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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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hättest du es nicht ertragen, dass ich jemanden küsse«, sagte Summer langsam. »Ehrlich gesagt hört es sich sogar so an, als würdest du mich … immer noch lieben.«
    »Nein«, kam es von Loved zurück. »Ich habe nur gedacht, dass du dem Kerl das Gleiche antun wirst wie mir.«
    Beinahe hätte sie gelacht. »Genau. Und deshalb hast du ihn niedergeschlagen. Gib es zu. Du warst rasend eifersüchtig. Vielleicht wolltest du mich tatsächlich töten, aber du hättest es ohnehin nicht getan. Du hättest ja sonst auch jede Chance verspielt, dein Herz zu finden.«
    Damit war sie offenbar einen Schritt zu weit gegangen. Er sprang auf und durchmaß den Raum mit großen Schritten. Als er sich zu ihr umwandte, funkelten seine Augen in dieser Wut, die sie nur zu gut an ihm kannte. Umso seltsamer, dass ich mich überhaupt nicht mehr vor ihm fürchte .
    »Was willst du von mir, Shena?«
    »Hilf mir, mich zu erinnern! An dich. Und … an uns.«
    »Dann hol mich hier raus! Vorher wirst du kein Wort von mir hören.« Er hob die Brauen. »Und schon gar nicht über … Indigo.«
    Er lachte, als sie blass wurde und empört aufsprang.
    »Genau so kenne ich dich, Shena«, sagte er mit einer Freundlichkeit, die sie noch mehr reizte. »So schnell wütend, wenn ein Mensch dir nicht gehorcht.«
    »Nenn mich nicht Shena!«, fuhr sie ihn an. »Ich kenne sie nicht und ich erinnere mich nicht an diesen Namen. Ich heiße Summer.«
    Sie stutzte. Warum nicht Tjamad?

    »Summer, aha. Dein Bühnenname.« Er lachte herablassend. »Du willst also ein Spiel mit mir spielen? Das kannst du haben!« Mit zwei Schritten war er bei dem zierlichen Stuhl, der in der Ecke des Zimmers stand. Er packte die Lehne, kippte das Möbelstück - und trat dann mit voller Wucht gegen das Stuhlbein. Es krachte, als es aus dem Rahmen brach.
    Summer zuckte zusammen. Was hat er vor? Er wird doch nicht auf mich losgehen? Er war gerade dabei, das nächste Stuhlbein zu bearbeiten. Ihre Hand glitt zu den Schlüsseln in ihrer Rocktasche, aber selbst wenn sie jetzt losliefe, käme sie nicht an ihm vorbei. Schon kam er mit den beiden Holzstücken in den Händen auf sie zu. Summer wich ein paar Schritte zurück. »Was soll das? Der Wächter wird …«
    Er warf ihr das eine Stuhlbein zu und sie fing es auf und betrachtete ihn noch ratloser als zuvor.
    »Du willst dich doch unbedingt erinnern«, sagte er. »Und ich habe keine Lust auf eine Unterhaltung. Also zeig mir, was du davon noch weißt!«
    Er sprang vor, das Stuhlbein wirbelte so schnell auf sie zu, dass sie es nur unbeholfen abwehren konnte. Holz traf auf Holz. Dann war ihre Hand leer und das Stuhlbein lag auf dem Boden.
    »Für den Anfang katastrophal«, bemerkte er trocken. »Hast du vergessen, dass ich mit der linken Hand kämpfe?«
    Summer ballte die Hände zu Fäusten. Dann hob sie das Stuhlbein auf, schätzte die Entfernung ab - und stürzte auf ihn zu.
    Selten war sie so außer Atem gewesen. Und zu ihrer Verblüffung geschah etwas mit ihr. Und auch mit Loved. Hatten sie sich anfangs noch als Gegner gegenübergestanden, wurde es zunehmend zu einer spielerischen Lektion. »Zur Seite beugen«, wies Loved sie zurecht, als das Stuhlbein wieder einmal durch die
Luft segelte. »In dem Moment, in dem du siehst, dass ich den Arm hochreiße, musst du mir schon die Schulter zuwenden.« Er musste grinsen, als sie einmal über ihren Rock stolperte. Nach dem zwanzigsten Versuch verging ihm sein Spott allerdings. Es gelang ihm nicht mehr so leicht, sie zu entwaffnen, und als sie es einmal schaffte, ihn ein paar Schritte zurückzutreiben, sah sie, dass er anerkennend die Brauen hochzog. Ein paar Sekunden später standen sie sich mit gekreuzten Waffen direkt gegenüber, erhitzt, begeistert vom Kampf und außer Atem. In seinen Augen sah sie klein und verzerrt ihr Spiegelbild. Und auf seinen Lippen lag ein ironisches Lächeln. »Offenbar hast du doch nicht alles vergessen.« Holz traf mit einem Klacken auf das Mosaik, als er sie mit einem überraschend schnellen Schwung entwaffnete. Aber erst als er vortrat und sie an sich zog, begriff sie, dass er auch seine Waffe weggeworfen hatte. Und dann war es plötzlich nicht mehr wichtig, wer sie beide waren. Sie versanken nur noch in diesem Kuss. Diesmal stieß er sie nicht von sich. Er hielt sie fest, auch dann noch, als sich ihre Lippen zögernd voneinander gelöst hatten. Eng umschlungen standen sie da und tranken die Nähe des anderen. Seine Hand strich über ihr Haar und sie schmiegte sich

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