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Asche zu Asche

Asche zu Asche

Titel: Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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ewig zu dauern, während sie immer weiter schrie. Der Eimer füllte sich nur langsam, als fließe Teer hinein und nicht Wasser. Aber er wog nicht viel, daher lief er die Böschung schneller hinauf, als es ihm jemals zuvor gelungen war. Seine Beine und Arme hätten ihm wegen der Anstrengung schmerzen sollen, aber er kam oben an der Böschung an und rannte dorthin, wo seine Mutter gestürzt war. Ihr Körper schwelte noch, und ihre Haut war so schwarz, dass man sie kaum von ihrer verbrannten Kleidung unterscheiden konnte. Als er das Wasser über sie kippte, stieg Rauch auf.
    Sie bewegte sich nicht. Sie gab keinen Ton von sich. Sie war still, dennoch hallte ihr Schrei immer noch in seinem Kopf wider.
    Männer und Frauen aus dem Dorf waren herbeigekommen. Weitere liefen auf sie zu. Und da war sein Vater, der seine Hände zu Fäusten ballte, sodass dort, wo sich seine Fingernägel in die Handflächen gruben, Blut hervortrat, obwohl sein Gesicht eine ausdruckslose Maske blieb. „Geh nach Hause, Simon. Mach das Abendessen fertig.“
    In einer schlimmen Sekunde, als würde man langsam ein Pflaster abziehen, kam ich wieder in die Gegenwart zurück. Cyrus sah mich mitleidig an. Nachdem ich gesehen hatte, was er hatte durchmachen müssen, bedauerte er mich?
    „Dafür, dass du es angesehen hast.“ Er strich mir über die Wange. Erst dann bemerkte ich, dass ich geweint hatte.
    Ich schniefte, um weitere Tränen zu vermeiden, und fragte ihn: „Wie alt bist du gewesen?“
    „Sieben, soweit ich mich erinnern kann. Ich bin nicht sicher, in welchem Jahr ich geboren bin.“ Seine Hand hielt inne, dann berührte er meine Haare. „Sie war die dritte Frau meines Vaters. Er hatte sie nicht geliebt, aber … Ich glaube, es lag an dem Schrecken. Das hat ihn verändert. Bald darauf traf er den Mann, der ihn verwandelte. Der Mann kaufte unserenSchuldschein, und wir zogen aus dem Dorf fort, um bei ihm in Lehnstreue zu leben. Vater sagte, wir sollten alles vergessen, was wir zuvor erlebt hatten. Es sei ein Neubeginn.“
    „Wie ist es passiert?“ Wenn mir jemand eine Stunde zuvor erzählt hätte, dass ich für den Souleater jemals etwas anderes als Hass empfinden würde, ich hätte es nicht geglaubt. Aber ich hatte den Blick in seinen Augen gesehen, wie er seine wahren Gefühle unterdrückte, damit sein Sohn seinen Schmerz nicht sah …
    „Sie hatte den Topf über das Feuer gehängt, und ihr Rock kam gegen die glühende Kohle. Das reichte schon.“ Cyrus räusperte sich. „Damals war das nichts Ungewöhnliches.“
    „Auch wenn es nichts Besonderes war, es war schrecklich.“ Ich hielt es nicht länger aus. Ich schlang meine Arme um ihn. „Für dich und deinen Vater.“
    Ich vergab Jacob Seymour keine seiner Sünden, derer er schuldig war, aber dieser Vorfall erklärte einiges. Es erklärte auch, warum Cyrus so furchtbar auf jegliche Zuneigung von Frauen angewiesen war, ungeachtet der Frage, ob sie ihn liebten oder ob sie zu solchen Gefühlen überhaupt in der Lage waren.
    Wir sahen einander an. Seine Augen waren rot, als habe er seine Tränen unterdrückt. „Die einzigen Frauen, die mich jemals geliebt haben, wurden mir genommen. Einmal durch einen Schicksalsschlag, alle weiteren Male durch meinen Vater. Das werde ich ihm nie verzeihen.“
    „Das brauchst du auch nicht.“ Ich hatte das starke Bedürfnis, ihm zu sagen, wie sehr ich ihn liebte, aber es wäre eine Lüge gewesen.
    „Du hast mich nicht geliebt.“ Auch wenn er jetzt auf der anderen Seite der Blutsbande war, konnte Cyrus meine Gedankenund Gefühle spüren. „Aber ich glaube dir, dass du mich lieben wolltest.“
    „Das stimmt.“ Ich konnte meine Tränen nicht unterdrücken. Dieses Mal nicht. „Das stimmt.“
    „Wenn dich das trösten sollte, dann ist es eine Charakterstärke, dass du mich nicht lieben konntest.“ Er lächelte ein wenig, wurde dann aber schnell wieder ernst. „Das weiß ich mittlerweile.“
    „Du hast mich dafür gehasst.“ Ich beugte mich vor und lehnte meine Stirn gegen seine. Unsere Lippen hätten sich fast berührt. Mein Mund war trocken. Ich leckte mit der Zunge über meine Lippen, und dann lag er auf mir, bedeckte meinen Mund mit seinem und presste meinen Körper mit seinem Gewicht auf die Matratze.
    Das tue ich immer noch. Aber sein Gedanke wurde begraben von einer Flutwelle von Verlangen und … Angst?
    Cyrus lehnte sich zurück und nickte kurz zur Tür hinüber. „Das letzte Mal, als ich das getan habe, hat mich dein Freund ziemlich böse

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