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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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zudringlich und hat … Fantasien. Sie haben mit Leder und kleinen Jungs zu tun.« Er setzte dasselbe Gesicht auf wie im zweiten Film, als die Schwarzen Schlüsselträger Phoenix’ Mutter ermordeten. »Er dürfte nichts dagegen haben, wenn Sie ihn ein wenig härter anfassen.«
    Campbell setzte zu einem Widerspruch an, aber einer der Sicherheitsleute kam ihm zuvor. »Lassen Sie das nur unsere Sorge sein, Mister Cale. Hart können wir gut. Hart ist unser Job.« Er zog Campbell an der Schulter zu sich herum. » Wie hart hättest du’s denn gern, mein Freund?«
    Parkers Dank ging im Protest des Reporters unter. Er ersparte sich Campbells würdelosen Abgang und machte sich auf den Weg zu seiner Suite.

5.
    Ash huschte aus dem Bad ins Wohnzimmer, als sie das Ratschen der Schlüsselkarte hörte. Einen Augenblick später entriegelte sich das Schloss. Zu spät, um sich hinaus auf die Terrasse zu verdrücken. Plan B also. Mit etwas Glück war es nur ein anderes Zimmermädchen, das Blumen brachte.
    Sie hatte gerade das Champagnertablett vom Tisch gehoben, als die Tür der Suite zufiel. Hastige Schritte näherten sich durchs Foyer.
    Ash drehte sich um.
    Da stand er und sah sie mit einer Mischung aus Ungeduld und Verärgerung an.
    »Oh«, sagte sie. »Verzeihen Sie. Ich –«
    Er winkte ab. »Schon gut. Tun Sie, was auch immer Sie da gerade tun.« Damit schien er das dumme Zimmermädchen zu vergessen und ging in Richtung des Konferenztischs, um die Schundblätter zu betrachten. Erst auf halber Strecke blieb er stehen und drehte sich zu ihr um. »Was genau tun Sie da eigentlich?«
    »Champagner«, sagte sie. »Zimmerservice.«
    »Ich hab keinen bestellt.«
    »Sie nicht.« Na, prima. »Aber jemand anders hat ihn für Sie –«
    Sie verstummte, als er sie anstarrte. Nicht weil sie seinem berüchtigten Charme erlag – er sah gut aus, na und? –, sondern weil er kein bisschen wirkte wie der Junge auf den Filmplakaten, mit denen man halb London zugepflastert hatte. Sicher, er war es. Aber dieser – wie hieß er gleich? Phoenix Hemingway? –, dieser Typ mit der Elfe im Arm und dem goldenen Schlüssel sah auf dem Poster aus wie der wiedergeborene Messias. Ein Hollywood-Heiland, zur Erde herabgestiegen, um den Leuten Actionfiguren und Videospiele anzudrehen. Mit zu viel Kajal um die Augen.
    Parker Cale hingegen machte einen erschreckend normalen Eindruck. Dunkelbraune Haare, schwarze Brauen. Blaue Augen und Dreitagebart. Durchstochene Ohrläppchen, aber keine Ringe darin. Auf der Straße wäre er ihr aufgefallen, weil irgendetwas an ihm anders war, aber sie wusste beim besten Willen nicht, was. Nicht auf den ersten Blick, und während er sie mit diesem misstrauischen Stirnrunzeln ansah.
    »Und wer sollte mir Champagner aufs Zimmer schicken?« Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, schüttelte dann aber den Kopf. »Spielt auch keine Rolle. Stellen Sie das Zeug einfach hin.«
    Einen Moment lang tat er ihr leid. Er stand da wie der einsamste Mensch der Welt und strahlte eine atemberaubende Freudlosigkeit aus.
    »Die Flasche ist von Ihrem Vater«, sagte sie, weil er ihr vorkam wie jemand, der zu wenige Antworten auf seine Fragen erhielt. Wie jemand, auf den die Leute von morgens bis abends einredeten, um doch in Wahrheit überhaupt nichts zu sagen.
    »Mein Vater ?« Ein Eishauch wehte herüber. »Und da sind Sie ganz sicher?«
    »Natürlich.« Es war ein Fehler gewesen, das spürte sie. Aber sie kam aus dieser Sache nicht mehr raus.
    »Nein«, sagte er.
    »Nein?«
    »Mein Vater hat mir noch nie Champagner aufs Zimmer geschickt. Er würde das nicht tun. Und heute Abend … glaub mir, heute erst recht nicht!«
    Sie versuchte in seiner Miene zu lesen. Ihre Blicke verbissen sich ineinander. Abrupt stellte sie das Tablett ab, so heftig, dass es klirrte.
    Er kam langsam auf sie zu. »Was hast du hier zu suchen?«
    Sie wappnete sich wie ein Boxer, der weiß, dass der nächste Treffer der letzte sein wird. »Ehrlich gesagt« – sie hoffte, dass er wirklich so versessen auf Publicity war – »bin ich wegen des Interviews hier.«

6.
    Bullshit, dachte er. »Welches Interview?«
    Und wer hatte ihr nur diesen Lippenstift aufgeschwatzt? Immerhin sagte ihm sein Gefühl, dass sie keine von denen war. Nicht eines dieser Mädchen, die sich auftakelten bis zum Gehtnichtmehr und hofften, dass er sie abschleppte.
    Es hatte mal eine Zeit gegeben, kurz nach dem Kinostart des ersten Films, als er sich auf so etwas eingelassen hatte – auch

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