Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
sie ist dort oben spazieren gegangen. Auf dem Dach! Ganz normal am ersten Schultag!
    Und wenn jemand sie gestoßen hatte?
    Dieser Typ, der eben bei uns am Fenster gewesen war? Irgendetwas musste schließlich zwischen den beiden vor gefallen sein. Und Meg wusste davon. Meg und Kira. Kira hatte nicht mehr in diesem Zimmer wohnen wollen.
    Ein Blitz zuckte über den Himmel, gefolgt von einem lei sen Donnern.
    Du bist übermüdet, Jule, sagte ich mir. Diese drückende Schwüle. Und die ganze Aufregung.
    Die vielen neuen Leute, da brennt leicht mal der gesun de Menschenverstand durch wie eine elektrische Sicherung.
    Schlief ich irgendwann ein? Ich weiß es nicht. Wenn ja, waren die Raben aus meinem ersten Traum verschwun den. Dafür beschäftigte mich ein anderer Gedanke: Unser Zimmer lag im zweiten Stock. Wie war es möglich, dass in der Nacht jemand ans Fenster klopfte?
    Schlaf endlich, sagte ich mir immer wieder, morgen sieht die Welt schon wieder anders aus, du wirst aufwa chen und denken: Alles nur ein böser Traum!
    Und dann dachte ich: Genau, Jule, und man hat schon Pferde kotzen sehen.

Kiras Tagebuch
    Eintrag No. 1
    Ein Tagebuch ist eine tolle Sache. Ich kann denken, was ich will, schreiben, was mir in den Sinn kommt, meine Gefühle outen nach dem Motto: Lass es einfach raus!
    Zu Hause bei Oma war nur dieser alte lahme PC, den ich im Secondhandladen in Kreuzberg für fünfzig Euro erstanden habe. Und der reichte gerade mal aus, um ab und zu ein Referat für den Unterricht zu tippen. Wenn ich ins Internet wollte, musste ich den Lehrer um Erlaubnis fragen und unterschreiben, dass ich nicht spiele, keine privaten E-Mails verschicke, MSN nicht nutze und auf keinen Fall Dateien runterlade oder auf YouTube (Sex-)Videos schaue. Ausgerechnet ich!
    In Ravenhorst steht jedem Schüler ein eigener Laptop zur Verfügung! Der helle Wahnsinn. Ich bin total aufgeregt und fühle mich so reich wie Paris Hilton. Na ja nur fast.
    Überhaupt renne ich die ganze Zeit durch die Schule und grinse wie ein Honigkuchenpferd; jeden strahle ich an, sogar Direktor Sattler, dabei ist das ein Typ wie Remus Lupin aus Harry Potter, wenn er zum Werwolf wurde. Aber ich strahle ihn an. Und auch Frau Schüler, die uns ständig mit den Hausregeln kommt. Sie heißt hier nur: Big mama is watching you. Aber während die anderen so genervt aussehen, als verkünde sie die Hausordnung einer geschlossenen Abteilung, sauge ich die neuen Vorschriften einfach so in mich ein.
    Tischdienst, Ordnungsdienst, Studierzeiten, Silentium . . . alles kein Problem.
    Zehn Uhr Bettruhe? Super!
    Hauptsache WEG von zu Hause, weg von Oma, entlassen aus der Gefangenschaft bei einer fünfundsiebzigjährigen Aufseherin mit allem, was dazugehört: Gebiss im Wasserglas, Angoraunterwäsche zu Weihnachten, selbst gestrickte Socken usw. usw.
    Das Internatsgebäude ist total beeindruckend, ja imposant ein ehemaliges Zisterzienserkloster Zisterzienser klingt nach verschärften Haftbedingungen. Aber mal ehrlich, wenn man die Wahl hat zwischen Kloster und Gefängnis, was würde man wählen? Nicht nur, wenn man als einigermaßen intelligent gilt! Das Kloster, oder? Eben!
    Thank you, Jesus für den IQ von 138 Punkten, der mich hierhergebeamt hat.
    Ach, jetzt kommt meine Zimmergenossin herein. Die hat vielleicht rote Locken! Als ob sie in Flammen steht. Und das Erste, was sie sagt, ist: »Auch wenn du hier wohnst, sollten wir doch einige Regeln beachten. Kein Tastengeklapper im Zimmer. Wozu gibt es den Computerraum im Keller? HIER möchte ich Privatsphäre, okay?«
    »Kein Problem«, sage ich und strahle sie an, worauf sie entgegnet: »Was grinst du so wie ein Honigkuchenpferd.«
    Na ja, das ist zwar nicht gerade ein vielversprechender Anfang, aber schon im nächsten Moment kommt jemand zur Tür hereingestürmt, bleibt stehen und meint zu mir: »Mann, hast du lange Haare! Sind die echt oder hast du eine Haarverlängerung machen lassen? Darf ich sie mal anfassen?«
    »Klar!«
    Sie wuschelt mit ihren Händen durch meine Mähne und dann wirft sie sich auf mein Bett und sagt: »Ich bin übrigens Nora, aber alle nennen mich Pink. Fast jeder hier hat einen Nickname. Du be kommst auch einen verpasst!« Sie blickt zur Rothaarigen, die seltsa
    me Turnübungen auf dem Boden macht: »Meg, was meinst du?«
    »Mach, was du willst.«
    »Also –«, Nora, Verzeihung Pink, schaut mich ganz genau an und dann fragt sie: »Hast du ein Stipendium?«
    Ich nicke.
    »Welcher Durchschnitt?«
    »1,2.«
    Sie pfeift

Weitere Kostenlose Bücher