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Aschenputtelfluch

Aschenputtelfluch

Titel: Aschenputtelfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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geläutet, aber noch kein Lehrer war erschienen.
    Wer direkt an der Tür sitzt, ist ein Loser. Aber es war der einzige Platz, der noch frei war. Neben mir hatte die Non ne ihre Schulsachen ordentlich auf dem Tisch ausgebrei tet, als handele es sich um die Vorbereitung zu einer OP. Danach folgten die dunkelhaarige Emilia und der Junge, der drei Köpfe kleiner war als ich. Ich erinnerte mich, dass sie ihn Fledermaus oder Batbaby nannten. Sonja hatte sich neben Trixie gequetscht. Unsere Heulsuse hatte rote, hek tische Flecken im Gesicht. Wahrscheinlich war sie gleich nach dem Frühstück hierhergestürzt, um nur ja nicht den Loser-Platz zu bekommen, dachte ich, aber ich war eher amüsiert als verbittert. Sonja tat mir immer noch leid, so verkrampft, wie sie war.
    Bastian und Danny kamen gleich nach Trixie und die wirklich Coolen, wie Pink, Indi, Nikolaj und Meg, hatten ihren Platz in der hinteren Reihe oder am Fenster.
    »Die Polizei ist im Haus!« Emilia, die vor der Tür Wache gehalten hatte, kam ins Klassenzimmer gestürmt. »Wenn es Selbstmord war, warum ist dann die Polizei hier?«
    Ich bemerkte die Blicke, die sich alle zuwarfen. Emilia setzte sich an ihren Platz. Ihre Stimme triefte vor Sensa tionsgier, während sie flüsterte: »Aber das wissen doch al le, dass Kira psycho war. Schon allein wegen der Geschich te mit ihren Eltern.«
    »Na ja, wenn man beide Eltern durch einen Verkehrsun fall verliert, da muss man ja durchdrehen.«
    »Kira hat sich bestimmt schuldig gefühlt«, seufzte Emilia.
    »Warum?«
    »Na ja, sie . . .«
    Emilia sprach nicht weiter, denn nun betrat Frau Sturm den Klassenraum mit einem Stapel Zettel, den sie mir in die Hand drückte.
    »Würdest du bitte den Stundenplan weitergeben?«
    Ich reichte der Nonne den Stapel und überflog das Blatt.
    Frau Sturm baute sich neben der Tafel auf. »Ihr wisst ja, hier in Ravenhorst gibt es keine Schonzeit. Ihr habt also heute ganz normalen Unterricht, wie auf dem Stunden plan angegeben.«
    Allgemeines Murren antwortete ihr.
    Ich stellte fest, dass wir jetzt Mathe hatten, dann Physik und anschließend Sport.
    Okay, ich war hier nicht zum Vergnügen.
    Frau Sturm fuhr mit ihren Erläuterungen fort. »Jedem von euch steht ein eigener Laptop zur Verfügung, den ihr heute nach dem Unterricht im Computerraum abholen könnt.«
    Emilia meldete sich.
    »Was gibt es?«
    »Warum ist die Polizei hier? Heißt das, dass Kira doch nicht freiwillig gesprungen ist?«
    »Nein«, bemerkte Frau Sturm, um einen entschiedenen Ton bemüht, der ihr ganz und gar nicht gelang. »Jeder nicht natürliche Todesfall wird von der Polizei untersucht. Das gehört zur Routine.«
    »Was ist ein nicht natürlicher Todesfall?«, fragte Bastian.
    »Nun, Bastian, du hast dich noch nie durch besonders in telligente Fragen ausgezeichnet.«
    »Wird sie obduziert?« Emilia verzog angewidert das Ge sicht. »So richtig aufgeschnitten? Wie im Fernsehen?«
    »Klar, die klappen ihre Gehirn auf und dann versuchen sie herauszufinden, warum sie so verrückt war zu sprin gen«, erklärte Bastian. Er hatte offenbar den Schock gut verkraftet.
    Frau Sturm sah ziemlich mitgenommen aus und schien erleichtert, als es an der Tür klopfte.
    Frau Schüler betrat mit einer ihrer Listen das Klassen zimmer. »Mit folgenden Schülern möchte die Polizei spre chen: Nora, Michael, Margit und Nikolaj.«
    Nikolaj?
    Warum Nikolaj?
    Die vier erhoben sich und verließen das Klassenzimmer. Danach herrschte eine unheimliche Ruhe. Trixie und Bas tian warfen sich Blicke zu und ich spürte ganz deutlich: Hier gab es ein Geheimnis, etwas, das im Verborgenen lauerte. Und ich war zu sehr Daddys Kleine, als dass ich es nicht herausfinden wollte.
    Als ich den Umkleideraum der Sporthalle betrat, waren Meg und Pink, die die ersten beiden Stunden gefehlt hat ten, wieder da. Pink hatte mir den Rücken zugedreht und zog gerade ihre Sportsocken über. Ich musste wegsehen, weil ich wirklich fürchtete, der String ihres Slips könnte jeden Moment reißen. Für einen kurzen Moment überleg te ich mir ernsthaft, mich in der Toilette umzuziehen, denn meine Unterhose stammte im Gegensatz zu diesem Nichts von Slip aus dem 19. Jahrhundert. Noch schlimmer mein BH, wenn man ihn so nennen konnte.
    »Was wollte die Polizei von euch?«, fragte Emilia aufge regt.
    »Du nervst, Küken«, entgegnete Meg.
    »Habt ihr was mit der Sache zu tun?«
    »Halt die Klappe!«
    »Aber warum wollten die dann mit euch sprechen?«
    »Weil wir wichtig sind, im Gegensatz zu

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