Asche zu Asche
Leute hier?
Das Auto. Die Straßenbefestigung hinabrollen. Blut. Überall. Überall war Blut gewesen.
Oh Gott, er war nicht in den Händen von Rettungssanitätern, oder? Sie würden ihn vielleicht ins Krankenhaus bringen, ihn mit Beruhigungsmitteln betäuben und ihn in ein schönes helles Zimmer stecken, das nach Osten hinausgeht …
„Ich reagiere allergisch auf Sonnenlicht!“, rief er. Endlich gelang es ihm, eine Hand zu befreien, die er sich panisch vorsein Gesicht hielt. „Ich darf nicht ans Tageslicht!“
Das Gesicht der Frau verwandelte sich in eine dämonische Fratze. Max war noch nie in seinem Leben so glücklich gewesen, eine derartig abstoßende Fratze vor sich zu sehen.
„Wir wissen das“, stellte sie kurz und bündig fest. „Wie heißen Sie?“
„Max Harrison. Ich bin …“ Fast wäre ihm herausgerutscht: „In der Bewegung.“ Damit hätte er es ihnen zu einfach gemacht.
Was der Vampir als Nächstes sagte, klang wie Musik in seinen Ohren. „Max Harrison, auf Befehl der Bewegung zur freiwilligen Ausrottung von Vampiren, nehme ich Sie hiermit fest.“
„Ich bin in der Bewegung.“ Er lachte müde. Es fiel ihm zunehmend schwerer, wach zu bleiben. „Als es noch eine gab.“
„Wie bitte?“ Das blasse Gesicht der Frau wurde noch blasser. „Was haben Sie gerade gesagt?“
„Lass ihn in Ruhe, er ist nicht in der Verfassung, verhört zu werden“, schalt sie eine Stimme. „Schiebt ihn in den Wagen.“
„Bella. Wo ist Bella?“ Max drehte sich der Magen um. Warum wollten sie ihm nichts sagen? „Ich brauche sie. Ich muss sie sehen.“
„Später“, versicherte ihm der weibliche Vampir. „Das werden Sie später.“
Etwas stach ihm in den Arm. Durch seine Adern floss eine schläfrige Wärme, und alles um ihn herum wurde dunkel.
Als Max wieder aufwachte, befand er sich in einem Krankenhausbett. Er erschrak und suchte den Raum hektisch nach einem Fenster ab. Als er keines finden konnte, erinnerte er sich bruchstückhaft daran, was geschehen war. Er war in den Händen der Bewegung, befand sich also in Sicherheit.
Vorsichtig versuchte er, sich aufzusetzen. Seine Arme waren an das Bettgitter gefesselt.
Mit einem frustrierten Stöhnen zerrte er vergeblich an seinen Fesseln. Leder. Nicht allzu abgenutzt. Die konnte man auch an einem guten Tag nicht so einfach zerreißen, und heute war für ihn definitiv kein guter Tag.
„Ist da jemand?“ Niemand reagierte auf sein Rufen. „He, kann mich jemand hören?“
„Ich höre Sie, ich höre Sie.“ Max hörte schwere Schritte auf sein Bett zukommen. Er drehte den Kopf. Der Vampir, der gerade auf ihn zukam, wog gut und gern einhundertfünfzig Kilogramm und war über zwei Meter groß. Sein kräftiger roter Bart und seine stechend schwarzen Augen passten definitiv besser zu einem karierten Hemd und Latzhosen als zu dem Arztkittel, den er trug.
„Paul Bunyan?“, fragte Max, bevor er sich zurückhalten konnte.
Der Arzt fand das nicht sehr witzig. „Was brauchen Sie? Glauben Sie nicht, dass ich Sie aufstehen lasse, bevor wir nicht nachgeprüft haben, ob Sie auch wirklich Mitglied der Bewegung sind.“
„Bella“, keuchte Max. Seine Brust schmerzte aufgrund der Unsicherheit, die er verspürte. „Wo ist sie?“
„Sie ist da drüben.“ Dr. Lumberjack, der Mann, der aussah wie ein Holzfäller, deutete auf eine Ecke des Zimmers, die durch einen Paravent abgetrennt war. Von dort drang bläuliches Licht aus großen medizinischen Geräten.
Zumindest konnte Max das gleichmäßige Piepen eines Herzmonitors hören. „Geht es ihr gut?“
„Es geht ihr gut. Wir haben ihr Beruhigungsmittel gegeben, damit sie sich nicht zu viel bewegt und dabei die Nähte aufgehen, aber sie kommt durch.“
„Und das Baby?“ Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.„Ich meine, Sie wussten doch, dass sie schwanger ist?“
„Ja, wir haben eine Schwangerschaft festgestellt.“ Der Arzt zog eine Augenbraue in die Höhe. „Haben Sie damit etwas zu tun?“
„Was glauben Sie denn?“, gab Max zurück. Dann entspannte er sich. „Ich passe nur auf sie auf.“
„Dem Baby geht es gut. Wir haben einen Ultraschall gemacht, der Ordnung halber. Wollen Sie ihn sehen?“ Bevor Max antworten konnte, klappte Dr. Bunyan eine Krankenakte auf.
Das Foto, das er Max entgegenhielt, sah nach gar nichts aus, jedenfalls auf den ersten Blick. Es war nur ein Haufen grauer Linien vor einem blauschwarzen Hintergrund. Erst als der Arzt auf den Ausdruck tippte und sagte: „Das hier
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