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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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übergegriffen.«
    »Niedergebrannt?« Summer kam mit einem Satz auf die Beine und schob sich geduckt näher an die Frau heran, ohne das Geschimpfe der anderen Reisenden zu beachten.
    Die Alte nickte gewichtig. »Ein Haufen verkohltes Holz«, erklärte sie beinahe stolz. »Sieht ganz so aus, als hätte da jemand wirklich ordentlich nachgeholfen. War bestimmt eine der Banden.
Und nicht nur das, die Feuerteufel haben auch noch die ganzen Viecher auf die Straße gelassen. Fünf Leute wurden schon angefallen. Und das Viertel um das Theater herum ist jetzt abgeriegelt, wegen der großen Schlange und den anderen Monstern. Die ganze Stadtpolizei ist auf den Beinen.«
    Summer spürte, wie blass sie wurde. Es gelang ihr nicht ganz, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. »Aber es ist doch niemandem etwas passiert? Von der Truppe, meine ich? Oder dem Direktor? Weißt du, ob jemand verletzt wurde? Na los, rede schon!«
    Die Frau warf ihr einen scharfen Blick zu, in den sich bereits Misstrauen mischte. »Das weiß ich doch nicht!«, keifte sie zurück. »Ich weiß nur, dass der Brand heut Nacht gelegt wurde. Lange nach der Mitternachtsvorstellung.«
    Auf der Stelle wurde Summer glühend heiß. Ein weiterer Schuss gab ihr ein paar Sekunden Zeit, sich wieder zu ducken und mit der aufsteigenden Panik fertig zu werden. Bisher war es nur die Ahnung von Bedrohung gewesen, doch nun fügten sich alle Zufälle der letzten Nacht ineinander, ergaben ein Muster: der Zuschauer im Theater, der Überfall … und jetzt das. Es war ganz sicher keine Bande gewesen, die Feuer im Theater gelegt hatte. Und der Eindringling hatte nicht nach Geld gesucht. Sondern nach Summer. Aber wie konnte er mit einer solchen Verwundung am Arm noch einbrechen? Gänsehaut auf ihren Armen und ihrer Seele. Er ist tatsächlich real! Er zurückgekommen, er ist mir auf der Spur und er holt auf!
    »Ach ja, und eine von der Truppe wird gesucht«, fuhr die Frau fort. »’n Mädchen. Hat sich aus dem Staub gemacht. Irgend so’ne Militärfrau aus dem Ausland hat sie nachts in der Gasse gestellt, aber sie konnte abhauen. Und kurz darauf brannte es. Na ja, die wusste schon, warum sie weggelaufen ist - hat bestimmt was mit
den Brandstiftern zu tun, wenn sie’s nicht sogar selbst war. Jetzt sucht die Polizei nach ihr.«
    Summer musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um sich nicht zu auffällig umzusehen.
    »Warum schießen die auf die Katze?«, wechselte sie das Thema. »Es sind doch alles dressierte Tiere. Warum holt man nicht die Dompteure, um sie wieder einzufangen?«
    »Weil die sich aus dem Staub gemacht haben. Würde ich an ihrer Stelle auch tun. Bator Sel ist stinksauer«, knurrte die Alte und setzte sich ächzend zurecht. Als sie wieder zu Summer aufblickte, hatte sich der misstrauische Zug um ihren Mund vertieft. »Dafür, dass du hier nur dumm rumstehst und mich ausfragst, weißt du ja ziemlich viel über die Leute im Theater.«
    Summer spuckte aus. »Und dafür, dass du so weit vom Hafen weg nur im Dreck sitzt, weißt du auch nicht gerade wenig, alte Hexe. Ich wette, du weißt mehr über die Bande, als du sagst, stimmt’s? Steckst du mit denen am Ende unter einer Decke?«
    Die Bettlerin war nur einen Moment lang verblüfft, dann lachte sie krächzend. »Schön wär’s«, erwiderte sie ungerührt. »Aber nä! Straßen haben Ohren, Beine und tausend Münder und …«
    Empörte Rufe, schadenfrohes Lachen und ironischer Applaus. Einige Zuschauer hatten sich auf die Seite der gejagten Schneekatze gestellt, die gerade wie ein Kometenschweif aus Silber durch ein zerschossenes Fenster nach draußen verschwand. Summer atmete insgeheim auf. Lauf! , dachte sie. Klettere vom Dach, flieh in die Berge! Und dann, ganz unvermittelt: Ob Mort noch lebt? Beim Gedanken an ihn krampfte sich ihr Herz zusammen. Sie schluckte und versuchte sich einzureden, dass es ihm gut ging. Es half nichts: Sie konnte jetzt nur noch zusehen, dass sie so schnell wie möglich aus der Stadt kam.

    Als wollten sie die Verzögerung wettmachen, sprangen die Wartenden sofort wieder auf die Beine und beeilten sich, zu den Waggons zu kommen. Weiter vorne im Zug fielen bereits die ersten Türen zu. Rauch stieg auf, Wasserdampf zischte, Ventile schlugen laut wie Schüsse. Summer unterdrückte ihren Widerwillen gegen das Gedränge und warf sich mit Ellenbogen und Knien in die Menge »He!«, brüllte ein Reisender empört und stieß ihr den Ellenbogen in die Rippen. »Warte gefälligst!«
    Aber Summer schob sich

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