Eindringlinge mussten das Foyer verlassen haben. Parker fragte sich, ob Libatique schon einmal hier gewesen war. Kannte er das Haus und seine verschachtelte Geografie?
    Der Wachmann erreichte das Erdgeschoss nur einen Augenblick vor Parker. Wieder bestand er darauf, vorauszugehen. Was war mit den anderen Securityleuten geschehen? Drei waren am Tor gewesen, hatte Craig gesagt. Hatte Guignol sie alle getötet? Dann blieb noch ein vierter. War es der Mann aus dem Zwinger? Parker versuchte, sich an seinen Namen zu erinnern. Rob oder Bob oder … Tom. Ja, natürlich.
    Als Craig und Parker im Foyer ankamen, sahen sie, dass die Haustür mit ungeheurer Gewalt aus ihrer Verankerung gesprengt worden war. Splitter und abgeplatzter Verputz bedeckten den Boden, die Tür lag flach auf den Fliesen. Der weiße Rolls Royce stand nur wenige Meter vom Eingang entfernt und glänzte in der Sonne wie ein Eisblock.
    Erst jetzt nahm Parker den Geruch wahr. Süßlich, nach Vanille, genau wie in Lyon. Craig stieß ihn an und deutete durch den kurzen Gang zum Wohnzimmer. Die Doppeltür stand offen, niemand war zu sehen.
    Aber es war nicht die Tür, auf die Craig zeigte. Es waren die Wände des Flurs. Jemand hatte die Holztäfelungen mit bizarren Kreidezeichnungen bedeckt, einem Gewimmel aus Ornamenten, die sich vor Parkers Augen zu Gesichtern formten. Die Windungen und Spiralen, Linien und Haken schienen Strichzeichnungen zu bilden, zwei schmale Augen und einen Mund wie ein waagrechter Strich.
    »Wann haben die das gemacht?«, raunte Parker. »Doch nicht in so kurzer Zeit!«
    »Ich gehe allein«, wisperte Craig. »Verschwinden Sie von hier!« Er zeigte zur Haustür.
    »Ich weiß, wer diese Leute sind. Mit der Pistole können Sie die wahrscheinlich nicht aufhalten.«
    Craig warf ihm einen Blick zu, als hätte er ihm stattdessen Holzpflock und Knoblauch empfohlen. »Lassen Sie das mal meine Sorge sein.«
    »Ich hab gesehen, was –«
    Aber Craig durchquerte bereits das Foyer und betrat den Gang mit den Kreidekritzeleien. Einen Moment lang stand Parker unschlüssig da. Die offene Haustür war nur wenige Schritte entfernt, vermutlich würde er es bis zum Mietwagen in der Garage schaffen.
    Als er sich wieder zu Craig umsah, war der bereits auf halbem Weg zur Wohnzimmertür. Parker gab sich einen Ruck und wollte ihm folgen. Täuschte er sich oder verblassten die Muster an den Wänden?
    Ein neuer Geruch wehte heran. Metallisch wie ein Stück rostiges Eisen. Nicht aus Craigs Richtung, auch nicht von draußen. Von hinten . Parker fuhr herum und sah in den Gang, aus dem sie gekommen waren.
    Am Ende einer langen Blutspur stand Tom, der Mann aus dem Hundezwinger. Seine Arme hingen kraftlos von den Schultern. Er stand mitten im Flur, hatte sich von hinten an der Treppe vorbeigeschleppt, aus der Richtung des Anbaus mit den Käfigen. Blut war aus seinen Hosenbeinen gelaufen und hatte auf den Fliesen dunkelrote Flecken hinterlassen.
    Auch sein Gesicht war klebrigrot, das Haar, der muskulöse Hals. Parker konnte seine Wunden nicht sehen, aber er erkannte auch so, dass Tom gerade starb. Der Mann starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Mit einem Röcheln versuchte er, einen Arm zu heben, während seine Finger zu zucken begannen.
    Aus dem Wohnzimmer erklang ein sanftes Wispern.
    Parker sah über die Schulter zur offenen Doppeltür. Die Kreideornamente waren verschwunden.
    Ein zweiter Laut übertönte das Flüstern.
    Dort drinnen brüllte Craig wie am Spieß.

33.
    Ash folgte dem alten Pfad, der die Rückseite des Cale-Anwesens begrenzte. Auf halber Strecke ins Tal hinab hatte sie das Motorrad zurücklassen müssen, weil sie die Maschine auf dem holprigen Untergrund nicht mehr unter Kontrolle gehabt hatte. Ohnehin war es besser, sich der Umzäunung leise zu nähern.
    Sie brauchte länger, als sie erwartet hatte. Als sie diesen Weg von der Dachterrasse aus entdeckt hatte, war er ihr nicht länger als eine Meile erschienen, aber nun kam es ihr vor wie eine Ewigkeit, ehe endlich der hohe Zaun vor ihr auftauchte.
    In ihrem Rucksack steckte neben der Polaroidkamera auch die abgesägte Schrotflinte. Sicherheitshalber hatte sie die Patronen herausgenommen, damit das altersschwache Ding nicht in ihrem Rücken losging.
    Sie hätte den Zaun überklettern können, aber der Stacheldraht oben auf dem Rand machte ihr Sorgen. Wenn sie sich in drei Meter Höhe darin verfing, blieb wenig Hoffnung, dass sie die Villa jemals erreichte.
    Von weitem

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