Asche zu Asche
waren rot. „Ich habe die perfekte Waffe, aber ich bin zu feige, sie einzusetzen.“
„Du bist nicht feige. Er hat eine unglaubliche Macht über dich.“
Als Nathan darüber die Nase verzog, nahm ich seine Hand und legte sie auf die Stelle, wo früher einmal mein Herz gewesen war. „Wie du Macht über mich hast.“
„Welche Macht, Carrie?“ Er hob die Hände. „Ich kann dich nicht etwas tun lassen, was du nicht selbst tun willst.“
Als ich das hörte, läuteten in meinem Kopf die Alarmglocken. „Warum solltest du mich zu etwas zwingen, was ich nicht tun will?“
„Um dich von ihm fernzuhalten“, brachte er hervor. „Um zu verhindern, dass du ständig zu ihm rennst, wenn du einen Rat brauchst oder Trost suchst. Um zu verhindern, dass du ihn liebst.“
„Ich liebe dich .“ Ich war so geschockt von dieser ungeplanten Äußerung, dass ich eine Weile brauchte, bis mir ein intelligenteres Argument einfiel. „Ich empfinde für ihn, wie ich annehme, was alle Schöpfer für ihre Zöglinge empfinden. Oder stimmt das nicht?“
Nathan sah mich an, als wolle er mich mit seinem Blick verbrennen. „Und was glaubst du, ist dieses Gefühl?“
Noch nie war er so nahe davor gewesen, diese Worte zu sagen. Für einen Moment war ich sprachlos. Das nutzte er aus und redete weiter: „Wenn ich mich meinem Erschaffer öffne, dann weiß ich nicht, was passieren wird. Vielleicht ignoriert er mich. Vielleicht bringen wir alles in Erfahrung, was wir wissen wollen. Aber vielleicht gehe ich wieder dabei drauf. Und dieses Mal brauchst du mich nicht so nötig, als dass du mich wieder zu den Lebenden zurückholen wirst.“
Ich zog ihn an mich. Ich wollte einen Teil seiner Angst in mir aufnehmen, um ihn von dieser Last zu befreien. „Wie kannst du so etwas denken? Ich liebe dich. Als du schon einmal unter seiner Kontrolle warst, habe ich mein Leben und meinen Seelenfrieden riskiert, um dich zu retten. Ich würde das noch hundert Mal tun, wenn es sein müsste.“
„Aber ich nicht.“ Ich sah, wie sich sein Adamsapfel bewegte, als er schluckte. „Ich würde es nicht noch einmal durchstehen. Nicht mit dem, was er gegen mich in der Hand hat.“
Ziggy. „Nathan, er hat nur dann etwas in der Hand, das er gegen dich verwenden kann, wenn du noch Schuldgefühlehast. Und was Ziggy widerfahren ist, dafür konntest du nichts.“
„Nein?“, gab er zurück, als wäre er wütend, dass ich ihm das Gegenteil aufschwatzen wollte. „Ich habe ihn doch rausgeschmissen …“
„Er ist weggelaufen.“
„Na, aber ich habe auch nicht versucht, ihn aufzuhalten!“
Nathan stand auf und ging pausenlos auf und ab, während ich mich wieder ein wenig bequemer aufs Bett setzte. Nicht, dass ich dachte, er würde mir etwas antun, aber in solch schwierigen Situationen bin ich etwas vorsichtiger geworden.
„Nathan, das ist dein Problem. Du schiebst immer alles auf, bis es nicht anders geht. Und wenn es so weit ist, dann bist du nicht in der Lage, damit umzugehen. Dieses Schuldgefühl ist wie … wie Wundbrand. Wenn du ihn nicht behandelst, dann frisst er dich auf.“
„Das ist ein prima Beispiel, aber die einzige Behandlungsmethode für ein verfaultes Bein ist meiner Meinung nach Amputation. Ich will verflucht sein, wenn ich meine Erinnerungen an meinen Sohn wegschneide.“ Er setzte sich wieder hin, als wäre die Last zu groß für ihn, gleichzeitig sowohl sein Körpergewicht zu halten als auch das Gewicht seines Schmerzes zu ertragen. „Aber ich mache mir nicht nur um mich Sorgen.“
Zärtlich nahm er meine Hände und führte sie an seine Lippen. Er küsste meine Handflächen, dann meine Fingerspitzen. Nathan ließ sonst selten körperliche Nähe in dieser Form zu, es sei denn, sie führte zu Sex. Durch die Blutsbande spürte ich seine pure Verzweiflung. Als er mich ansah, begriff ich die Bedeutung seiner Angst, noch bevor er etwas sagte.
„Er hat mir alles genommen“, flüsterte er und drückte meine Hände so sehr, dass es fast schmerzte. „Marianne, Ziggy. Er wird mir auch dich wegnehmen.“Ich versuchte, einen tröstenden Allgemeinplatz zu stammeln, aber er wollte nichts hören. „Sag gar nichts, Carrie. Du kennst ihn nicht. Er will. Das ist alles, was diese Kreatur ausmacht. Haben wollen. Wenn du geglaubt hast, Cyrus sei schlecht, dann ist er nur eine verwässerte Version seines Vaters. Er wird mich zurückholen, und dich gleich dazu. Ich darf nicht zulassen, dass dir das passiert.“
„Ich gehe nirgendwohin.“ Ich entzog meine
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