Aschenputtelfluch
sagen.«
»Ach ja, Miss Klugscheißer! Warum? Weil dein Vater ein Bulle ist?«
Ich fühlte mich einfach beschissen und vermutlich war es ein Fehler. Genau der falsche Satz zur falschen Zeit. Und ich meinte es ja auch nicht ernst, aber ich entgegnete eiskalt: »Genau! Und wenn du es nicht sagst, dann tue ich es.«
Das war mein größter Fehler an diesem Tag.
Kiras Tagebuch
Eintrag No.13
Ich hatte als Einzige einen Pyjama an! Nein, halt, wäre es wenigstens ein Pyjama gewesen. Ich trug ein Nachthemd mit einem Pferd auf der Brust. Echt, ich wäre am liebsten gestorben! Im Erdboden versunken! Es war sooo peinlich! Und dann bin ich auf dem Rückweg auch noch IHM begegnet. Er wusste nichts, hat mich mit seinen Armen aufgehalten und für einen Moment dachte ich, ich falle in Ohnmacht. Mann, er roch so gut und sein Mund war meinem so nahe. Aber dann sah ich mich selbst. Das bescheuerte kackbraune Pferd direkt auf meiner Brust. Ich bin gerannt, so schnell ich konnte. Die ganze Nacht habe ich in mein Kissen geheult. Dieses verfluchte Nachthemd. Ich werde es verbrennen, ins Klo schmeißen, zerschneiden und schlafe lieber nackt, als es noch einmal anzuziehen. Apropos nackt da muss ich schon wieder an IHN denken.
Meg meint, das war Pinks Rache, weil ich ihr im Fall Fledermaus in den Rücken gefallen bin und wegen IHM.
Plötzlich traue ich niemandem mehr.
KAPITEL 11
W ie betäubt saß ich am nächsten Morgen im Klassenzim mer. Es regnete mal wieder und der Himmel war genauso grau, wie ich mich fühlte. Vor dem Fenster das ewige, ekli ge, ätzende Krächzen debiler Vögel, vor der Tür das bissi ge, gehässige, hämische Lachen boshafter Mitschüler.
Mach es wie Emilia, sagte ich mir, lach über dich selbst. Vergeblich. Es gelang mir nicht. Mich quälte nicht nur die Tatsache, dass ich mich zum Affen gemacht hatte – ver mutlich würde in aller Zukunft mein Spitzname Snoopy sein – , sondern man hatte mich bewusst ins Messer laufen lassen.
Dieser verdammte Schlafanzug. Ich würde ihn das Klo hinunterspülen, mit der Schere zerschneiden, ihn auf dem Schulhof verbrennen.
Und dann noch die Erinnerung an Nikolaj. Er hatte mich in Snoopy gehüllt gesehen!
Schrecklich!
Vielleicht war es aber auch ein passendes Outfit für mei ne Dummheit und Naivität. Ich hatte nichts Besseres ver dient!
Pyjamaparty!
Wir waren doch nicht in der Unterstufe.
Aber warum ich? Warum? Wieso? Weshalb? Mir fiel kein Grund ein. Noch vor zwei Tagen war alles in Ordnung ge wesen. Und jetzt? Was war passiert? Ich zermarterte mir das Gehirn. Okay, Meg war offenbar eifersüchtig – das hatte ich kapiert. Aber sie war überhaupt nicht auf der Party gewesen. Konnte es sein, dass sie dennoch die Fäden im Hintergrund zog? Und alle waren ihre Marionetten? Handelten auf ihre Anweisungen? Zappelten nach ihrer Regie?
Wie betäubt kämpfte ich mich bis zur letzten Stunde durch ein Schweigen, das sie verabredet haben mussten. Sie tuschelten hinter meinem Rücken, ich spürte, wie sie spöttische Bemerkungen über mich machten, Gespräche verstummten jäh, wenn ich vorbeikam. Und Nikolaj? Er war nicht zum Unterricht erschienen. Ich wollte Emilia fra gen, wo er war, als sie mir zuflüsterte: »Hast du schon ge sehen?«
»Was?«
»Du bist in YouTube?«
»Ich?«
»Ja.«
»Wieso . . .«
»Sie haben dich gestern fotografiert.«
Mir wurde schlecht.
Ich war im Internet zur Besichtigung freigegeben. Jeder konnte mich herunterladen und sich über mich kaputtla chen.
Ich starrte auf die schwarze fette Spinne, die sich vor dem Fenster in rasender Geschwindigkeit abseilte. In der Mitte des Fensterkreuzes machte sie halt, schwang sich einmal um die eigene Achse und blieb an der Scheibe kle ben, als beobachte sie mich.
Spinnen sind ekelhaft.
Ich hasste in diesem Moment alle Tiere, die schwarz wa ren. Am liebsten wäre ich aufgesprungen, hätte das Fens ter aufgerissen, um sie in die Hand zu nehmen und aus dem dritten Stock zu schleudern.
Von all diesen Dingen merkte Frau Sturm, die Supernan ny, natürlich rein gar nichts. Sie stand vor der Tafel mit dem Rücken zu uns und zeichnete Kurven an die Tafel, wobei sie lautstark Formeln herunterratterte, als feuere sie ein Maschinengewehr ab. Ich versuchte vergeblich, mich zu konzentrieren.
»Sinus, Kosinus und Tangens sind bestimmte Verhältnis se zwischen Winkel und Seiten. Wenn man zwei Seiten hat, kann man mithilfe dieser Sätze ganz einfach einen Winkel ausrechnen.«
»Oho! Ich würde gerne jeden Winkel an
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