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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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durch die Zähne.
    »Was machen deine Eltern?«
    Okay, über diese Klippe muss ich springen. Einmal muss ich es sagen und das Mitleid über mich ergehen lassen, das sicher kommen wird.
    »Die sind tot.«
    Sie verzieht keine Miene. Scheint sie nicht besonders zu kratzen, dass ich Waise bin.
    »Und wo wohnst du?«
    »Bei meiner Oma.«
    »Na, auf jeden Fall ist dann das Durchschnittsalter hier jünger als bei dir zu Hause. Herzlich willkommen in Ravenhorst, Cinderella!«
    »Cinderella?«
    »Das ist jetzt dein Name hier.«
    Ehrlich, ihr Lachen ist total süß. Sie hat so eine hübsche rosa Zunge.
    Und dann sagt sie noch einmal: »Mann, deine Haare sind wirklich geil. Willst du sie mir nicht schenken?«

KAPITEL 6
    I rgendwann, als es schon dämmerte, war das Gewitter endlich richtig ausgebrochen. Gewaltiges Donnern folgte auf die Blitze, die über den schwefelgelben Himmel zuck ten. Kurz darauf fing es sintflutartig an zu regnen. Aber erst als der Regen nachließ und nur noch leise gegen un ser Fenster prasselte, fielen mir tatsächlich die Augen zu. Ich schlief fest ein. Und es kam mir vor, als hätte ich tat sächlich nur wenige Minuten geschlafen, als mich ein lau tes Krächzen erneut aufweckte. Die düsteren, auf dringlichen Jammerrufe erschreckten mich fast zu Tode.
    Mit einem Schrei fuhr ich hoch.
    Der Regen hatte aufgehört, beide Fenster standen offen und in einem von ihnen hüpfte ein schwarzer Vogel ner vös hin und her, als könne er sich nicht entscheiden.
    Warum starrst du mich so an?, fragte ich ihn stumm, ich habe nichts getan.
    »Auch schon wach?« Meg war dabei, sich anzuziehen.
    Ich ließ mich zurück aufs Kissen sinken und zog die De cke hoch bis unter das Kinn. Der Himmel war wolkenbe deckt und die Feuchtigkeit des Waldes drang durch die Fenster. Das Gewitter musste die Luft mindestens um fünfzehn Grad abgekühlt haben. »Gott, ist das kalt gewor den.«
    »Warte erst mal den Winter ab. Ravenhorst liegt in ei nem Kältetal. Übrigens, ich möchte dich ja nicht hetzen, aber in fünf Minuten gibt es Frühstück.«
    »Wie viel Uhr ist es?«
    »Viertel vor sieben!«
    »Was?«
    Zum zweiten Mal an diesem Morgen fuhr ich erschreckt hoch. »Warum hast du mich nicht geweckt?«
    »Bin ich der Hüter meiner Brüder, Schwestern oder Zim mernachbarinnen? Nein! Übrigens steht der Wecker di rekt vor deiner Nase!«
    Ich schüttelte das Gerät mehrmals und kam zu dem Schluss, dass die Batterien am Ende waren.
    »Außerdem«, Meg knüpfte die weiße Bluse der Schuluni form zu, »ist Frau Sturm, unsere Supernanny, schon vor zwanzig Minuten durch die Gänge gegangen und hat an alle Türen geklopft.« Sie hielt einige Sekunden inne und musterte mich eindringlich: »Hast du nichts gehört?«
    Ich schüttelte den Kopf. Hatte sie die Absicht, mich zu testen? Versuchte sie herauszufinden, ob ich das Ge spräch in der Nacht belauscht hatte?
    »Du musst ja einen festen Schlaf haben.«
    Gähnend meinte ich: »Meine Mutter sagt immer, ich soll te meinen Tiefschlaf als Patent anmelden.«
    Meg grinste – erleichtert, wie mir schien – und zog schwarze Ballerinas über. »Zu deiner Info: Beim Duschen gibt es eine militärische Reihenfolge. Trixie und Pink sind die ersten morgens. Sie brauchen ewig . . . und wenn ich sage ewig, dann meine ich endlos, unendlich. Danach bin ich dran und erst dann ihr, die Novizen. Soll heißen, JETZT wären die Duschen frei, aber dann kommst zu spät zum Frühstück. Mich stört es allerdings nicht, wenn du nicht täglich duschst.«
    Sie griff nach der Umhängetasche mit der Aufschrift Free your soul und schlug die Tür hinter sich zu.
    Ich sprang aus dem Bett und zog mich gerade an, als das Display meines Handys aufleuchtete.
    Schon wieder eine Nachricht von Mammi! Diesmal aller dings eine SMS.
    Seit wann konnte die denn simsen? Das musste jemand für sie geschrieben haben! Vermutlich die schlauen Kids aus ihrem Kindergarten.
    Die Nachricht lautete: »Alles o. k.?«
    »Yes«, simste ich zurück und dachte gleichzeitig: Wenn du wüsstest!
    Im Speisesaal begegnete mir als Erste Sonja, die fröhlicher wirkte als gestern. Sie hängte sich sofort an mich wie eine Klette. »Darf ich mich neben dich setzen?«
    Wenn du nicht wieder zu heulen anfängst, wollte ich schon sagen, aber im Grunde habe ich ein gutes Herz – al so nickte ich: »Klar.«
    Wir bahnten uns mit unseren Frühstückstabletts einen Weg durch die schmalen Durchgänge zwischen den Ti schen, bis ich ganz hinten zwei freie Plätze

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